17 - Die Sache mit dem Stift... und der Kappe

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"Und vor wem genau verstecken wir uns hier, Tate?" Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete ich irritiert, wie er uns einen Platz in der großen Unibibliothek von Brokenhill suchte und sich letztendlich auf einen Stuhl niederließ.

Zögernd folgte ich ihm, dabei entgingen mir nicht die Blicke von den ganzen Studenten, die uns reichlich verwirrt musterten.

Anscheinend war hier gerade die Ansturmzeit die Bibliothek zu besuchen - und anscheinend kannten die Bibliothekgänger sich untereinander sehr gut und wussten, dass wir hier normalerweise nicht aufkreuzten.

Tate lernte nämlich viel lieber Zuhause für seine Prüfungen, deswegen war er nur selten hier und ich - nun ja. Ich war ja keine Studentin.

"Pscht", machte Tate, dann klopfte er auf den Stuhl neben sich. "Setz dich hin und flüstere mal lieber, sonst werden wir noch gekillt."

Das sind ja verlockende Aussichten.

Also tat ich das, was er sagte und setzte mich auf den Stuhl.

Tate war in der Zeit schon damit beschäftigt, sein Unizeug auf dem kleinen Tisch auszubreiten, was mich immer mehr verwirrte.

"Moment, lernst du jetzt etwa?", flüsterte ich entgeistert.

Er sah zu mir hoch. "Ja genau. Und du kannst dich mal in Ruhe hier umschauen, ob das Unileben etwas für dich ist." Er deutete ausladend zu den vielen Bücherregalen. "Und du kannst dir endlich mal Zeit nehmen zu schauen, welches Thema dich am meisten interessiert. Die Uni hier in Brokenhill hat nämlich sehr vielseitige Studiengänge und du könntest dich ja für das Wintersemester demnächst bewerben. Hier gibt es auch genug Ansprechpartner für Fragen." Und schon beugte er sich über seine Aufzeichnungen.

Ich hingegen versuchte meine Sprache wiederzufinden.

Ernsthaft?

Heute Morgen war ich so glücklich gewesen, dass ich erst für die Spätschicht auf der Ranch eingeteilt war. Hieß, ich konnte ausschlafen und musste erst um 16 Uhr wieder an Traktoren und Tiere füttern denken. Und um meine Zukunft kümmerte ich mich schon allein.

Eigentlich wollte ich mein schönes, wohlverdientes Mittagessen zusammen mit Tate in der Cafeteria verbringen. Die hatten hier gute Angebote und schön unter Menschen war man auch. Anschließend noch ein kleiner Spaziergang in Brokenhill und danach wäre ich zur Arbeit gefahren.

Stattdessen schleppte er mich in die Bibliothek.

Ohne Essen.

Missmutig blickte ich mich um und erkannte, dass alle anderen auch mit nichts anderem außer ihren Büchern beschäftigt waren.

Wie konnte man nur so motiviert sein?

Bockig wie ein kleines Kind starrte ich mit verschränkten Armen für die nächsten zehn Minuten Löcher in die Luft.

Tate kümmerte sich nicht im Geringsten um meine Laune, im Ignorieren war er schon immer ein Spezialist. Und wenn er konzentriert war, dann konnte ihn auch nichts aus der Bahn werfen.

Leise seufzend sank ich auf dem Tisch zusammen.

Die nächsten zwei Stunden werden von Langeweile nur so geprägt sein.

Ich begann mich wachzuhalten und in dieser Stille nicht einzuschlafen, indem ich die Leute um mich herum beobachtete.

Am Tisch neben uns saß ein Typ, der wie Ron Weasly aussah und ulkigerweise gerade von einem Mädchen flüsternd Nachhilfe erhielt. Hermine in ihrer lebenden Version, nur mit gelockten schwarzen Haaren.

Meine Augen glitten herüber zu dem Tisch links von uns.

Vier Jungs, alle könnten von ihrem äußerlichen einem Matheclub beitreten, wälzten in dicken Physikbüchern nach neuem Wissen und notierten eifrig neue Erkenntnisse.

Dark ClubWhere stories live. Discover now