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Dylan sagte jedoch, das er erst morgen früh anfangen würde mich zu trainieren, weil er seinen Schönheitsschlaf brauchte.

Verarschen konnte ich mich selber, als ob schlaf bei ihm irgendwas retten könnte.

OK, ich musste zugeben, das er schon relativ in Ordnung aussah. Und da seine Eltern aus England kamen, hörte man seinen Britischen Akzent heraus, wenn er englisch sprach. Und ich liebte Jungs mit britischen Akzenten. Natürlich Dylan ausgesprochen, ich meinte eher Schauspieler oder so.

Es wurde langsam dunkel und er sammelte ein paar Beeren und Blätter, die man essen konnte. Um ehrlich zu sein schmeckten sie garnicht so schlecht. Dann legten wir uns auf den Waldboden, wo etwas Moos gewachsen war. Ich hatte kein Problem damit, im Wald zu schlafen und da ich ihn ja anscheinend kontrollieren konnte, fühlte ich mich sehr wohl hier.

Trotzdem konnte ich nicht einschlafen. Ich dachte an alles. An Amy, daran das sie meinetwegen gestorben war, an meine Eltern, was sie wohl gerade machten, ob sie mich vermissten. Ich war mir garnicht so sicher, ob ich sie vermisste. Konnte man Menschen vermissen, die man seit Jahren nicht mehr gesehen hatte? Ich konnte mich nur noch dunkel daran erinnern wie sie aussahen. Ich wusste noch, das ich die braunen Haare von meiner Mutter geerbt hatte, und die ausdrucksstarken blauen Augen von meinem Vater.

Hatten sie sich über die Jahre stark verändert? Hatten sie an mich gedacht? Hatten sie mich jeden Tag vermisst, so wie ich es immer in Filmen sah?

Es gab so viele Dinge, über die ich noch nachdenken wollte, doch plötzlich spürte ich etwas.

Ich setzte mich auf und schaute mich um. Es war wie ein unsichtbares Seil, das mich irgendwohin bringen wollte, doch ich wusste nicht wo.

Plötzlich hörte ich ein zwitschern. Ich schaute nach oben und sah einen kleinen Piepmatz, der auf einem Zweig saß.

Ich lächelte leicht und er setzte sich auf meine Schulter. Ich nahm meine Hand und ließ ihn darauf springen, damit ich ihn etwas betrachten konnte. Durch den Mond erkannte ich, das er grün war, mit einem blau, rotem kopf.

Plötzlich flatterte er los und blieb auf dem nächsten Zweig sitzen. Er schaute mich auffordernd an und flog einen Zweig weiter. Er wollte das ich ihm folgte.

Ich stand auf und schaute zu Dylan, der tief und fest schlief. Er würde schon nicht merken, dass ich kurz weg war. Könnte ja auch sein, das ich mal auf die Toilette musste.

Also lief ich dem Piepmatz hinterher und fand mich auf einmal auf einer Lichtung wieder.

Das Mondlicht schien durch eine Öffnung und beleuchtete die Lichtung sodass sie wirklich magisch aussah.

Ich lächelte und setzte mich lehnend an einen Baum. Der Piepmatz setzte sich wieder auf meine Hand und fing an ein Lied zu trällern.

Ich summte es zuerst leise nach, doch dann verlor ich mich so sehr im singen, das ich die Augen schloss und irgendeine Melodie summte, die mir zugeflogen war.

Als ich wieder die Augen öffnete, staunte ich mit offenem Mund, was aus der Lichtung geworden war.

Vor ein paar Minuten, war hier nur grünes Gras, und ab und zu ragte eine kleine Blume hervor. Doch jetzt waren auf der gesamten Lichtung Blumen in den Verschiedensten Farben gewachsen und das Mondlicht brachte sie zum Leuchten.

Und nicht nur das, auf den Zweigen rundherum, hatten viele Vögel in verschiedenen arten Platz genommen und mir zugehört.

Ich fragte mich nur noch, ob dies ein Traum oder Wirklichkeit war...   

Powerful Girl ✔️ (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt