Stress im Eiscafè

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Die warme Sonne schien ihr ins Gesicht. Der Duft der blühenden Pracht um sie herum berührten angenehm ihre Sinne und ließen sie ihre Muskel entspannen. Wieder einen anstrengenden Schultag voller Matheformeln und Chemieversuchen hinter sich gebracht, dachte sie und freute sich über ihren bevorstehenden Nachmittag mit ihren Freunden. Ein Kellner kam herbeigeeilt und stelle vor den vier Freunden ihre bestellten Eisbecher ab. Dankend nahmen sie diese an und freuten sich über diese kleine Abkühlung an diesem ziemlich heißen Sommertag. Sie hatten im Außenbereich des Eiscafes einen ziemlich gemütlichen Platz ergattern können, bevor immer mehr Gäste ins Geschäft strömten und einen Platz nach dem anderen besetzten. Alya erhob sich von ihrem Platz um sich ihre Sommerjacke von den Schultern zu streifen und über die Stuhllehne zu hängen. Ein angenehmer Seufzer entkam ihr und freudig rieb sie sich  ihre Hände aneinander. „Die sehen so gut aus", freute sie sich und ließ ihren Blick über jeden einzelnen Eisbecher schweifen. „Lasst es euch schmecken" 
Gesagt, getan. Genüsslich verspeisten die Freunde ihren Nachmittagssnack und genossen die Stille. Leise Gespräche anderer Gäste waren nur zu vernehmen und nichts hätte diesen Moment zerstören können , dachte sich Marinette. 
„Habt ihr schon was passendes zum Anziehen für den Abschlussball?“, fragte Nino begeistert und schenkte Alya ein verführerisches Lächeln. Alya kicherte und nahm noch einen Löffel voll Eis zu sich. „Ich habe da eine genaue Vorstellung, aber bisher bin ich noch nicht fündig geworden. Nächste Woche versuche ich noch mal mein Glück in der Stadt" Leicht schaute sie in die Runde. Dabei blieb ihr Blick bei Marinette hängen. „Begleitest du mich?“, fragte sie erwartungsvoll. „Sehr gerne. Mein Design ist schon fertig für mein Kleid und mir fehlen noch ein paar Stoffe. Das wäre die ideale Möglichkeit. Allerdings hapert es noch bei der Maske. Wer denkt sich denn auch so ein Thema aus?“ 
Nachdenklich schaute sie in den Wolkenlosen Himmel. „Ich finde es spannend", hörte sie die Stimme ihres Schwarmes und wandte sich ihm zu. Schnell bemerkte Adrien die fragenden Gesichter und suchte nach der richtigen Erklärung. „Na ja. Findet ihr nicht? Es hat etwas mystisches. Nicht zu wissen wer hinter der Maske steckt“ 
„Oh ja Bro, total sexy", kicherte Nino und hielt ihm die Faust entgegen. Skeptisch betrachtete er das Vorhaben seines besten Freundes und schüttelte den Kopf. „Was denkst du nur wieder?“ 
Marinette und Alya schauten sich irritiert an, als Alya plötzlich an Ninos Ohr griff und ihn zu sich runter zog. „Denk nicht mal dran", warnte sie ihn und ließ erst locker als er etwas von einer Entschuldigung vor sich hin murmelte. Sich das schmerzende Ohr reibend, richtete er sich wieder auf, traute sich aber nichts mehr zu sagen. Es musste ein lustiges Schauspiel für unbeteiligte gewesen sein. Als sich auch der letzte neugierige Blick anderer Gäste von ihnen gelassen hatte erhob Alya noch mal das Wort. „Mit wem wirst du hin gehen Marinette?“ Schlagartig ließ sie ihren Löffel sinken und spürte den Kloß in ihrem Hals. Warum um alles in der Welt musst Alya jetzt vor allen anderen das fragen? Sie wusste um die Gefühle zu Adrien und auch, dass sie sich nichts mehr wünschen würde, als mit ihm zum Ball zu gehen. Was solle sie nur sagen? Offensichtlich bemerkte Alya schnell ihren Fehler und wechselte schnell das Thema. Im ersten Moment dankbar für diesen Themenwechsel, entwickelte sich fast die nächste Katastrophe.
„Ihr müsst euch das Video vom Wochenende angucken. Es ist der Wahnsinn!“, schoss Alya plötzlich los. Irritiert blicke trafen sie. „Aber am Wochenende gab es keine neuen Videos in deinem Blog Alya. Wovon sprichst du?“, wollte es Nino jetzt genau wissen. Genüsslich schob Marinette sich den letzten großen Löffel Eis in dem Mund. „Seht es euch an! Ladybug hat die volle Breitseite abbekommen und ich brauche dringend eure Meinung, ob ich so etwas posten darf, oder was sagt ihr dazu?“ Sie hilt ihnen das Handy entgegen. 
Im selben Moment verschluckte sich Marinette an dem letzten bissen Eis und hustete mit ihrer Hand vor dem Mund. 
"Geht es wieder?“, fragte sie Adrien und rieb ihr über den Rücken. Eine Wärme stieg ihren Gliedern empor während sie nach Luft rang und sie spürte das warme Blut in ihrem Adern fließen. „D-danke… ja.“ Hustete sie ein letztes mal bevor sie ihren Blick auf Alyas Handy richtete. Oh nein… OH NEEEIN!! Schrie es in ihrem Kopf. Panisch weiteten sich ihre Augen, sie konnte es kaum fassen was ihre Freundin dort mit ihrem Handy festgehalten hatte. „Lösch es!“, wies Adrien sie mit strengen Ton an und ballte entsetzt seine Fäuste. Auch er folgte dem Video, in dem Ladybug zu sehen war. Ladybug und der akumatisierten Judolehrer, wie er auf sie einprügelt. Dabei huschte das Gesicht von Alya immer wieder ins Bildschirm und schilderte ihren Followers, was vor ihr passiere und dann war Chat Noir plötzlich zu sehen, wie er den Feind von Ladybug zog und seiner Wut freien Lauf ließ. Schwer atmend hob Adrien seine Hand, legte sie über das Handy und drückte es auf den Tisch. Die Wut die er als Chat Noir dort verspürt hatte, konnte er übers Wochenende gut unter Kontrolle bekommen und zur Seite schieben. Er dachte wirklich , noch mal wird so etwas nicht passieren. Nicht nochmal wollte er seine Beherrschung so verlieren und schon gar nicht sollte es je noch mal dazu kommen, dass seine Lady in so eine Situation gerät. Marinette Herz setze für einen Bruchteil einer Sekunde aus. Ein Schwindelgefühl machte sich in ihr breit und hektisch blinzelte sie um wieder an eine scharfe Sicht zu gelangen. Die Hände neben sich abgelegt, stützte sie sich in eine aufrechte Haltung. „Löschen?“ flüsterte Alya ihm zu. Wieder traf Adriens Blick Alyas und schnell hob sie ihr Handy um seiner Anweisung zu folgen. Behutsam strich Nino über den Rücken seiner Freundin. Das musste als größter Fan der Superhelden jetzt besonders hart für sie sein.

„Boa, was ist denn mit euch?“ entgeistert schlug Nino sich die Hände an den Kopf und musterte abwechselnd seine beiden Freunde, die völlig versteinert ihm gegenüber saßen. Behutsam legte Adrien eine Hand auf Marinettes Schulter, als er ihr blasses Gesicht sah, was sie zusammenzucken ließ. 
Sie sah sein besorgtes Gesicht auf sich gerichtet und das machte diese Situation nicht besser. Ihre Muskeln verkrampften, ihr Magen drehte sich und ihre Lunge drohte wegen Überlastung zu streiken. 
Sie musste weg von hier. All die Gefühle der Verzweiflung, der Angst kamen wieder in ihr hoch, als sie mit den Bildern wieder in dieser aussichtslosen  Situation am Wochenende verschlungen wurde. 
Hektisch kramte sie in ihrer Tasche nach Geld um es auf den Tisch zu legen, erhob sich und setze sich in Bewegung. Sie hörte noch ihre Freunde, die ihr nachriefen aber sie wollte nicht stehen bleiben. So schnell wie ihre Beine sie tragen konnte, rannte sie in Richtung Heimat. Eingeholt von ihren Erinnerungen, schossen ihr die ersten Tränen in die Augen, die sich schnell einen Weg über ihre Wangen bahnten. Erst als sie vor der letzten Abzweigung die vor ihrem Heim lang ankam, verlangsamte sie ihre Schritte, bis sie zum Stillstand kam um ihren raschen Atem zu beruhigen. Es brauchte ein paar Minuten, bevor sie sich wieder fangen konnte und so setzte sie die letzten wenige Meter bis zur Bäckerei zurück. Den Blick auf den Boden gerichtet bog sie die letzte Abzweigung ab und stieß gegen etwas, was sie zum Fall brachte, jedoch wurde sie im letzten Moment um die Hüfte gepackt und zurück auf die Beine gezogen. Schützend hob sie ihre Hände vor sich, die sich auf der Brust ihres gegenüber wiederfanden. 
„Entschuldige bitte, da habe ich nicht aufgepasst", sagte die sanfte Stimme eines Jungen und nur langsam hob sie ihren Kopf zu dem braunhaarigen , der sie weiterhin fest an sich hielt. Nur langsam dämmerte ihr wie nah sie sich waren und das Blut gefrierete förmlich in ihren Adern. Schlagartig riss sie ihre Hände herunter und setzte mit wackeligen Beinen einen Schritt zurück. Hoch rot versuchte sie nach Worten zu finden, die das ganze nicht noch peinlicher machten. „Ähm… ich habe dem Boden auch mehr Beachtung geschenkt", gab sie verlegen zu und rieb sich ihren Arm. „Ich bin Phillip" Er reichte ihr eine Hand um sich vorzustellen. Nach einen Moment der Überlegung, griff sie nach dieser. „Marinette, nett dich kennen zu lernen“ Seine braunen Augen mustern sie und kurz dachte er nach. „Kennen wir uns nicht irgendwoher? Auf welcher Schule bist du?“, wollte er wissen und legte seinen Kopf schief. „Ich? Ähm, das Collège Françoise Dupont. Nur paar Häuser weiter. Ich bin in der Abschlussklasse“  
Ein Lächeln zierten sein charmantes Gesicht. „Wussten ich es doch. Ich bin in der Parallelklasse, ein paar Räume weiter" Und so schnell wie ihre Begegnung, kamen auch rege Gesprächsthemen. Er ist ein angehender Musiker, unterstützt von seinem Vater. Vor 5 Jahren waren sie hierher gezogen, für die berufliche Weiterentwicklung seiner Mutter und ihm viel es schwer gute Freunde zu finden. Er war offensichtlich einer der Besten aus seiner Klasse und wer hätte es gedacht, war das Thema des Maskenballs offensichtlich einer Mitschülern von ihm zu verdanken. Sie ließen sich auf eine naheliegende Treppe nieder und Marinette erzählte ihm von ihrem Design für das angehende Ballkleid und was es sie für nerven gekostet hatte. Als die Sonne langsam die Dächer der Stadt in einem angenehmen orange tauchte, entschieden sie sich dafür, den Heimweg anzutreten. 
„Du kannst dir nicht vorstellen wie gut mir diese Ablenkung tat", sagte sie noch, gerade als sie vor dem Eingang der Bäckerei zu stehen kamen. „Das freut mich. Was auch immer dir heute wiederfahren ist….“ Er suchte nach den richtigen Worten, „Zerbreche dir nicht deinen hübschen Kopf. Du darfst jederzeit auf mich zu kommen" Mit den letzten Satz griff er sanft nach ihrer Hand und strich ihr mit dem Daumen über ihren Handrücken. Was hat er nur mit ihr? Seine sanfte Berührung löste ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch aus. Sie spürte das warme Blut in ihren Ohren rauschen und peinlich berührt senkte sie ihren Blick. „Einen schönen Abend und bis morgen", lächelte er, löste seine Hand von ihrer und winkte zum Abschied, als er auch schon um die nächste Ecke verschwand. Vorhin hätte sie nicht mehr daran geglaubt, das dieser grausige Tag doch noch eine solche Wendung nehmen könnte.  

Unmittelbar in ihrer Nähe, beobachtete mit einem unguten Gefühl, ein schwarzer Kater das ganze Geschehen und konnte das aufkommende Gefühl in ihm nicht zuordnen. Da war ein Hauch von Frust, oder Enttäuschung, oder… doch Eifersucht? 
Er wollte nach ihr sehen. Sich vergewissern, dass es ihr gut ging und hätte mit diesem Szenario nicht gerechnet. Der Braunhaarige war ihm kein Unbekannter und er nahm sich vor, alles erdenklich Mögliche dafür zutun, dass ein solches Treffen nicht wieder stattfinden würde. 

Halte mich - Miraculous Where stories live. Discover now