Déjà-vu

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In meinem Hals bildete sich ein Kloß und mit jeder weiteren Minute in der Harry seine Erklärung hinauszögerte, machte sich die Angst in mir breit, dass mein Verdacht immer Berechtigung erlangte.

"Ich übernehme das Erklären." überraschenderweise ergriff Niall jetzt das Wort. "Ich hab dir gesagt ich will nicht dass sie es macht!" warf Harry ihm an den Kopf und der starke Umschwung in seiner Stimme zu nahezu wütend gab mir ein ungutes Gefühl.

"Lass sie doch selbst entscheiden." versuchte Niall in einer normalen Tonlage zu antworten, auch wenn er sich ebenfalls sichtlich anspannte.

Es fühlte sich an wie ein Déjà-vu, als Harry Mr. Hason davon abringen wollte, mir von dem ganzen Fake-Freundin-Plan zu erzählen. 

Nur dieses Mal schien es ihn deutlich mehr zu verärgern. 

"Ich will nicht, dass sie es macht." betonte Harry seine Aussage zuvor und nahm mir das Kleid aus der Hand. "Niall? Können wir kurz alleine reden?" meine Neugierde überkam mich auch dieses Mal, weshalb ich aufstand und aus dem Raum ging, dicht gefolgt von Niall.

"Wehe Niall.." murmelte Harry seine Drohungen, es schien jedoch keinen von uns beiden sonderlich zu beeinflussen. Wir begaben uns auf den Balkon, trotz der eisigen Kälte. 

Hier hatten wir wenigstens unsere Privatsphäre und waren von jeder Art der Belauschung geschützt.

"Setzt dich neben mich, bevor du noch erfrierst." Niall hatte sich auf das Sofa gesetzt und zog eine gemütlich aussehende Decke aus einer Anrichte. 

Ich hatte immer noch mein Tshirt an, welches an mir mehr an einem Kleid ähnelte, also ließ ich mir das nicht zwei mal sagen und kroch zu ihm unter die Decke.

Sein Arm legte sich instinktiv um mich und Niall sah geradeaus. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen um anzufangen. 

Wenn man es richtig bedachte musste ich zugeben, dass es mehr als angenehm war hier mit ihm zu sitzen. Sein Körper wärmte mich mehr als es die Decke tat und die Kälte um uns herum war irgendwie angenehm, da er mich von ihr fernzuhalten schien. 

"Das Kleid hat mein Bruder Greg für meine Freundin geschickt." "Du hast eine Freundin?" entgegnete ich und hatte binnen von Sekunden die Bilder im Kopf, wie süß Niall sich als Freund anstellen würde, welche durch seine nächsten Worte aber schnell wieder erloschen.

"Nein, das ist das Problem. Mein Bruder hat mir dauernd neue Mädchen vorgestellt und seine unzähligen Verkupplungsversuche haben mich irgendwann so sehr genervt, dass ich einfach behauptet hatte, dass ich bereits eine Freundin habe. Bis jetzt konnte ich es auch sehr gut umgehen, ihm meine imaginäre Freundin vorzustellen.." erzählte er, während er mehr als genau meine Gesichtszüge zu studieren schien.

"Er besteht jetzt aber darauf, dass mich meine Freundin zu seiner Hochzeit begleitet und er das bis jetzt nie gesehene Mädchen endlich kennenlernt. Er hat das Kleid per Post geschickt und hat gesagt er würde es lieben sie in diesem Kleid zu sehen, seine Freundin, besser gesagt zukünftige Ehefrau, hat mir das Kleid geschickt, welches ihrer verstorbenen Schwester damals gehörte. Was natürlich eine unglaubliche Ehre ist." ab diesem Part schien Niall verzweifelter zu werden und ich konnte mir immer noch nicht genau denken, welchen Teil ich in dieser Geschichte spielte.

"Ich kann und will ihm nicht die Wahrheit sagen, nicht an seinem großen Tag. Louis hatte aus Spaß den Vorschlag, dass du meine Freundin spielen könntest, ich fand ihn aber eigentlich ziemlich gut. Ich meine bei Harry hast du das mehr als gut gemacht und die Feier ist ja auch nur im geschlossenen Kreis. Georg verfolgt nie etwas von den Medien mit, deshalb kennt er dich auch nicht, passender ging es doch gar nicht. Als ich den anderen meinen Gedanken mitteilte, rastete Harry aus. Ich meine er wird manchmal echt wütend, aber dieses Mal ist das wirklich keine Beschreibung mehr für sein Verhalten. Er ist laut geworden und hat gesagt dass er das nicht möchte, er hat sich so benommen als wärst du sein Eigentum Shira."

Ja ich hätte vielleicht etwas sauer auf Harry sein sollen, aber stattdessen schlich sich einfach nur ein dümmliches Grinsen auf mein Gesicht.

Er wollte mich für sich alleine haben.

Die Fortführung der Geschichte ließ meine Aufmerksamkeit wieder auf Niall schweifen. "Er bestand deshalb darauf, dass wir dir gar nichts von der Hochzeit erzählen sollten, damit du nichts von dem, nach seiner Meinung nach, absurden Plan mitbekommst. Ich hatte gestern Nacht nochmal versucht ihm zu erklären, dass es nur für einen Tag wäre und es mir unglaublich helfen würde, weswegen ich vorhin diesen Kommentar gebracht hatte und wenn Liam gestern nicht dazwischen gegangen wäre, hätte er mich wahrscheinlich umgebracht." Er lachte, jedoch war eine Spur von Ernsthaftigkeit in seiner Aussage enthalten. 

Das schien das Ende seiner Erzählung zu sein, da er mich abwartend auf eine Reaktion ansah.

Die Räder in meinem Kopf ratterten, ich wollte nichts Falsches dazu äußern. Bevor ich mich jedoch für ein Handel entscheiden musste, kam mir eine Idee. Niall schien es mir anzumerken, da er nachfragte.

"Was hast du vor?" 

"Ich habe die perfekte Fake-Freundin." antworte ich schmunzelnd, als ich an den gestrigen Tag zurückdachte. "Nicole."

Sie war perfekt für ihn. Ich fing ihm an stolz von meiner Idee und mehr über sie zu erzählen und er schien ebenfalls erleichtert und einverstanden. 

Ich und die Jungs hatten wohl so unser Ding mit Fake-Beziehungen.

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