15 - Passend genug

12K 723 164
                                    

"Was wird das, wenns fertig ist?", kommentierte ich sein Handeln.

Er legte seine Hände rechts und links von mir auf dem Reifen ab. "Ich nehme mir nur das, was mir noch fehlt."

"Bitte was?" Völlig verwirrt blickte ich in seine hellblauen Augen und obwohl er diese schmierigen, dreckigen Sachen anhatte, wanderte ein angenehmer frischer Duft zu mir herüber. Ein Duft nach Dusche und Seife.

Nach sowas würde ich mich jetzt auch sehnen.

Stopp, Iva. Bleib beim Thema.

Giftig funkelte ich Charon also weiter an. "Komm nicht näher oder du hast gleich die Limo in deinem Gesicht."

"Eine willkommene süße Abkühlung bei dieser Hitze hier", war seine Reaktion darauf und warum auch immer, konnte ich bei diesem zweideutigen Tonfall nicht nur an die sommerliche Hitze denken.

"Das ist mein Ernst", schnaubte ich.

Seine dunklen Augenbrauen zuckten in die Höhe. "Ohja, diesen Ernst nehme ich dir voll und ganz ab."

Ich wollte ihn am liebsten von mir wegdrücken, doch wenn ich ihn jetzt anfassen würde, würde dieses Knistern zwischen uns nur noch mehr entfacht werden. Das ist das letzte, worauf ich Lust hatte. Vielleicht sollte ich das wirklich mit der Limo löschen. "Also?", blaffte ich ihn an.

"Also", betonte er das Wort genauso wie ich, nur ruhiger und mit einer zur Weißglut treibenden Sanftheit. "Würdest du bitte so freundlich sein und aufstehen? Denn du sitzt auf das, was mir noch fehlt." Er streckte einen Arm aus und deutete hinter sich auf ein Auto. Vorne rechts fehlte der Reifen.

Verdammt, konnte das hier noch demütigender werden?

Ich erhob mich ruckartig und er konnte gerade noch schnell genug zurückweichen, um das ich nicht noch gegen ihn prallte. "Dann bitte. Nimm dir, was du brauchst. Gibt ja nicht noch genug andere Reifen auf diesem Platz."

Er richtete grinsend den Reifen auf und schaute dann zu mir hoch. "Keiner, der so gut passen würde." Damit ließ er mich stehend und rollte summend den Reifen neben sich her, während er auf das zu reparierende Auto zusteuerte.

"Idiot", entfuhr es mir.

"Giftzwerg", schallte es von ihm zurück.

Ich schluckte meinen Kloß, der sich vor Wut in meinem Hals angestaut hatte, herunter. Das ging ziemlich schwer.

Jetzt hatte ich erstmal eine Menge zu verdauen.

Ich drehte mich auf der Stelle um und ging zurück zu Tate. Dieser lag ausnahmsweise mal nicht unter dem Auto, sondern stand aufrecht neben dem Wagen, als hätte er schon auf mich gewartet.

"Tate, bist du fertig? Können wir endlich zum See fahren? Mein Vater wollte nachher vielleicht noch was mit mir bereden und da kann ich nicht so lange wegbleiben."

Besorgt runzelte er bei meinem Ton die Stirn. "Alles in Ordnung?

"Ja wieso?" Ich wusste selbst, dass ich nicht so klang und dieses Mal ließ es Tate nicht auf sich beruhen.

"Hat es gerade was mit eurer... Unterhaltung zutun?", fragte er nach.

Ertappt schaute ich zu ihm. "Wie kommst du denn darauf?"

"Naja ihr wirkt irgendwie vertrauter als ich es am Anfang noch angenommen habe. Sicher, dass das nicht der gleiche Charon ist, von dem du diese Woche noch erzählt hattest? Und sicher, dass mit ihm nicht mehr passiert ist? Ich finde nämlich auch langsam, dass er diesem einen Kerl im Club sehr ähnlich sieht. Der bei dir war, auch wenn ich ihn nur aus der Ferne sehen konnte."

Dark ClubWhere stories live. Discover now