Aktion und Reaktion

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Es daurte ein paar Minuten, bis wir schweigend an der Hütte ankamen. Von Weitem konnten wir Yamato und den alten Mann an der Holztür erkennen.

"Da seid ihr ja endlich.", seufzte Yamato mit verschränkten Armen. Dann guckte er auf Anja in Arisus Armen herab. "Ist sie eingeschlafen?"

Dies schien den alten Mann in eine Hysterie zu versetzen als seine Augen weit wurden.

Er aufschrie: "MÖRDERIN! DU MÖRDERIN HAST MEINE ENKELIN VON MIR GENOMMEN!! MÖRDERIN!!!"

Bevor wir den Mann aufhalten konnten, packte er Arisu am Kragen der Kapuze und schüttelte sie. Sie zuckte zusammen bei jeder kleinsten Bewegung. Sie hatte ohne Zweifel Schmerzen, doch sie rührte sich nicht.

Wir versuchten ihn so gut es geht von ihr loszureißen, aber das half für die erste Minute nichts. Er schrie bis seine Stimme heiser wurde und selbst dann machte er weiter.

Mit einem Ruck schoss ihr Kopf hoch und sie guckte links an dem alten Mann vorbei. Von Weitem waren Stimmen und Schritte zu hören.

"Die Dorfbewohner.", stellte Yamato fest, als er erst Arisus Blick folgte und dann mich entsetzt anguckte. Sie hatten den alten Mann gehört.

"Yamato, verschaff uns etwas Zeit, wir laufen nach Westen zum Tempel", sagte Arisu und ignorierte den Mann. Seine Stimme war nun nicht mehr als gelegentliche hitzige Atemzüge.

Yamato nickte und verschwand zwischen den Bäumen. Dann richtete Arisu ihren Blick auf ihn. Sie hatte denselben Gesichtausdruck wie Ryu, als er mir drohte.

Sie lehnte sich nach vorne und flüsterte ihm so leise ins Ohr, dass ich es gerade noch neben ihm verstand: "Schrei so viel du willst alter Mann. Glaubst du, das kann sie retten? Deine Familie war von Anfang an mit diesem Schicksal gebranntmarkt. Es ist lediglich egoistisch, der Kleinen Angst machen zu wollen und sie für dich hier auf diesem Kleinen Friedhof zu behalten. Du wirst ihnen bald selbst Gesellschaft leisten, also warum noch so krampfhaft verushcen, an etwas festzuhalten, wenn es eh bal verschwunden sein wird?" Ihre Stimme krächzte schon fast und war nicht mehr ihre eigene. Ich konnte nicht fassen, was ich gerade gehört hatte.

Ich musste den Griff am Mann gelockert haben, denn dieser fiel bleich wie Kreide zu Boden und stammelte Anfänge von Sätzen vor sich hin, doch er konnte sie nicht weiterführen. Was war das gerade eben?

Es hörte sich unmenschlich aus ihrem Mund an. Dieser Blick und diese Stimme. Das waren nicht ihre eigenen... Oder? Es war eine Sache, als Shinobi gefühlslos und objektiv an etwas ranzugehen, aber das war einfach nur abscheulich.

"Kakashi." Ein kurzes Wort, das mich wieder zurück in die Realität brachte. Arisu schaute noch in die Richtung, in die Yamato verschwunden war. Jetzt, wo ich sie noch einmal musterte, erkannte ich, dass nicht nur ihr Blick und ihre Stimme sich leicht verändert hatte, sondern auch ihre ganze Haltung. Sie war krampfhaft gerade und gestreckter. Es erinnerte mich an Ryu, als wir ihn das erste Mal trafen.

"Es werden zwar nicht viele sein,", sie schaute kurz auf den armen Mann herunter," weil sie seinem Gerede meist eh keine Beachtung schenken, aber mindestens eine Handvoll Leute wird Yamato wohl aufhalten müssen."

Ich überlegte kurz, ob er es tatschlich war. Bis jetzt waren meine Gedanken so bei der ersten Begegnung und dem, was Ryu gesagt hatte, sodass ich gar nicht darüber nachgedacht hatte, was er jetzt wirklich war. Wohnte er in ihr? Steuerte er ihren Körper? Wenn ja, immer? Nein, das konnte nicht sein... Immerhin...

"Wir sollten aufbrechen.", sagte sie resigniert und drehte sich auf ihren Fersen gen Westen. Ich nickte und zögerte erst, da ich den Anblick des stammelnden Mannes nicht mitansehen konnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 21, 2020 ⏰

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Unter den Wolken [GER]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt