Boss or more?

43.

Das Innere des Gebäudes ist sehr festlich geschmückt. Jede Menge Leute plaudern in eleganten Kleidern.

Ich fühle mich mal wieder total fehl an Platz, aber meine Hand in Clarks gibt mir eine gewisses Gefühl der Sicherheit.

"Lass uns zum Tisch meiner Familie gehen", sagte er und zusammen gehen wir an einen Tisch, der ziemlich nah am Gartenbereich ist. Der Saal öffnet sich auf dieser Seite zum einem wunderschönen Garten, wo schon jede Menge Stühle für die Vermählungszeremonie stehen.

Bevor Clark sich hinsetzt, schiebt er - ganz gentleman-like - den Stuhl für mich an den Tisch. Mit einem schüchternen Lächeln bedanke ich mich bei ihm und er zwinkert mir mal wieder ganz charmant zu, sodass ein warmes Gefühl meinen Körper durchfährt.

Kaum, dass wir uns hingesetzt haben, wird Clark in ein Gespräch verwickelt. Ich bin total nervös und weiß auch gar nicht, wo ich denn nun hinschauen soll. Die neugierigen, zum Teil sogar abfälligen, Blicke erdrücken mich plötzlich. Auch die Blicke von Clarks Eltern scheinen nicht wohlwollend.

Überrascht drehe ich mich zu dem hübschen Mädchen neben mir um, als ich spüre wie mir jemand auf die Schulter tippt.

"Hallo. Ich bin Cassandra", total verwirrt von ihrer Freundlichkeit und ihrer Offenheit, schaffe ich es erstmal nicht etwas zu erwidern. Sie wartet es auch nicht lange ab und spricht einfach weiter, "Ich bin die Schwester der Braut. Also Clarks andere Cousine. Ich finds hier gerade voll erdrückend. Wollen wir aufstehen und im Garten ein bisschen reden?"

"Ja, gerne", sie macht einen freundlichen und offenen Eindruck auf mich, also beschließe ich mich einfach auf sie einzulassen. Zusammen laufen wir in Richtung des Büffets, während Cassandra wilde Geschichten erzählt. Sie scheint die einzige bodenständige und überhaupt normale Person hier zu sein. Zwar redet sie viel, aber damit komme ich klar, zumal sie so nett zu mir ist.

Wir steuern gerade auf das Buffet zu, als ich Abigail dort erblicke. Abrupt mache ich halt. Ich habe überhaupt keine Lust ihr Gesicht zu sehen. Ich habe zwar die Schlacht eben gewonnen, aber der Krieg ist gerade auf dem Höhepunkt und ich bin erst zufrieden, wenn sie in irgendwo auf einem Scheiterhaufen verbrennt.

"Wollen wir uns nicht lieber woanders hinstellen und uns einfach unterhalten?", frage ich Cassandra bittend, während ich sie woanders hin ziehe. Hauptsache weg von Abigail.

Irritiert blickt sie über ihre Schulter und sieht Abigail mit einem Typen am Buffet stehen. Die beiden sind fast die einzigen, die sich dort aufhalten.

"Aaaah. Du hast ein Problem mit Abigail", stellt sie fest.

"Jaaaaa",gebe ich etwas widerwillig zu.

"Darf ich wissen warum?", fragt sie mich und diesem unschuldigen Blick, den sie mir zuwirft, kann ich einfach nicht widerstehen. Müde seufze ich auf, bevor ich in ihr grinsendes Gesicht blicke, denn sie weiß, dass sie gewonnen hat. Einem so lieben Menschen muss man einfach alles erzählen.

"Naja, sie versucht dauernd sich an Clark ranzuschmeißen und ihn mir wegzunehmen. Sie weiß ganz genau, dass ich seine Freundin bin und macht es auch noch vor meinen Augen. Die soll ehrlich mal ihren eigenen Typen finden! Außerdem sieht sie doch, dass er nichts von ihr will!", sage ich und lasse die Wut, die sich die ganze Zeit in meinem Inneren gesammelt hat, endlich raus.

"Das sage ich jetzt total objektiv als jemand, der dich total nett findet und Abigail schon lange kennt",meint sie ruhig, während sie mir mit ihren total außergewöhnlich strahlend blauen Iriden in die Augen schaut,"Sie wirkt vielleicht bitchig und so, aber sie ist kein schlechter Mensch. Sie kann auch nett sein. Auf ihre eigene Art und Weise, aber wenn sie etwa will, dann lässt sie einfach nicht los. Warte ab bis sie jemand anderen für sich findet. Dann hast du sie nicht mehr am Hals. "

"Ich hoffe sie findet möglichst schnell jemand anderen",seufze ich.

"Bis dahin musst du einfach so tun, als würde ihr nerviges Verhalten dich gar nicht stören",merkt sie an, während wir wieder gemächlich in Richtung Buffet gehen.

Fürs erste ist das Thema Abigail abgehakt und wir unterhalten uns wieder über andere Themen, während wir inmitten von irgendwelchen reichen Menschen stehen und Klaviermusik aus einer Ecke ertönt.

Während ich mich so mit Cassandra unterhalte, stellt sich heraus, dass sie schon in sehr vielen merkwürdigen Beziehungen gesteckt hat.

"Mein letzter hat sich als Stripper heraus gestellt", kichert sie lachend. Auch ich kann das Prusten nicht mehr zurückhalten.

"Das erklärt dann wohl auch die ganzen merkwürdigen Strings, die du gefunden hast", meine ich grinsend.

"Ja das war sein Show equipment und ich habe ihn damit beschuldigt, dass er eine Affäre hat. Naja meine Glitzertangas waren es ja nicht",gluckst sie lachend. Wir können jedoch nicht mehr weiterreden, da es den Anschein hat, dass die Zeremonie nun endlich beginnt.

Die Hochzeitsgäste strömen alle in Richtung Stühle und Cassandra zieht mich entschlossen mit sich zu den Plätzen ganz vorne.

"Schließlich ist sie ja meine Schwester", argumentiert sie schulterzuckend als ich ihr einen fragenden Blick schenke. Zusammen setzen wir uns ganz vorne hin, jedoch wandert mein Blick andauernd nach hinten auf der Suche nach Clark.

Insgeheim hoffe ich einfach, dass Abigail sich von ihm fernhält und nicht wie sonst immer an seinem Bein hängt. Endlich erblickte ich ihn und auch seine Augen treffen auf mich, woraufhin er mich mal wieder sexy anlächelt. Grinsend verdrehe ich meine Augen und sehe wieder weg.

Auch er nimmt etwas entfernt von mir Platz und obwohl er ein paar Meter entfernt von mir sitzt, kann ich seine Anwesenheit und die berauschende Liebe, die ich von ihm erhalte, spüren. Ich verspüre einen Drang ihn anzusehen und einfach nie wegzusehen, weil allein sein Anblick mich high macht und als ich dem Drang nachgebe und mich ihm endlich zuwende sind auch seine Augen auf mich gerichtet.

Gebannt starren wir uns gegenseitig und alles andere rückt in den Hintergrund. Die Luft knistert  zwischen uns. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal so verliebt sein würde. Davor hatte ich ja gar keine Ahnung gehabt, was Liebe richtig war. Aber dieser eine Mensch von acht Milliarden hat mir diese ganz neue Welt eröffnet und es ist als ob ich jeden Tag einen neuen Teil entdecken würde, der berauschender ist als der zuvor.

Ich weiß ich hatte Drama versprochen, aber leider lässt es noch etwas auf sich warten. Schon bald wird Pamelas kleine schöne Welt wieder auf den Kopf gestellt...

Jedenfalls ist mir aufgefallen, dass es lange keinen random Fakt mehr über mich gab.

Also:

Ich esse immer das, was ich am liebsten auf dem Teller mag zuletzt.

Macht ihr das auch so oder anders herum?

Bis zum nächsten Kapitel💜