KAPITEL 11

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In meinen Augen fand sich wieder dieselbe Angst. Was hatte ich auch erwartet? Jeff ist schließlich Jeff. Zögernd näherte ich mich seinem Gesicht. Er bewegte sich nicht einen Millimeter. Ich dachte eher, es wäre als Warnung für das nächste Mal gemeint. Er jetzt zu wütend ist und dass er nicht mehr in der Stimmung wäre. Fehlanzeige! Er wich weder zurück noch kam er näher, aber er hatte seinen Blick fest auf mich gerichtet. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, zog in leicht zu mir runter und legte meine Lippen auf seine. Meine Augen schlossen sich, mein Mund öffnete sich leicht. Ich fing an, ihn zu küssen. Nicht mit Zunge und nicht zu intensiv. Nur so wie ich gerne nach dem Aufwachen geküsst werden will. Leicht und doch spürbar, außerdem mit einem Gefühl, dass man froh ist, neben dem anderen aufgewacht zu sein. Jeff erwiderte zwar den Kuss, jedoch nicht in seiner sonst so stürmischen Art. Er ließ mich einfach machen. Wahrscheinlich das erste Mal, dass er mir die Kontrolle abgab. Nach wenigen Sekunden trennten sich unsere Lippen auch schon wieder und ich sah zurück in Jeffs Augen als ich mich langsam wieder von seinem Gesicht entfernte. Wir sahen uns kurz schweigend an. Ich wusste zwar nicht, was er dachte, aber ich hoffte nur, dass wenn ich ihm seinen Wunsch erfüllt habe, er mich für heute in Ruhe lässt. 

„Hm.~ Das machst du jetzt jeden Morgen und dann entscheide ich, was ich mit dir anstelle." – „Was?" 

Ich schaute ihn mit großen Augen an. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein! 

„Du hast mich schon verstanden." 

Er ließ mich ohne ein weiteres Wort los und stand auf. Ich wusste nicht genau, was ich tun sollte, also legte ich mich noch einmal hin. Jeff sah das und zog mir auch gleich die Decke wieder weg. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn genervt an. 

„Was soll das?" Er zog sich seinen üblichen Hoodie über. 

„Ich erwarte ein tolles Frühstück von dir. Was sonst?" 

Ich stand seufzend auf und ging zu meinem Koffer. Ich zog eine Röhrenjeans unter Jeffs ausgeliehenen Hoodie an und zog mir ebenso schnell irgendwelche Schuhe dazu über. Meine Haare hatte ich gestern auch wieder in Ordnung gebracht und kämmte diese nur noch schnell durch. 

„Bist du endlich fertig?" 

Ich nickte nur kurz und wollte schon vorausgehen, doch Jeff zog mich schnell wieder zu sich zurück. „Was ist los?" Ich war verwirrt. 

„Nachdem letzten Mal, lass' ich dich nicht mehr alleine rum wandern."

 Ich dachte schon, ich bekomme wieder eine Kette um den Hals, doch überraschenderweise nahm er meine Hand. Er ging voraus und zog mich hinter sich her nach draußen. Er war wie immer stürmisch und ich musste praktisch hinter ihm herrennen. 

„J-Jeff... Bitte, du bist zu schnell!" 

Er grummelte vor sich her, aber wurde dieses Mal tatsächlich langsamer für mich. 

„D-Dankeschön ..."


 ✿ ✿ ✿


Jeff saß am großen und so gut wie nie benutzten Esstisch. Er beobachtete jede meiner Bewegungen mit seinen lidlosen Augen wie ein Adler. Einerseits fühlte ich mich wie von einem Raubtier anvisiert, andererseits fühlte ich mich nach dem letzten Vorfall auch sicher und behütet. So oder so blieb mir nichts anderes übrig, als seine Blicke zu erdulden. Ich legte letzte Hand an die Waffeln an und brachte sie dem großen Meister zu Tisch. Ich wollte die Küche aufräumen, während er aß, aber bevor ich auch nur einen Schritt tun konnte, packte mich Jeff am Handgelenk und zog mich auf seinen Schoss. Ganz perplex fragte ich mich, ob er überhaupt selbst wusste, warum er manche Sachen tat. Wie auf heißen Kohlen saß ich also da und wusste nichts mit mir anzufangen. Nach einer Weile der Stille kam plötzlich Ben um die Ecke. Er musterte das Bild, welches wir beide abgaben und setzte sich zu uns. 

„Wieso eigentlich so selbstsüchtig, Jeff?" 

Der angesprochene würdigte ihn keines Blickes und aß einfach weiter seine Waffeln. Ich hingegen verstand nicht und sah Ben fragend an. 

„Statt dass du für uns alle Frühstück machen könntest, behält er dich ganz für sich alleine." 

Ich dachte, kurz daran wie es wäre für alle Monster hier die Bedienstete zu spielen. Klar, Ben mochte ich, da er nicht allzu gemein war. Er stand bei mir auf Platz 3, danach kam Jeff. Ihm vertraute ich wesentlich mehr. Na ja, dazu war ich schließlich auch mehr oder weniger gezwungen. Mein absolutes Lieblingsmonster war aber Smile Dog. Ich musste in mich hinein grinsen. Wer überlegt auch schon, wer sein Lieblingsmonster ist? Unser Anfang war zwar holprig, aber mittlerweile vertraute ich auch ihm mein Leben an. Auf alle anderen kann ich gerne verzichten. Ganz in Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, wie mein Körper sich an Jeff schmiegte. Dieser pausierte seine Ignoranz kurz und warf einen todbringenden Blick auf Ben, welcher abwehrend die Arme hob und lachend verschwand. Meine Gedankenwelt klarte wieder auf und ich merkte, wie Jeff sein Essen nicht mehr anrührte. Es lag wieder etwas weniger als die Hälfte auf dem Teller und ich verstand sofort, dass der Rest für mich war. Diese kleine und scheinbar unbedeutende Geste bedeutete mir die Welt. Es zeigte nicht nur, dass Jeff sich auf seine Art und Weise um mich kümmerte, sondern auch, dass er nicht völlig herzlos war. Er ließ mich nicht sterben. Er wollte mich noch bei sich haben. Was für andere dumm klingen mag, bedeutete mir in meiner Situation alles. Ich konnte auf Jeff zählen. Nachdem ich meinen letzten Bissen genommen hatte, schubste Jeff mich auch gleich schon von sich. Ohne großen Protest machte ich hinter mir sauber und folgte Jeff Richtung Treppe. Mit jedem Schritt, den ich tat, machte sich ein unglaublich beklemmendes Gefühl in mir breit. Ich schüttelte es als Einbildung ab, doch als Jeff vor Treppenabsatz stehen blieb und sein Messer zückte, da wusste ich, dass mein Bauchgefühl recht behielt. Ohne jede Vorwarnung war die Stimmung bis zum Zerreißen angespannt. Ich konnte keine Bedrohung sehen, aber ich wagte es auch nicht, mich zu bewegen. Im Bruchteil einer Sekunde lag ich plötzlich auf dem Boden. Jeff hatte mich beiseite geschubst. Ich sah, wie Jeff seinen ganzen Körper bis zum Zerreißen anspannte und die Eingangstür wie ein wildes Tier beäugte. Am Boden sah ich noch blitzschnell einen schwarzen Tentakel unter dem Türspalt verschwinden. Dieses Ding wollte mich also packen? Nun war alles ruhig. Es war eine erdrückende Stille – die Ruhe vor dem Sturm – und dann öffnete sich die große Eingangstür mit einem ächzen. Ich hatte Todesangst, als ich sah, was zur Tür hereinkam. Das Ding, welches den Raum betrat, war eine fast 3 m große Gestalt. Es hatte kein Gesicht und keine Haare. Nur weiße Haut war zusehen. Das Ding trug einen Anzug und aus seinem Rücken ragten schwarze Tentakel. Mein ganzer Körper begann vor Angst an zu zittern. Mein Atem wurde schneller und meine Gedanken fuhren Achterbahn. Das Ding wollte mich eben schnappen! Konnte Jeff mich davor beschützen oder werde ich heute sterben?

Yandere Jeff the killer x Reader | wαнrer αlpтrαυм (Abgebrochen)Where stories live. Discover now