28 | alnilam

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a l n i l a m 

oktober 2036

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„Was ist deine Lieblingsfarbe, Lottie?"
„Grün."
„Wie meine Augen?"
„Nein, wie der Wald vor unseren Häusern. Deine Augen sind aber auch nicht schlecht."

Noah Styles biss sich auf die Lippe, während er hoch in den Sternenhimmel an seiner Decke sah. Es war nicht Nacht und draußen strahlte die Sonne ihre letzten Strahlen aus, als würde sie immer noch mit dem Winter kämpfen, ein Krieg, den sie doch bereits verloren hatte. Doch sie gab nicht auf.

Draußen vor der Haustür hatte Charlotte Styles vor einigen Tagen zwei geschnitzte Kürbisse aufgestellt, die künstlerisch durchaus verbesserungswürdig waren, doch voller Liebe erstrahlten. Jedes Mal, wenn es heute klingelte, verteilte das Mädchen mit den Sternenaugen lächelnd ein paar Süßigkeiten an die Kinder in ihren Halloweenkostümen.

Bunte Blätter flogen an Noahs Fenster vorbei, doch sie blieben unbemerkt von dem Jungen, dessen Gedanken wirbelten und wirbelten. Heute Morgen noch hatte er es für eine wahnsinnig gute Idee gefunden, dass Willow zur Übernachtungsparty vorbei kam, während seine Mutter von Adam auf eine Halloweenparty gezwungen wurde.

Seine beste Freundin und er hatten öfter in einem Bett geschlafen, als er zählen könnte, aber dieses Mal würde es anders sein. Denn dieses Mal wäre es mehr.

„Bitte sag mir, dass du mir hierfür einen Brief dagelassen hast, Dad", murmelte Noah leise, während er auf die Leuchtsterne an seiner Zimmerdecke starrte. Sie waren so nah und gleichzeitig doch unendlich weit weg. „Bitte, denn heute bräuchte ich wirklich einen."

Er bekam keine Antwort, natürlich nicht, aber er rechnete auch nicht damit. Nicht mehr.

Manche Jahre hatte Noah flehend nach oben gestarrt, auf der Suche nach einer Reaktion, hatte sich eingebildet, einen der Sterne ein wenig heller leuchten zu sehen, auch wenn er doch eigentlich wusste, dass es einfach eine Illusion war.

Doch dann war der Junge erwachsen geworden.

Er hatte gelernt, was er wirklich bedeutete, wenn seine Mutter ihm erzählte, dass sein Dad in den Sternen wohnte.

Er hatte gelernt, dass seine Gute Nacht Geschichten vom Mann im Mond wirklich nur Geschichten waren.

Er hatte gelernt, dass diese Sterne keine Traumwelt waren, sondern ein unendlicher Fall.

Der Junge war erwachsen geworden und das war in Ordnung, denn so lief die Zeit. Immer unaufhörlich nach vorne, ohne Stehenzubleiben und immer auf der Stelle. Ein ewiger Kreislauf voll von Fantasy und Realität, Vergessen und Erinnern.

Die Türklingel zeriss die Stille im Haus der Styles und Noah hörte genau hin, bis er die Schritte seiner Mutter durch den Flur jagen hörte. Euphorischer als sonst, sodass er sich sicher war, dass Charlotte Styles sich wirklich auf den kommenden Abend freute. Sie hatte ihrem Sohn versichert, dass Adam und sie einfach nur als Freunde Zeit zusammen verbrachten, aber die geröteten Wangen straften sie Lügen. Also hatte Noah einfach gelächelt und sich seinen Teil gedacht.

Sie waren beide die besten Illusionisten. Das Mädchen mit den Sternenaugen, das sich vor der Wahrheit ihres heutigen Dates versteckte und der Junge, der seiner Mutter versicherte, dass Willow einfach nur als Freundin vorbei kam, wenngleich er doch wusste, dass die heutige Nacht wahrscheinlich alles ändern würde.

boy in the stars || h.s. ✓Where stories live. Discover now