18 | becrux

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b e c r u x

oktober 2027

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„Hazza? Was ist, wenn ich nie jemanden finde, der mich überhaupt liebt?"
„Unmöglich, Lottie. Falls sich niemand anderes opfert, bleibe immer noch ich."

Charlotte war überrascht, dass sie überhaupt noch in den Rock passte, den sie vor Jahren einmal von Harry geschenkt bekommen hatte. Gemeinsam mit der weißen Bluse, die sie bei so vielen ihrer Dates getragen hatte, einfach weil sie wusste, wie sehr ihr Sternenjunge sie daran liebte.

Sich nun wieder in diesem Outfit zu sehen, das so viele Erinnerungen mit sich trug, ließ sie heftig nach Atem ringen. Mit einem Schluchzer riss sie sich die Kleidung wieder vom Leib, mit zittrigen Fingern, die die Knöpfe gar nicht schnell genug öffnen konnten und tränenerfüllten Augen, die sich weigerten, sich überhaupt noch einmal ansehen zu wollen. Voller Schwung warf sie sowohl Rock als auch Bluse nach ganz hinten in den Kleiderschrank, so tief vergraben und nicht in der Versuchung, sie je wieder hervorzuzaubern.

Alles an diesen Klamotten schrie den Namen ihres Sternenjungens und das konnte sie nicht ertragen. Schon gar nicht heute, an diesem Abend, an dem sie ihn aufs Äußerste verraten würde. Auch wenn das letztendlich sein eigener Wunsch war, kam sie nur schwer mit dem Gedanken zurecht. Mit einem anderen Mann auszugehen, fühlte sich an, als würde sie Harry hintergehen und nie im Leben hätte sie das freiwillig getan.

Aber Charlotte liebte ihren Sternenjungen. Sie liebte ihn genug, um seine Bitte zu respektieren und genug, um sich schließlich doch in ein Kleid zu zwängen, ein wenig zu weit, dass sie bisher bloß einmal auf einem Geburtstag vor vielen Jahren getragen hatte. Harrys Finger hatten nicht über ihre Seiten gestrichen, während sie es trug, es war ein reiner Mädchenabend gewesen, und alleine das machte es ertragbar, das Kleidungsstück überzuziehen.

Sie strich mit langsamen Fingern über den schwarzen Stoff, der ihre Kurven betonte, die sie an manchen Tagen schon längst vergessen hatte. Es war nicht mehr wichtig, nicht wirklich. Doch heute machte sie sich zum ersten Mal wieder Gedanken um ihr Aussehen und sie kam sich vor wie ein Teenager, während sie sich kritisch im Spiegel betrachtete.

Der Stoff war ein wenig nach oben gerutscht und sie zog ihn wieder zu Recht, bis sie kombiniert mit ihrer Lieblingshandtasche wirklich ausgehfertig aussah. Oder zumindest so sehr dahin kam, wie es möglich war.

Unsicheren Schrittes lief Charlotte hinunter ins Wohnzimmer, nackte Füße auf kaltem Fußboden, der sich so vertraut anfühlte wie kaum etwas anderes. Einen Augenblick blieb sie in der Tür stehen, ihr Gewicht auf ihr rechtes Bein verlagert, den Kopf ein wenig schief, während sie auf das Schauspiel sah, das sich ihr bot.

Noah Styles wedelte mit Begeisterung seinen Controller durch die Gegend, während die Virtual Reality Brille ihm fast von der Nase rutschte. Das war ein Anblick, an den Charlotte Styles durchaus gewohnt war, in den wenigen Stunden der Woche, in denen er tatsächlich mit seiner Konsole spielen konnte.

Louis jedoch war ebenso sehr engagiert in dem Spiel, dass sie sich nur schwer ein Lachen verkneifen konnte. Voller Inbrunst ließ der Sänger seinen Controller durch die Luft fahren und fluchte genervt, als er scheiterte. „Was für ein Schwachsinn ist das eigentlich? Du hast den Fernseher bestochen, Kumpel, gib es schon zu!"

„Habe ich nicht, Onkel Lou! Du bist einfach zu schlecht!" Lachend hüpfte Noah auf dem Sofa auf und ab, etwas, was ihm eigentlich verboten war, was er auch nur allzu gut wusste. Als er sich die Brille abnahm und seine Mutter im Türrahmen stehen sah, setzte er sich sofort schuldbewusst hin.

boy in the stars || h.s. ✓Where stories live. Discover now