27 | miaplacidus

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m i a p l a c i d u s

august 2036

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       „Ich liebe dich, Lottie."

„Ich dich auch, Sternenjunge."

„Nein, das meine ich nicht. Ich meine, dass ich dich mehr liebe, als ich meine beste Freundin lieben sollte."

„Oh."

Die Locken fielen Noah Styles in die Stirn, doch er hatte keine Möglichkeit, diese wieder aus seinen Augen zu entfernen. Nicht, wenn er gleichzeitig Gitarre spielen und singen musste. Er schüttelte den Kopf, um die Haare wieder an ihren richtigen Platz zu verbannen, doch es funktionierte nicht.

So war das Leben manchmal. Man bekam, was man sich gewünscht hatte und wollte doch letztendlich etwas ganz anderes.

Noah spitzte die Lippen, um die Locken zumindest zeitweise nach oben zu pusten und ließ es dann letztendlich sein. Denn manchmal musste man die Welt nehmen, wie sie funktionierte.

Also blendete er seine Haare aus, ignorierte den leichten Geräuschpegel einzeln geführter Gespräche, das dunkle Summen des Zapfhahns und konzentrierte sich voll und ganz auf die Musik.

Die Welt der Töne hatte ihn schon immer begeistern können. In ihr wohnte ein Zauber, der Noah für den Rest seines Lebens nicht wieder loslassen würde.

Vielleicht hatte er dies von seinem Vater geerbt, der einst über die Bühnen der Welt und dann in den Himmel geflogen war. Vielleicht von seiner Mutter, die jeden Sonntag eine alte Schallplatte auf ihren Recordspieler gelegt und dafür gesorgt hatte, dass Noah jegliche Musikrichtungen kennenlernte.

Vielleicht war Musik aber auch einfach, was schon immer im Herzen des Jungen wohnte.

Wie könnte es der Zauber der Töne auch nicht, hatte er doch die Macht, ganze Kriege zu beenden und die Stille zum Singen zu bringen.

Noahs Finger glitten über die Saiten seiner Gitarre, ein Spiel von Geben und Nehmen. Immer wieder entlockte er dem Instrument Magie, während seine Lippen diese durch unsichtbare Farbe veredelten. Er malte ein Kunstwerk mit Worten, erschuf Altbekanntes aus dem Nichts.

Und dann irgendwann entwischten ihm die letzten Töne, bevor schließlich alles gesagt war. Ein leichter Windhauch kam über seine Lippen, dann presste er sie aufeinander und konnte nichts gegen das Lächeln tun, dass sich unweigerlich in sein Gesicht legte, sobald der Applaus ertönte.

Noah Styles war kein großer Fan des Mittelpunkts, weder auf dem Fußballplatz noch in der Schule. Aber wenn es um seine Musik ging, dann liebte er es, sich einen Moment lang so fühlen zu dürfen, als hätte er Flügel. Und heute Abend hätte er jeden Augenblick abheben können.

Tosender Applaus dröhnte in seine Ohren, ließ ihn verstummen und erstrahlen, während er auf die Menge vor sich schaute. Der Talentwettbewerb in Chelsea hatte Hunderte von Besuchern angezogen, ganz vorne Charlotte Styles und Louis Tomlinson, die ohne Zweifel am Lautesten klatschten.

Charlottes Augen strahlten vor Stolz, während sie Noah heftig zuwinkte und Louis johlte auf.

„Das ist mein Junge! Habt ihr das gesehen? Das ist mein Junge", rief er so laut, dass Noahs Wangen dem scheußlichen Teppichboden in dieser Halle Konkurrenz machen konnten.

boy in the stars || h.s. ✓Where stories live. Discover now