Bitte bleib

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Chat Noir zog sich zurück. Er hatte sich doch vorgenommen, unentdeckt zu bleiben! Nur, weil er in seinen Gedanken versunken war, hatte er nicht mitbekommen, dass Marinette ihn bemerkt und zu ihm hochgesehen hatte. Er konnte nur seinen Kopf schütteln. Über sich selbst. Seine Unachtsamkeit würde ihm noch mal zum Verhängnis werden. Womöglich hatte er ihr jetzt das Gefühl vermittelt, unter Beobachtung zu stehen und das war das Letzte, was er wollte. 
Langsam schritt er zum Geländer der Dachterrasse, um seinen Heimweg anzutreten, als ihn das leise Klicken der Fensterverrieglung zurück schauen ließ. Marinette spähte neugierig aus der geöffneten Luke zu ihm rüber. Irritiert wandte er sich ihr zu. Sein immer schneller pulsierendes Herz, enttarnte seine Nervosität. Er hätte sich lieber vorher eine Entschuldigung zu Recht spinnen sollen. 

„T-Tut mir leid, ich wollte eigentlich ungesehen bleiben.“, haspelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. 

„Ungesehen zu bleiben, macht die Tatsache nicht besser, heimlich irgendwelche Mädchen in ihren Betten zu beobachten!“, stellte Marinette pampig fest. Auch, wenn es sie etwas überrascht hatte, ihn heute Abend noch zu sehen, so hatte sie doch irgendwie damit gerechnet. Als sie allerdings so unvermittelt in seine grünen Augen geblickt hatte, hatte sie eine unerwartete Wärme gespürt, welche sofort ihr Herz einnahm. Zusätzlich war Erleichterung aufgekommen und der Wunsch, ihn bei sich zu haben. Obwohl sie den inneren Kampf, wegen ihres bestehenden Konfliktes, noch nicht mit klaren Gedanken betrachten konnte, so wollte sie doch darüber hinwegsehen. Er war ihr Partner und ein noch besserer Freund, mit dem sie sowohl Freude, als auch Leid teilte – Das wollte sie nicht so einfach aufgeben! Chat war ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und sie hatte gelernt ihm blind zu vertrauen.  
Peinlich berührt senkte der Blonde seinen Kopf. „Du hast recht, aber du bist nicht irgendein Mädchen!“ 

Marinette spürte das schnelle Hüpfen ihres Herzes und zugleich irritierte es sie, welche Wirkung seine Worte in ihr erzielten. Kurz dachte sie darüber nach, warum sie ihr sicheres Bett verlassen hatte. Doch die Antwort war ihr bereits bewusst… Sie wollte ihn vom Gehen abhalten. Ihn bei sich haben. Aber warum? Ihre Gedanken streikten, aber ihre Gefühle sprachen weiter. Jetzt war ihr Herz an der Reihe und ihr Kopf machte eine undankbare Sendepause. 

„Warum bist du hier?“, wollte sie nun wissen. Sie versuchte seiner lieblichen Äußerung keine Beachtung zu schenken. Was hätte sie auch darauf antworten sollen? Chat hob seinen Blick und ging einige Schritte auf sie zu. Sie hatte ihre in sich verschränkten Arme auf dem Boden abgelegt, sodass bis auf ihre Arme und ihren Kopf, nichts mehr von ihr zu sehen war. 

Im Schneidersitz ließ er sich vor ihr nieder und musterte sie mit einem nachdenklichen Blick. „Du kannst es sicher nicht mehr hören, aber ich habe mir Sorgen gemacht und musste nach dir sehen.“ Ihm entging das Lächeln auf ihrem Gesicht nicht, dass auf seine Aussage folgte. Die Vorstellung, wie der große Pariser Held nicht in den Schlaf finden konnte, weil die Sorgen es nicht zuließen, fand sie doch etwas amüsant. Vielleicht sogar süß. Leise seufzte Marinette. Er war tatsächlich sehr niedlich, daran bestand kein Zweifel. 

„Schön dich mal wieder Lächeln zu sehen“, gab Chat Noir zu. „Auch, wenn du dich vielleicht über mich lustig machst“, fügte er noch hinzu und legte den Kopf etwas schief. Zu gerne hätte er gewusst, was sie dachte, sich in sie hineinversetzt, um sie zu verstehen. 

„Das würde ich niemals wagen“, konterte sie frech. Einen Moment lang herrschte Stille zwischen ihnen. Keiner wusste so richtig etwas zu sagen. 
Chat bemerkte schnell, wie sich ihre Gesichtszüge veränderten und ihre Gedanken sich zu trüben schienen. Er wollte sie unter keinen Umständen traurig sehen und legte aufmunternd seine Hand auf ihre. 

„Chat?“ Sie sah zu ihm auf. Ihr Unmut der letzten Tage saß ihr noch in den Knochen und ihr fiel es schwer, die Sorgen los zu lassen. Wieder kam das Bedürfnis in ihr auf, sich einfach zu verkriechen und doch wollte sie gerade nicht alleine sein. „Würdest du noch etwas bleiben?“ 

Halte mich - Miraculous Where stories live. Discover now