14 - Die Katze ist nun in/aus dem Sack

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Ein kurze Weile döste ich vor mich hin.

Da ich nichts mehr zutun hatte, bekam ich natürlich auch schnell Langeweile.

Meine Augen huschten automatisch über den Hof vor mir, suchten die Gegend nach jemanden ganz bestimmten ab. Und fanden diesen auch.

Charon kniete nun vor einem violetten Wagen. Eine Sardinenbüchse hatte mehr Platz im Innenraum als dieses Auto.

Fast schon wie ein Roboter wischte er den Schmutz von den Spiegeln und säuberte zügig auch die anderen Stellen des Wagens.

Ich konnte nicht anders, selbstverständlich beobachtete ich erneut das Spiel seiner Armmuskeln, fuhr gedanklich seine Oberarme ab und bemerkte die paar Venen, die an seinem Unterarm und an seiner Hand herausstachen.

Ich wollte nicht wissen, wie vielen Mädchen er vielleicht schon das Herz gebrochen hat.

Denn genau so kam er herüber.

Alleine sein Verhalten im Club sprach schon einiges für sich.

"Soll ich dir etwas neues zu trinken bringen?"

Erschrocken zuckte ich bei Tate's Stimme zusammen. In einem unbeobachteten Moment musste er sich irgendwie zu mir gestellt haben.

Eigentlich konnte mir klar sein, wann das wohl war.

Aber ich konnte nichts anders. Obwohl ich wusste, dass Charon bestimmt kein guter und erst recht kein verlässlicher Umgang war, fand ich ihn faszinierend.

Charon war attraktiv - definitiv. Und definitiv nicht standardmäßig attraktiv, sondern irgendwie auf eine besondere Art und Weise attraktiv.

Okay, es reichte dann auch mit dem Wort attraktiv an dieser Stelle.

Ich riss mich zusammen, um nicht noch mehr zu schwärmen. Obwohl ich ja einfach nur das Offentsichtliche sah. Es wäre - glaube ich - ziemlich komisch, wenn ich ihn nicht heiß finden würde.

Träge lächelnd schaute ich zu meinem besten Freund hinauf. "Ach, ich kann mir auch was alleine holen, schon gut."

"Ach quatsch", kam es von ihm. "Ich habe dich schließlich mit hierher geschleppt, da kann ich dir auch was zu trinken bringen." Er lief zügig los und es dauerte nicht lange, da drückte er mir eine eisgekühlte Orangenlimo in die Hand. "So. Ruh dich noch ein bisschen aus. Ich bin in in ein paar Minuten fertig. Dann könnten wir ja noch an den See fahren, wenn du willst."

"Das wäre episch", erwiderte ich begeistert. "Und danke für die Limo."

"Kein Ding, Iva", rief er mir im Weggehen zu.

Mit etwas besserer Laune nippte ich an meinem Strohhhalm. Selbst den hatte er mir mitgebracht. Tate war manchmal einfach zu süß. Ich blieb also noch sitzen und schloss für eine Minute etwa die Augen.

Schritte näherten sich und ich dachte, sie würden sich gleich wieder entfernen, da einfach nur jemand an mir vorbei laufen würde.

Stattdessen wurden die Schritte immer lauter und stoppten schlussendlich nah bei mir.

Alarmiert öffnete ich die Augen - und schaute auf zwei dreckig verschmierte Hosenbeine. Mein Blick glitt hoch zu dem Besitzer.

Charon lächelte mich an und ich konnte nicht ganz einschätzen, was das für eine Art von Lächeln war.

"Also irgendwie... kommt mir diese Situation bekannt vor - findest du nicht?", fragte er mich in einem lauernden Unterton.

Ich schluckte, hielt dennoch seinen herausfordernden Blick stand und beobachtete wachsam, wie er sich nun vor mir hinhockte.

Dark ClubWhere stories live. Discover now