Boss or more?

19.

Ich sitze schon lange auf der Couch und warte auf Clark. Die Zeit vertreibe ich mir mit meinem Telefon.

Plötzlich klingelt das Hoteltelefon. Normalerweise würde Clark auf meinem normalen Telefon anrufen. Trotzdem gehe ich ran.

Es ist die Rezeption. Die Dame informiert mich, dass der Chauffeur schon da ist. Clark soll eine Nachricht an der Rezeption hinterlassen haben. Er treffe mich vor Ort.

Ich ziehe mir einen langen Mantel an und spaziere durch die kühle Abendluft zum Wagen und setze mich rein. Kaum bin ich drin muss ich daran denken, was das letzte Mal geschehen ist als ich mit Clark in diesem Wagen war.

Ich muss sofort verrucht grinsen.

Der Wagen hält kurze Zeit später vor einem exklusiven Nachtclub. Drinnen ist alles schwarz gehalten bis auf manche goldene Details. Im Foyer sind viele Menschen in kurzen Kleidern bis zu ziemlich schlichten Kleidern. Meine Jacke wird mir von einem Bediensteten abgenommen, der mir auch ein Glas Wein anbietet. Freundlich lehne ich ab und gehe durch die nächste Tür, wo die richtige Party steigt.

Kaum öffnen sich die Flügeltüren wummert der laute Bass durch meinen Körper. Der Club ist dunkel. Die Menschen werden nur von ein paar Lila Lichtern angeleuchtet. Leider reflektiert mein Kleid jedes Licht, sodass ich hell erleuchte.

Meine Augen suchen unentwegt nach Ria. Ich vermisse sie. Sie war die Einzige mit der ich mich sofort verstanden habe.

Plötzlich blitzt ein blonder Hinterkopf auf. Ich bahne mich durch die Menschenmasse um sie zu erreichen.

Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und drehe sie mit einem leichten Druck um.

"Ri-", sage ich lächelnd, doch verstumme augenblicklich.

Das ist jetzt peinlich.

Das Mädchen vor mir schaut mich verstört und verwirrt. Aus ihrer Haarfarbe hat sie keinerlei Ähnlichkeit mit meiner guten Freundin.

"Tut mir Leid ich habe dich verwechselt", peinlich berührt drehe ich mich um und laufe fluchtartig davon.

Zum Glück kennt mich hier fast keiner. Voller Vorfreude entdecke ich ein riesiges Büfett. Ich kann kaum warten darüber herzufallen. Zielstrebig renne ich in den Himmel, aber laufe verwirrt gegen eine Wand.

Woher kommt die jetzt? OMG, jemand hat mir Drogen gegeben. Ich halluziniere. Warte, ich habe doch gar nichts gegessen.

Auf einmal fängt die Wand an zu vibrieren. Dann höre ich ein Lachen. Ein raues Lachen. Langsam schaue ich.

Clark ist die lachende Wand. Das ist jetzt noch peinlicher. Ich glaube das lag an meinem Hunger. Muss wohl so sein.

Er fährt mit seinen Fingern langsam durch meine Haare.

"Schön dich zu sehen Kätzchen", flüstert er. Ich kann ihn kaum durch die laute Musik verstehen und doch höre ich nichts anderes.

"Seit wann nennst du mich Kätzchen?", Frage ich. Mir ist es tatsächlich noch nie aufgefallen.

Er lacht sein sexy Lachen und sieht mir in die Augen. Diese grünen Augen sind wunderschön. Wie zwei Katzenaugen in der Nacht.

Kurz gleitet sein Blick über meinen Körpern. Seine Augen verdunkeln sich vor Verlangen, aber sofort verändert sich sein Blick.

Seine Hand umgreift meinen Oberarm. Schon fast schmerzlich zerrt er mich aus dem Club. Sein Blick ist wütend und aufgebracht. Ich dagegen bin total verwirrt und weiß nicht was ich machen soll.

Er öffnet die Tür des Wagens und blickt mich an.

"Na los! Steig ein!", knurrt er wie ein Hund, dem man das Futter wegnimmt.

"Nein! Was soll das überhaupt", rege ich mich auf. Was denkt er sich schon wieder. Man, der hat schlimmere Stimmungschwankungen als ich, wenn ich die Tage habe. Wenn er ein Problem hat dann soll er es sagen.

"Steig ein! Wir reden im Apartment!", bellt er. Verunsichert gebe ich auf. Die Beleidigte lasse ich trotzdem raushängen. Ich schaue Doe ganze Zeit aus dem Fenster. Clark tippt die ganze Zeit auf seinem Handy herum.

Als wir vor dem Hotel ankommen steige ich möglichst schnell selber aus und verschränke die Arme vor der Brust. Er soll nicht das Gefühl haben Kontrolle über mich zu haben.

Im Aufzug stehen wir stumm parallel, aber mit so viel Abstand wir möglich nebeneinander. Er sieht mich nicht an  und ich schaue stur geradeaus.

Als die Aufzugtüren sich öffnen laufe ich stur voran. In der Mitte des Apartments bleibe ich stehen und kreuze meine Arme vor dem Oberkörper.

"Und?", fordere ich eine Antwort.

Clark kann sich gerade so halten. Seine Augen lodern auf.

"Dieses Kleid! Du ziehst dich an wie eine Schlampe! Willst du etwa vergewaltigt werden?", sagt er und rauft sich die Haare.

Bei seinen Worten drehe ich komplett durch.

"Eine Schlampe?", schreie ich fast schon hysterisch,"Du hast nicht zu entscheiden wie ich mich anziehe!"

Ich stehe mittlerweile direkt vor ihm und schreie ihm in das Gesicht, aber er weicht nicht zurück.

"Ich bin der Einzige, der dich so sehen darf!", sagt er mit fester Stimme unsere Blicke bohren sich ineinander.

"Das hast du nicht zu bestimmen! Wir sind nicht in einer Beziehung! Wir haben bloß eine kleine, schmutzige Affäre mehr nicht. Ich bin nicht dein Eigentum oder sowas!", schreie ich. Ein paar Mal habe ich durch meine Haare gerauft, weshalb die gestylte Frisur jetzt vollkommen wirr aussehen muss.

"Du weißt es doch auch. Wenn wir zurück sind wird nichts mehr übrig bleiben", ich flüstere diese Worte, weil ich weiß wie war sie sind. Aus uns wird nie was ernstes.

Tränen fließen mir über das Gesicht. Clark hat sich abgewandt und läuft hin und her. Er rauft sich seine Haare, so wie ich es getan habe.

Als er hört wie ich schluchze sieht er auf. Mit schnellen Schritten ist er bei mir und wischt die heißen Tränen weg.

"Fass mich nicht an!", mein Protest ist schwach, aber dennoch wirksam. 
Er lässt von mir ab und dreht sich um. Meine Wangen fühlen sich warm von den heißen Tränen an. Schnell flüchte ich vor Clark in mein Zimmer und schließe die Tür ab.

Ich muss das alles hier einfach vergessen und weiter machen.

Die Arme. Jetzt hat die Realität sie doch eingeholt. Ich hatte das Kapitel eigentlich ein bisschen anders geplant, aber eine Finger waren dann doch dagegen. Clark Tür mir auch Leid.

Mal sehen was er macht. Wird er einfach weiter machen oder an ihr festhalten.

Bis zum nächsten Kapitel💖