Gefährliches Manöver

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Immer wieder kam sie an brennenden Bäumen und Dachstühlen vorbei. Überall waren die Feuerwehren im Einsatz und Hilfsarbeiter ließen nicht lange auf sich warten. Die Schreie bahnten sich ihren Weg zu ihrem Gehör und ließen sie immer wieder erschaudern. Ladybug wusste, es musste Schreckliches vor sich gehen und jetzt war Eile geboten. Verzweifelt hielt sie Ausschau nach ihrem Partner, der sich zuvor auf den Weg gemacht hatte. Plötzlich ertönte ein langanhaltendes schrilles Rauschen und sie konnte die Quelle schnell ausfindig machen. Da mussten sie sein. In Windeseile schwang sie sich in die Richtung der Ursache, welche beim Eiffelturm stattfand. 
Gerade als sie leichtfüßig auf der Plattform landete, wurde ein schwarzer Schatten in sie geschleudert, der sie schwungvoll mitriss. Heftig stieß sie mit dem Kopf gegen einen der Stahlträger und sackte zusammen. Ein grauer Nebel in ihrem Kopf verschleierte ihre Sicht und ihr Kopf drohte unter dem Schmerz zu explodieren. Schmerzerfüllt krümmte sie sich auf allen vieren und presste ihre Zähne stark aufeinander.
Verdammt, dachte sie wütend. Sie durfte nicht jetzt schon Kampfunfähig zugerichtet werden. Benebelt tastete sie sich über dem Boden vor.
„M’Lady!“, hörte sie die geschockte Stimme ihres Partners und spürte im nächsten Moment, seine warmen Hände an ihren Schultern. Schwerfällig hob sie ihren Kopf und erkannte die Silhouette des schwarzen Katers. Ihr vielen zig tausend Schimpfwörter ein, die sie hätte fluchen wollen, aber sie durfte nicht die Kontrolle verlieren. 
„Hilf mir“, bat sie ihn mit schwacher Stimme und schwang ihre Arme um seinen Hals, um sich stützen zu lassen. Langsam schärfte sich ihre Sicht wieder. 
„Solch stürmische Begrüßungen bin ich ja gar nicht von dir gewohnt“, scherzte sie. 
Plötzlich spürte sie ihre wackeligen Beine die zusammenzusacken drohten und verfestigte ihren Griff um seinen Hals. 
"Das kann doch nicht dein Ernst sein, jetzt noch Witze zu machen“, schimpfte er sie an und legte seine Arme unter ihre Knie und Rücken und hob sie hoch auf seine Arme. „Katzenmanieren“, erwiderte sie trocken und wischte sich über die Augen und Stirn, als etwas warmes über ihr Gesicht lief. Auf ihren roten Anzug konnte sie das Blut nur schwer erkennen. „Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen“ Sie erkannte seine besorgte Miene und hielt vor Schreck die Luft an. „Nein!“ Zappelnd wollte sie ihn dazu bringen, sie abzusetzen. Wieder erklang ein ohrenbetäubendes Geräusch in ihrer Nähe. Gehetzt sah Chat Noir sich um, seine Lady fest an sich gedrückt.
„Ahw! Also gut! Aber lass uns hier kurz verschwinden! Und verdammt, halte Still!“ Resigniert, folgte Ladybug seiner Anweisung. Sie wusste, dass er Angst um sie hatte und keine Diskussion eingehen würde. Chat Noir würde sie nie einer solchen Gefahr aussetzen. Mit seinem Stab stieß er sich von der Plattform ab und sprang über einige Dächer. Als er sich der sicheren Entfernung bewusst war, lies er sich in einer Gasse zwischen den Häusern nieder und setzte seine Angebetete ab. Kaum war sie voller Tatendrang erschienen, um ihren Gegner zu besiegen, wurde sie innerhalb von Sekunden fast schon Kampfunfähig geschlagen. 
„Das hatte ich mir deutlich besser vorgestellt“ Mürrisch lehnte sie sich an die Wand und wischte sich durch ihre blutverklebten Haare. 
„Unser FireBoy hat ganz schön was auf dem Kasten“, bemerkte Chat Noir und ließ seine Lady für keine Sekunde aus den Augen. Skeptisch musterte er Sie, was ihr nicht verborgen blieb.
„Chat, mache dir keine Sorgen. Ich gehe nicht über meine Grenzen. Erzähl mir was du gesehen hast“ Zustimmend nickte er. „Ich weiß nicht was ihn so sauer gemacht hat, aber er besitzt eine Waffe. Es sieht aus wie eine Flöte. Neben schrillen Geräusche, schießt er damit Feuerbälle, von denen eine gewaltige Druckwelle ausgeht.“ Das erklärte jetzt einiges. Warum hätte es an diesem späten Abend auch leicht werden sollen? 
"Also wird sich der Akuma wohlmöglich in seinem Instrument befinden“, stellte Ladybug fest und dachte über einen Plan nach, was ihr mehr als schwer fiel. „Ich kann nicht richtig denken“ Verzweifelt legte sie ihre Hände an den Kopf. „Wir dürfen uns nicht nochmal treffen lassen“, sprach er ernst und seine Sorge schwang in seiner Stimme mit. 
"Das wäre mein Ende“, scherzte sie frech und erntete wieder einen entsetzten Blick. „Okay, wie müssen an seine Waffe kommen. Du musst ihn ablenken, damit ich sie erreichen kann. Zerstöre sie mit deiner Kraft. Ich würde behaupten, wir haben nur diesen einen Versuch und müssen volle Arbeit leisten. Aber vorher-“ Sie griff nach ihrem Jo-Jo. „Glücksbringer!“ Ein roter Lichtblitz erschien und eine kleine rote Taschenlampe fiel ihr in die Finger. 
Nach einem Moment der Stille schaute sie ihren Partner amüsiert in die Augen. 
„Was Ist?“, wollte dieser wissen. Er hatte keine Ahnung, was sie so lustig finden könnte. Seine Partnerin war verletzt und sie hatten es mit einem Gegner der unsanften Art zutun. Zudem lief ihnen die Zeit davon. „Keine blöden Kommentare oder lustige Sprüche?“, fragte sie immer noch amüsiert. Chat Noir raufte sich die Haare. „Nein!“, sprach er mit fester Stimme. „M'lady, du bist verletzt und wir haben keine Zeit mehr“ 
Einen Moment sahen sie sich wortlos in die Augen und in Ladybugs Kopf arbeitete es wieder. Ihr kam bei diesem Glücksbringer eine Vermutung auf, wie sie ihn anzuwenden hat. „Ich glaube, unser Feind könnte allergisch darauf reagieren“  Sofort verstand Chat Noir, was sie ihm damit sagen wollte. 
„Los!“, rief sie und Zeitgleich machten sie sich auf den Weg und steuerten den Eifelturm an. 
„Ich gehe nach oben“, teilte sie ihm noch schnell mit und er nickte wissend. Eilig schwang sie sich fort und Chat Noir setzte zum letzten Sprung an und landete auf der unteren Plattform des Turmes. 
Schrille Geräusche umhüllten die Umgebung. Er musste ganz nah sein. Suchend drehte sich Chat Noir umher, als er einen tiefdunklen blauen Feuerball einige Meter von sich wachsen sah. Auf den nächsten Angriff gefasst, ging er in Position. 
„Gebt mir eure Miraculous, oder bekommt meinen Zorn zu spüren“, schrie der Schurke und kam gefährlich nah. Jetzt war Chat an der Reihe. Er wollte ihn nur auf sich allein aufmerksam machen. Ihn nicht zum Exzess  provozieren, um nicht seine Waffe zu spüren zu bekommen. Also wählte er die sanfte Art. „Was ist passiert? Was hat dich so wütend gemacht?“, fragte er ihn, in aller Hoffnung, er würde sich darauf einlassen. „Das spielt keine Rolle mehr!“, fauchte er und nahm Schwung auf mit seiner mittlerweile größer gewachsene Feuerkugel.

Halte mich - Miraculous Where stories live. Discover now