81 - Aussprache

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Etwas Aufregung mischte sich mit unter meine Cornflakes, die sich sonst eigentlich gemütlich in meinem Magen verdauen ließen.

Heute wohl nicht.

Ich sprang die letzten Stufen zum Hauptgebäude der Uni Brokenvill hoch.

Heute würde ich meine Bewerbung abgeben - und das war für mich irgendwie ein ziemlich großer Schritt. Denn ich wollte unbedingt auf diese Uni und wenn es nicht funktionieren würde-

Stopp.

Es würde funktionieren.

Das hatte mir Easton heute Morgen eingeschärft, als er mit mir zusammen hierhergefahren und bevor er zu seiner Vorlesung gegangen ist.

Er war sich sicher, dass alles gut gehen würde.

So ziemlich sicher.

Da fragte man sich doch, ob der Kerl nicht auch noch im Sekretariat arbeitete.

Ich bekam gar nicht mit, wie ich aufeinmal vor dem großen Briefkasten in der Eingangshalle stand und mit vor Nervösität klappernden Zähnen den großen Brief in den Schlitz steckte - ehe ich das Ding komplett aus meinem Griff befreite.

Eingeschmissen.

Ich stieß geräuschevoll die Luft aus.

Jetzt entschied nur noch das Schicksal.

Zu meiner Überraschung ebbte meine Aufregung etwas ab und ich ging in einer neuen Ruhe aus der Eingangshalle heraus, hinaus in die nun jetzt wirklich etwas kühler gewordene Luft. Ich war mir sicher, dass nun tatsächlich der Herbst vor der Tür stand.

Die Hände in den Hosentaschen vergraben entschied ich mich nach ein paar Minuten und etwas Schlendern über das Unigelände, dass ich mich auf eine Parkbank hinsetzen würde. Sie befand sich wie ein paar weitere direkt gegenüber von einem Teich. Passend dazu schnatterten Enten fröhlich vor sich hin.

Lächelnd betrachtete ich sie und war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie sich mir jemand näherte. Erst als ein Schatten auf mich fiel und die Strahlen der Sonne abschirmte, hob ich erschrocken den Kopf.

"Charon", entfuhr es mir.

Wo kam er denn aufeinmal her?

Dieser hob seine Mundwinkel - und ein Stein fiel mir vom Herzen, als er mir dieses typische Charon-Lächeln schenkte.

Keine Spur von einer unangenehmen Stimmung zwischen uns.

Es wäre untertrieben zu sagen, dass ich mehr als nur erleichtert darüber war.

Ob das vielleicht auch an dem Gespräch zwischen ihm und Easton lag, von dem Easton am Wochenende berichtet hatte?

"Na Freundin von Easton?", begrüßte er mich schelmisch.

"Ich bin nicht-", setzte ich an, wurde jedoch von ihm unterbrochen.

"Komm schon, erzähl mir keine Märchen", lachte er. "Velleicht noch nicht offiziell, aber inoffiziell für mich auf jeden Fall schon."

Ein breites Grinsen überzog mein Gesicht und ich  wurde etwas... verlegen.

Das entlockte Charon ein erneutes Lachen, das warm in meinen Ohren widerhallte. Er nickte mit dem Kinn zu dem freien Platz neben mir. "Darf ich?"

"Natürlich", antwortete ich sofort. "Was machst du eigentlich hier?"

"Dasselbe wollte ich dich auch fragen", schmunzelte er und blickte wie gerade ich noch eben auf die wild schnatternden und herumplanschenden Enten. "Ich habe Adriana gerade zur Uni hergefahren und dann noch ein paar Freunde auf dem Weg getroffen. Und du?" Nun drehte er interessiert seinen Kopf zu mir herüber.

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