12 * Wer zuletzt lacht

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Das Zimmer verlor jegliche Realität. Isaac nahm nur Mick wahr, sonst wirkte alles surreal, geradezu unecht. Mick stand aufrecht vor dem Fenster, dem Blonden gegenüber. Der Schwarzhaarige überragte ihn um fast einen Kopf. Isaac fühlte sich machtlos und unwichtig, doch als ihm bewusst wurde, dass Mick nur wegen ihm da war, stärkte sich sein Selbstvertrauen.

"Du bist tatsächlich hier...", flüsterte der Kleine. Mick zog seine Augenbrauen zusammen. "Gut erkannt, Newton. Du hast mich ja auch fast angefleht und tja... jetzt bin ich hier", nuschelte er unter seinem Schal hervor. Nervös blickte der Große auf den Boden, er hatte noch immer seine Schuhe an, bestimmt gab es im Nachhinein einen Fleck auf dem Teppich. "Aber dafür, dass ich meinen wertvollen Schlaf opfern muss, musst du auch reden, vielleicht ist dir ja nach der Schule eingefallen, was du sagen sollst", konfrontierte er Isaac. Der Kleine schluckte. Auch er begutachtete den Boden mit vollster Aufmerksamkeit. "Newton, dein Auftritt." Isaac zwang sich aufzuschauen und sah Mick direkt in sein Gesicht. Als er die markanten Züge und die wilden Locken erkannte, festigte sich sein Entschluss. Mit brüchiger Stimme sagte er: "Ja, Mick. Du verdienst die Welt, denn du bist so ein herzensguter Mensch und du versuchst immer das Beste für alle zu geben, dann hast du mich gefragt, ob wir ein Paar sein sollen und ich war so dumm und habe nicht gleich 'ja' geschrien. Aber jetzt bin ich mir sehr sicher, ja, ich wäre wirklich gern mit dir zusammen. Ich denke, es gibt nichts Schöneres, als bei dir zu sein, egal, was meine Eltern denken, egal, was irgendwer anders denkt, du bist mehr wert, als irgendeine Meinung. Aber... willst du überhaupt noch?" Mick war so fasziniert von Isaacs Rede, dass er nicht mehr reagieren konnte, so nickte er nur überdeutlich mit seinem Kopf.

"Ja, verdammt Newton, natürlich will ich dich noch als Freund haben", platzte es aus ihm heraus. Isaacs Gesicht erhellte sich schlagartig und er tippelte vor, doch Mick zog ihn mit seinem starken Armen an der Hüfte zu sich. Der Kleine spürte, wie das Gesicht des Schwarzhaarigen glühte und konnte erkennen, dass die braunen Augen glasig waren. "Kannst du dir vorstellen, wie schrecklich diese paar Tage für mich waren?", flüsterte der Große leise in Isaacs Ohr. Dieser war berauscht von Glück und Erleichterung. Keiner der Jungen konnte noch an sich halten und so küssten sie sich im Arm des anderen. Erst ruhig und behutsam, doch dann gaben sie sich ihrem Gefühl hin. Als sie sich lösten, sah Mick Isaac liebevoll an. "Und du bist dir sicher, dass du mit mir zusammen sein willst? Also so richtig mit Händchen halten, kleinen Küssen zwischendurch und vielen geheimen Treffen?", fragte Mick. Diesmal war es Isaac, der überdeutlich nickte. "Nun, ich bin davon ausgegangen, dass das so ist. Na ja, ich denke meine Eltern werden einen Nervenzusammenbruch erleiden, wenn sie hiervon erfahren, da müssen wir wahrscheinlich erstmal mit geheimen Treffen auskommen oder zumindest Treffen unter einem anderen Vorwand. Mick, du kannst dir nicht vorstellen, wie gut ich mich jetzt fühle und-" Der Große brachte Isaac zum schweigen, indem er ihn erneut küsste. Ein wenig überrascht erwiderte er diesen. Micks Hände fanden ihren Weg von der Taille zur Hüfte des Dünnen, so schob er den schmächtigen Körper zum Schreibtisch. Widerstandslos ließ Isaac diese Handlung geschehen. Als er die Tischplatte spürte, drückte er Mick sanft von sich. Atemlos zeigte er auf die Stiefel. "Deine Schuhe... du musst sie noch ausziehen", hechelte er. Der Große rollte mit den Augen, dass war doch schon mal ein toller Start in eine Beziehung. Dennoch wehrte er sich nicht, sondern ließ Isaac los und band seine Schuhe auf. Währenddessen ließ der Kleine sich auf seinen aufgeräumten Tisch nieder.

Als Mick sich wieder aufrichtete, ertappte er Isaac, wie er ihn verträumt ansah. "Nicht sabbern, Newton", kicherte der Große. Aus seiner Starre erwachend trat der Kleine nach ihm. "Hey, sei nicht so aggressiv, du bist trotzdem niedlich, nein, sogar noch niedlicher", Mick streckte einen Finger aus und tippte auf Isaacs Nase. Während dieser sein Gesicht verzog, stellte der Große sich vor den Schreibtisch und nahm links und rechts eines der dürren Beine. Mit seinen Armen zog er Isaac am Bauch zu sich. "Ich bin nicht niedlich", protestierte der Blonde. Mick vergrub sein Gesicht in den hellen Haare. "Für mich schon", murmelte er. "Aber Jungs sind nicht niedlich. Wir sind gut aussehend, ja, maskulin."
"Du nicht, du bist niedlich und das macht dich nur noch begehrenswerter." Gespielt beleidigt zog Isaac seinen Kopf weg. Der Schwarzhaarige sah ihn entsetzt an. "Das ist jetzt aber nicht fair. Komm her, ich mach's wieder gut", mit diesen Worten fanden ihre Lippen wieder aufeinander.

Mitternachtsaffäre   (boyxboy)Where stories live. Discover now