53 - Eine Entschuldigung und eine Einladung

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Nachdem ich Easton und Charon ungesehen im Supermarkt entkommen bin, war ich erstmal sehr erleichtert. Ich bin wahrlich zur Kasse gerast und habe mir mit meinem Gepäck den nächsten Bus geschnappt - an dieser Stelle war es dringend zu bemängeln, dass ich immer noch kein Auto hatte.

Das musste sich langsam dringend ändern.

Zuhause angekommen, beruhigte sich mein Puls allmählich und ich geriet wieder in diese Schiene, dass ich mich erneut von alles um mich herum ablenkte.

Ich wollte nicht weiter über dieses Gespräch nachdenken und mir den Kopf darüber zerbrechen, wie Easton sich dabei verhalten hat und wie aufmerksam er ist. Genauso wenig wollte ich mich mit dem Fakt auseinandersetzen, dass Charon eine freundschaftliche Entschuldigung anstrebt, aber noch alles andere offen hielt.

Mir war das irgendwie alles ... zu viel aufeinmal.

Mit der klaren Einstellung, dass sich Charon bestimmt noch etwas Zeit lassen würde, bevor er bei mir vorbeikam, ging ich baden und entspannte mich zu den Klängen von klassischer Musik, die mich ab und zu mal abschalten ließen.

Danach lief ich bestimmt zwei Stunden im Bademantel herum, kochte mir was zu essen und schaute dabei meine Serie weiter. Als ich den Teller in die Küche brachte und darüber sinnierte, vieleicht mal ebenfalls in einem Film mitzuspielen, klingelte es an der Tür.

Beinahe hätte ich den Teller fallen lassen, zu sehr bin ich in meiner Traumwelt versunken gewesen.

Völlig irritiert und noch voll im Orientierungsmodus, machte ich mich auf den Weg zur Tür. Vielleicht war das der alte totternde Nachbar links von uns, dem vorhin meine klassische Musik wieder zu laut aufgedreht gewesen ist. Irgendwie hockte er immer im Garten an seinem Teich und fühlte sich dann von den zarten Klängen belästigt. Dabei sollte er froh sein, dass ich mein Techno und alles andere, was viel Bass und laut war, mit meinen Kopfhörern hörte.

Klassische Musik musste doch in dem Alter voll beliebt sein.

Egal, jedes Mal vergaß ich seinen Namen auf das Neue, weswegen ich mir ihn nur noch als Nachbar von links merkte.

Und noch ulkiger ist es, dass dieser gewisse Nachbar nie in dem Moment zu mir kam, wenn die Musik aufgedreht ist, sondern meistens erst eine gefühlte Ewigkeit danach herumzeterte.

Den sollte mal einer verstehen.

Also öffnete ich genervt die Tür und schloss die Augen, um mich für eine erneute Diskussion zu wappnen. "Ja bitte? Die gleichen Anliegen wie letztes Mal auch?"

"Ähm, das kann ich nicht genau sagen."

Erschrocken zuckte ich zusammen und machte meine Augen auf. "Charon!", entwich es mir geschockt. "Was machst du denn hier?"

Ach.

Verdammt, ich wusste ja ganz genau, warum er hier war.

Nun war ich wieder vollkommen im Hier und Jetzt angekommen und erinnerte mich daran, dass ich mich vorhin sogar noch kurzzeitig auf einen Besuch von ihm eingestellt hatte.

Warum bin ich dann jetzt so überrascht?

Mit leicht zur Seite geneigten Kopf, am Körper statt des Overalls einen schwarzen Hoodie für die etwas kühlere Abendluft und eine Jeans, stand er vor mir. In der rechten Hand hielt er eine Packung Milky Way.

Unfassbar.

Charon schaute genauso verdattert zurück, sein Blick blieb ebenfalls deutlich an meinem Körper hängen.

In diesem Moment fiel mir ein, dass ich ja noch immer meinen Bademantel anhatte - mit nichts darunter.

Ach du grüne Neune.

Dark ClubWhere stories live. Discover now