Blutegel

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Er nahm mit einer vorsichtigen Geste, als hätte er Angst mich zu erschrecken, die Kleidung aus der Hand, streifte dabei mehr als offensichtlich meine Hand, als hätte er etwas testen wollen.

Seinen Gedanken ein festes Ja geben.

Denn indem Moment als er mich berührte, entfachte er ein Feuer in mir. Als wäre ich Benzin gewesen und er das brennende Streichholz, dass mich entfachte. Ich wollte meine Hand wegziehen, doch in diesem Moment griff er nach meiner Hand und hielt sie fest.

Seine, im Vergleich zu meiner, unglaublich große Hand vermittelte mir das Gefühl sicher zu sein, auch wenn es nur meine Hand war die er zu beschützen schien in dem er seine darüber legte.

"Du kannst mir nicht sagen das du das nicht fühlst.." brummt er mit seiner unglaublich attraktiven Stimme und das scheint er auch zu wissen. Und ich hatte nichts besseres im Sinne, als eine dumme Gegenfrage zu erwidern.

"Was denn?" flüstert ich ein weiteres Mal und er erwiderte dies mit einem Grinsen.

Wenn wir hier in einer Geschichte wären, dann würde er jetzt wahrscheinlich etwas unglaublich Süßes erwidern. Vielleicht wollte er es sogar, aber seine Aussage war alles andere als süß.

"Der Blutegel an deinem Knöchel." Lachte er und ich konnte nicht anders und quietsche auf, mein Blick wanderte nach unten um mich zu vergewissern, dass er mich nur auf den Arm nehmen wollte, doch der Anblick bestätigte seine Worte.

Ich wollte panisch rumrennen, doch als ich meine Hand aus seiner ziehen wollte, hielt er sie ein weiteres Mal fest. "Ich schätze du brauchst jetzt einen Retter." lachte er und drückte mich sanft auf einen Steinsprung, zuvor hatte er jedoch seinen Pullover darüber ausgebreitet.

Harry POV

Ich ließ vorsichtig ihre Hand los, doch dieses Mal ist sie es, die nach meiner Hand greift und ich sah ihr die Angst an.

Ich fand es ja schon immer süß wenn Mädchen sich erschreckten und ich sie beruhigen konnte, wenn sie zum Beispiel eine Spinne sahen. Doch ihr Anblick ließ wortwörtlich mein Herz wegschmelzen.
"Wenn ich den Blutegel entfernen soll, müsstest du schon meine Hand loslassen." Lachte ich sanft und sie ließ dann doch meine Hand los, ihr Blut war ihr dann anscheinend doch wertvoller.

Ich kniete mich vor ihr hin und legte ihren Fuß mitsamt ihren Schuhe auf mein Knie und schob ihre Leggings noch etwas nach oben.

Ich blickte zu ihr nach oben und konnte mir ein weiteres Lächeln nicht verkneifen. Ich hoffe sie sitzt bequem auf meinem Pulli.

Ich fokussierte ihren Blick und ich wusste nicht warum, aber wir hatten gegenseitig eine Wirkung auf den anderen. Sobald ich nur für einen Augenblick Augenkontakt mit ihr hielt, entspannten sich ihre Muskeln etwas und sie wirkte etwas beruhigter. Unter den Umständen natürlich.

"Du wirst gar nichts spüren. Hast du ja bis jetzt auch nicht.." grinste ich um sie zum Lachen zu bringen, was auch seinen Zweck erfüllte. Schon während ihres Lachens, was zugegeben Musik in meinen Ohren war, entfernte ich den Blutegel gekonnt.

Ihre Haut war zwar etwas an der Stelle gerötet, doch mehr auch nicht.

"Ich könnte dir mein T-shirt zerreißen und dich verbinden, aber.." Ich grinste ein weiteres Mal, mir fiel nämlich kein Aber ein.

Deshalb richtete ich mich schon auf, doch sie beugte sich vor und drückte mich an den Schultern sanft wieder runter. "Du würdest mir einen größeren Gefallen tuen, wenn du dir das T-shirt wieder anziehst." Lacht sie süß und ich kam nicht darum herum ebenfalls zu lachen.

"Dann tue ich dir mal den Gefallen." Nickte ich ihr grinsend zu und zog mir meine graue Jogginghose an, kurz darauf mein weißes T-shirt ebenfalls, sie scheint wohl vergessen zu haben, dass sie auf meinem Pullover saß, ich machte aber keine Anstalten sie daran zu erinnern.

Stattdessen setze ich mich schließlich neben sie und kam zu keiner vernünftigen Erklärung, wie sie diese Gänsehaut an mir, allein durch ihre Gegenwart, auslöste.

Shira POV

Er war ein Fremder und trotz allem machte ich keine Anstalten Entfernung zwischen unsere Körper zu bringen. Auch wenn er doch zu weit entfernt schien um seinen Geruch wahrzunehmen, konnte ich es doch.

"Und was bekomme ich jetzt für meinen tollen Einsatz?" Grinste er, was mich ein weiteres mal innehalten ließ. Es zogen zwar gerade dunkle Wolken auf, doch gleichzeitig ging direkt neben mir die Sonne auf, sein Lächeln erhellte wortwörtlich die ganze Lichtung.

"Jetzt sind wir doch gerade erst quitt geworden, ich hab dir deine Kleidung zurückgebracht und du hast mein Bein gerettet." schmunzelte ich legte meine Hände auf meinen Schoß, doch er ergriff sie ein weiteres Mal und hielt sie in seinen Händen. Hatte ich schon erwähnt das meine winzig im Gegensatz zu seinen sind?

Oups ja, dass habe ich bereits.

"Die du mir aber zuvor gestohlen hast?" Erwidert er lachend und ich grinste ebenfalls. "Touché." Gab ich mich geschlagen und drückte seine Hand unbewusst etwas, was mir auffiel, als er es im Gegenzug erwiderte und mit seinem Daumen über meinen Handrücken strich.

Sein Blick schweifte auf unsere Hände, an denen jener auch hängen blieb. Er war in Gedanken versunken, ich deutete diesen jedoch als positiv, da er währenddessen lächelte. Mein ganzer Körper bebte und ich wollte eine Antwort darauf, wie ein Fremder solch eine Auswirkung auf mich hatte. Mein Atem wurde flach und wir beide schwiegen.

Nein wir schwiegen nicht nur einfach.

Es war nicht diese Art, dass niemand mehr wusste was er sagen sollte. Wir beide erzählten so viel, in dieser Stille. Sie war angenehm und ich genoß sie, als könnten wir uns verständigen ohne ein Wort sagen zu müssen. Im Hintergrund nur das Rauschen des Wasserfalls und ein paar Vögel die fröhlich zwitscherten.

Als er mit seiner Hand meine Uhr streifte ging diese an und zeigte mir die Zeit an, ich zog etwas die Luft ein, es war dennoch unauffällig.

Doch dieses kleine Signal reichte aus, um ihn aus seinem Zustand zu erwecken und seinen Blick auf mich zu richten, nach einem Zeichen für meine Reaktion suchend.

"Ich muss gehen..Harry." Ergänzte ich seinen Namen und die Art wie ich seinen Namen aussprach, ließ ihn ebenfalls stark einatmen.

"Verrätst du mir wenigstens deinen Namen?" Hauchte er und hob meine Hand etwas hoch, noch während seines Handelns, antwortete ich ihm. "Vielleicht beim nächsten mal... du kannst dir ja den Kopf darüber zerbrechen." Lächelte ich leicht.

Meine Hand stoppte er vor seinen Lippen und setze einen kleinen Kuss auf meinen Handrücken. Ich spürte es durch meine Finger, meinen Arm, in meinen Körper fließen und mein Herz verstärkte dieses Gefühl. "Das es ein nächstes mal gibt, beruhigt mich." Flüsterte er gegen meine Hand und ließ diese sinken.

Als sie einen sicheren Abstand zu seinen Lippen hatte, konnte ich wieder etwas klarer denken und stand auf, ohne langes Überlegen stand er ebenfalls auf.

"Harry!" Rief jemand, als hätte er sein Timing geplant. "Ich muss dann wohl auch los" gestand er mir grinsend und hielt ein letztes Mal meinen Blick fest und ich wusste nicht warum, doch ich musste etwas aufkichern.

Seine Augen blitzen durch meine Reaktion und sein Blick huschte einen Moment über meine Lippen, als wir ein weiteres Mal aus unserem kleinen Reich gerissen wurde.

"Harry eine halbe Stunde ist längst vorbei!" Meckerte die Stimme, die ich deutlich einem Mann zuordnen konnte.

"Lass deine Kleidung beim nächsten mal nicht so unbeaufsichtigt." Belehrte ich ihn ein letztes Mal und lachte leicht. "Wenn dann immer so hübsche Mädchen wie du kommen, warum nicht?" Stieg er in mein Lachen mit ein und ließ gegen meinen Willen, meine Hand aus seiner gleiten und es fühlte sich an als würde er all die guten Gefühle mit sich nehmen.

Ohne daran gedacht zu haben ihm irgendetwas zu hinterlassen, dass ihn mich wiederfinden lassen würde, joggte ich los und verschwand auch schon hinter den Büschen.

Diese Erleuchtung kam mir leider viel zu spät.

You are perfectWhere stories live. Discover now