3 | arcuturus

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a r c t u r u s

dezember 2021

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„Deine Augen sind wie der Sternenhimmel, Lottie."

„Dann musst du aber ab jetzt mein Sternenjunge sein."


Leichte Schneeflocken rieselten sanft auf die Erde hinab, als hätten die Sterne selbst sie hinaus in die Welt geschickt. An diesem Dezembertag meinten sie es besonders gut, während sie sich an die beeindruckende Fensterfront der Villa im Westen Londons schmiegten, die das ganze Wohnzimmer in ein Panoramaglas verwandelten. Vor den bodenlangen Scheiben tobte das Winterchaos, der Schnee flog durch die Luft, bevor er sich sein Ziel suchte und all dies gab dem gemütlichen Raum das Gefühl eines Winterwunderlands, abseits der Realität.

Es war ein eigenes, paralleles Universum, in dem sich die beiden Erwachsenen mit den zwei Kleinkindern befanden und wenn Charlotte die Augen schloss, dann hatte sie einen Moment das Gefühl, dass auch ihr Sternenjunge anwesend sei.

„Was meinst du, Lottie? Diese Kugel lieber ganz nach oben oder nach hinten?" Fragend streckte Louis dem Mädchen eine pink glitzernde Weihnachtsdekoration entgegen, die wirklich zum Gruseln war. „Wir müssen einen Platz finden, an dem sie am wenigsten auffällt."

„Müssen wir die überhaupt aufhängen?", entgegnete Charlotte, während sie skeptisch die Kugel in seinen Händen anstarrte.

Wäre es Harry gewesen, der mit einem Bein auf der Trittleiter turnte und sich dabei auch noch in ihre Richtung streckte, dann hätte das Mädchen mit den Sternenaugen bereits unzählige Herzinfarkte erlitten. Aber es war nicht ihr Harry, er würde es nie wieder sein. Stattdessen feierten sie nun Weihnachten mit Louis und seiner kleinen Familie, eine Mischung, die wunderbarerweise funktionierte.

„Die hat Willow letzte Woche persönlich ausgesucht. Wenn diese Kugel nicht im Baum hängt, wird niemand von uns ein schönes Weihnachten haben", zischte Louis Charlotte zu, während er zu seiner Tochter herübersah, die sich gerade mit Noah einen Plüschball zuwarf. Wobei werfen optimistisch formuliert war, denn alles, was die Kleinkinder zustande brachten, waren wenige Zentimeter Flughöhe, bevor er über den Boden kullerte und die letzten Meter schleichend zurücklegte.

Die beiden quietschten von Zeit zu Zeit aufgeregt, während Louis und Charlotte bloß froh waren, dass sie das Spielen mit den Lichterketten endlich aufgegeben hatten.

„Ganz nach hinten unter die Zweige", entschied Charlotte lachend. „Pass nur auf, dass sie hoch genug hängt, damit die Kids sie nicht abpflücken können."

Louis schenkte ihr ein Grinsen, bevor er gekonnt von der Leiter heruntersprang und um den Baum herumeilte, um sich in die Ecke zwischen den beiden Wänden zu quetschen.

„Wann bist du so vernünftig geworden, Lottie?", zog er sie auf.

Sie konnte bloß das Rascheln der Zweige hören, während er die Kugel seiner Tochter in dem Weihnachtsbaum verewigte.

„Das gleiche könnte ich dich auch fragen, Lou. Ich kann mich nicht erinnern, dass dein Weihnachtsbaum je pünktlich geschmückt gewesen wäre", entgegnete Charlotte mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

Der Weihnachtsbaum bewegte sich ein wenig, als Louis mit den Achseln zuckte und dabei in den Zweigen hängen blieb. Ein Fluchen war zu hören, dann wandelte es sich in ein herzliches Lachen.

boy in the stars || h.s. ✓Where stories live. Discover now