Mitternachtsaffäre (boyxboy)

20 * Die Moderne hat versagt

Verträumt wurde Mick aus zwei blauen Augen angesehen. Isaac war müde, seit Maike da war, konnte er nicht den erholsamen Schlaf genießen, den er seit drei Tagen dringends benötigte. Jedoch hielt Mick diese Tatsache nicht davon ab, mit ihm fröhlich zu plaudern, während sie in der Pause auf einer der Plastikbänke im Schulhaus verbrachten.
“Jedenfalls meinte ich dann nur zu ihr, 'Mama', hab ich gesagt, 'ich weiß, dass deine High Heels mir eigentlich zu klein sind, aber an deinem Geburtstag will ich am imposantesten auftreten.' Na ja, in Gedanken hab ich mir schon ausgemalt, wie ich an der gesamten buckligen Verwandschaft vorbeistolziere und einfach umwerfend aussehe, was denkst du Newton?“, Mick hatte ohne zu atmen durchgesprochen. Isaac konnte nicht genau sagen, worüber sein Freund geredet hatte.
Mick sah den Blonden kurz erwartungsvoll an, setzte dann aber erneut zu einem Monolog an. Allerdings kam er nicht weit, da er von einer sehr bekannten Stimme unterbrochen wurde: “Hey Micki, siehst du nicht, dass dein Loverboy schläft?“
Der Große stieß harsch Luft aus. “Was willst du denn Jim?“

Als die Jungen ihre Aufmerksamkeit auf den Gang richteten, sahen sie, dass beide Brüder von Mick sie anblickten. Zumindest waren sie auf den Großen fokussiert, Isaac war nicht zwangsläufig das Objekt ihres Interesses. “Tja, du hast ja jetzt deinen Lover, da wollte ich dich fragen, ob ich nicht so eine Braut aus einer anderen Klasse abschleppen kann, oder wird Ma dann sauer?“, fragte Jim ohne jegliche Scham. David stand leicht schräg hinter ihm und stierte mit großen Unbehagen zu Boden.
Isaac runzelte seine Stirn. Diese Situation war so unverständlich und absurd für ihn. Jedoch schwieg er. Er fühlte sich unwohl, da er scheinbar für die Geschwister nur eine Affäre ihres ältesten Bruders darstellte.
Mick seufzte und massierte seine Schläfen mit seinen Daumen. Warum musste Jim nur jetzt so eine unangemessene Frage stellen.

“Erstens, wenn dann bittest du ein Mädchen höflich um ein Date, zweitens will ich wissen in welche Klasse sie geht und drittens ist New- Isaac weder mein Loverboy noch mein Lover. Er ist mein fester Freund und ich möchte, dass ihr ihn auch als diesen respektiert, okay?“, gab er ihnen mit einer strengen Stimme zu verstehen.
David nickte stumm und wollte seinen älteren Bruder mit sich ziehen, jedoch blieb Jim reglos stehen. “Okay, Mick, ich verstehe, dass du deinen Freund haben darfst, aber ich finde es echt nicht cool, dass ich keine Perle-“
“Ausdruck!“
“Dass ich nicht einfach so ein Mädchen haben darf.“
Mick seufzte erneut. Was immer er tat, sein Bruder würde es nicht verstehen. “Nochmal Jim, wie alt ist dieses Mädchen? Außerdem darfst du natürlich auch eine Beziehung haben, ich bin einfach nur älter. Weißt du, wenn sie noch ein, maximal zwei, Jahre jünger ist, dann frag sie von mir aus, aber bitte sei freundlich“, erklärte der Große ruhig. Sein Bruder wollte nochmal ansetzen und etwas erwidern, jedoch winkte Mick ihn ungeduldig weg.

Theatralisch drehte er sich zu Isaac, der das ganze Schauspiel wortlos beobachtet hatte. Unbewusst hatte der Kleine angefangen mit einer Strähne von Micks tiefschwarzen Haar zu spielen. Er ist noch nie einem Menschen begegnet, der ein so dunkles Erscheinungsbild und gleichzeitig eine besondere Ausstrahlung hatte wie Mick. Vielleicht war es gerade dieser Kontrast, der ihn so interessant für Isaac machte. Ihm war nicht aufgefallen, dass er mit einem leeren Blick zu Mick gedreht war, bis dieser ihn unsanft aus seinen Gedanken riss, indem er vor den Augen schnippste.
Eine warme Stimme erlangte die Aufmerksamkeit des Blonden. “Du bist heute wirklich nicht auf der Höhe, oder? Ich hab mir überlegt, dass, wenn die Offermanns übermorgen wieder abreisen, dann könnte ich doch theoretisch am Freitag mit zu dir kommen und wir schlafen eine Runde zusammen, hm?“
Als Mick Isaacs schlagartig empörtes Gesicht sah, lächelte er und rückte näher zu dem Kleinen. “Ich meine natürlich nebeneinander, aber in einem Bett - wobei mit miteinander hätte ich selbstverständlich auch kein Problem“, hauchte er und drückte mit einem Finger auf die Stelle, wo er den Knutschfleck unter Isaacs Pulli vermutete. Der Blonde errötete und ein Schauer überkam ihn. Micks Hand wanderte zu Isaacs Nacken, kam allerdings nicht weiter da er durch eine kräftige Stimme unterbrochen wurde.