Doppelt hält besser

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~ Seine Sicht ~

"Eigentlich ist so etwas unmöglich. Selbst diese Unterlagen, die bis zu 300 Jahre zurück reichen haben keine Beschreibung von solch einer Krankheit. Sicher, es gibt Symptome, die sich ähneln, aber...", gab Tsunade nachdenklich zu, allerdings mit einer Miene so ernst, das man glauben könnte, wir ständen vor der Apokalypse. Doch dann meldete sich eine neue Stimme.

"Es ist eine Krankheit, die um einiges weiter zurückreicht.", warf eine weibliche Stimme ein. Sie schaute uns mit leicht gläsernen Augen an, doch ihre Stimme war eiskalt.

Tsunade schien ihre Worte ignoriert zu haben und packte sie direkt am Kragen.

"Du warst es doch, die diese gottverdammte Krankheit mit sich gebracht hat, du verdammte-", fauchte Tsnuade. Aber Arisu blieb ruhig und schaute sie weiter mit kühlen Augen an.

"Wer war die erste Person, die sich infiziert hatte?", fragte sie, ebenfalls Tsunades Unterstellung ignorierend.

Doch sie packte sie enger am Kragen und war kurz davor, sie vom Boden hochzuheben.

"Wie kannst du es wagen, mich zu ignorieren? Wieso sollten wir dir überhaupt vertrauen? Es gibt keinen Grund, dich nicht auf der Stelle zu töten!"

Doch Arisu seufzte nur auf die Todesdrohung und schlug Tsnuades Hand mit einer simplen Bewegung weg.

"Wirklich schade, dass sich der fünfte Hokage in so einer Situation von seinen Gefühlen leiten lässt. Ich hatte mir eine diskretere oder wenigstens kompatiblere Führungsperson von Konohagakure erhofft."

Tsunade schien nun fast überzulaufen vor Wut und holte blitzschnell aus, um Arisu einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Kurz bevor ihre Faust Arisus Gesicht jedoch erreichte, lehnte sie sich etwas nach vorne und sprang zum Ersten Kranken.

Sie wollte erneut zuschlagen, doch zügelte sich, da sie auch den Patienten mit großer Sicherheit treffen würde.

Arisu seufzte und strich der keuchenden, zitternden Frau eine braune Strähne aus ihrem Gesicht.

"Ich kann ihre Wut verstehen, glauben sie mir.", sagte sie in einem plötzlich sanften und beruhigendem Ton.

"Als ob du sowas JEMALS-"

"Dies ist die Krankheit, an der mein Clan gestorben ist.", erwiderte sie in jenem freundlichen Ton, doch dieses Mal leiser. Sie holte etwas aus ihrem Beutel und legte es auf die Brust des Patienten. Als sie ihre Hand auf den Körper der Frau legte schien sie für einen Moment inne zu halten und guckte Arisu an. Arisu erwiderte ein warmes Lächeln auf den verzweifelten Blick der jungen Dame. Sie schien nun komischerweise beruhigt. Etwas, was unter den vermutlichen Schmerzen, die sie erleiden musste, eigentlich kaum möglich war.

Danach fing Arisu an, Sätze zu flüstern. Durch das Husten und Keuchen der anderen Menschen konnte ich nicht richtig hören, was sie sagte, doch Tsunade schien etwas davon zu verstehen, sodass ihre Augen plötzlich weit wurden.

Der braunhaarigen Frau fielen langsam die Augen zu, bis es so aussah, als ob sie komplett eingeschlafen wäre. Tsunade stand wortlos auf und ich gesellte mich mit Neugierde zu ihr. Auch Arisu erhob sich. Jedoch drehte sie sich direkt zum nächsten Patienten und flüsterte wieder etwas vor sich hin. Als diese Person ebenfalls schlief, stand sie schon bei der nächsten, doch sie hielt kurz inne.

"Ich brauche Yamato hier.", sagte sie kurz und etwas außer Atem. Sie war anscheinend erschöpft von der 'Behandlung' der zwei Personen. Ich schaute mich kurz um, während ich ihr zunickte und aus dem Krankenhaus trat. Es waren etwa zwei Dutzend Leute, die sich mit dieser Krankheit angesteckt haben... Wird sie das schaffen?

Ich lies meinen Zweifel beiseite und beschwor schnell Pakun, der sofort losflitzte, um Yamato zu suchen. Als ich wieder die Eingangshalle betrat, sah ich, wie nun mehrere Krankenschwestern zwischen den Patienten umhereilten, alle von Kopf bis Fuß bekleidet. In der Mitte des Getummels kniete Arisu neben einem Patienten nieder und gab Anweisungen:

"Gut, bedeckt jede Hilfs-Kraft mit Klamotten oder Tüchern, vor allen Dingen die Füße, Hände und das Gesicht!"

Drei junge Helferinnen eilten zu ihr, eingemummt in Tücher. "Was sollen wir jetzt machen?", fragte eine der drei.

Arisu lächlte kurz. "Sehr gut seht ihr aus. Jetzt geht zu den Patienten und passt auf, dass der Stein genauso auf dem Patienten bleibt, wie ich ihn dort angeordnet habe. Er wird sich langsam verfärben und der Patient wird ruhiger werden. Wenn ihr merkt, dass er eingeschlafen ist, dann hebt den Stein vorsichtig, aber schnell herunter und legt ihn auf ein Tuch. Wenn ihr Anzeichen von einem Stechen in den Händen bekommt, sagt mir umgehend Bescheid, ja?", sagte sie in einem ruhigen, jedoch schnellen Ton. Alle drei Frauen nickten eifrig und begaben sich einzeln zu dem nächstgelegenen Patienten.

Ich schaute mich kurz nach ein paar Tüchern um, die ich mir um meine Hände und Füße bund, bevor ich mich nach vorne zu Arisu bewegte. Sie war gerade mit dem Patienten fertig und stand auf. Dabei bemerkte sie mich und drehte sich auf ihren Fersen in meine Richtung. "Hey Kakashi, hast du Yamato eine Nachricht gesendet?", fragte sie mich zufrieden.

"Ja, habe ich.", antwortete ich simpel, noch etwas beeindruckt von ihrer ruhigen Aura. Sie schien die Situation ruhig und bedacht anzugehen, was mich wunderte. Ihr ganzer Clan war daran gestorben. War sie nicht im Konflikt damit? Dann bemerkte ich, dass Tsunade gar nicht mehr in der Halle war. Arisu schien dies ebenfalls zu merken.

"Ah, Tsunade ist glaube ich im hinteren Zimmer, die Steine verwalten. Guck doch mal-" Ruckartig verlor sie das Gleichgewicht und ihr Oberkörper fiel nach vorne. Ich konnte sie noch gerade davor bewahren, in einen der Patienten zu fallen. Sie zitterte am ganzen Körper und glühte.

Nach wenigen Sekunden lößte sie sich aus meinem Griff und atmete ein paar mal schwer durch.

"M... Mir geht's gut, kein Grund zur Sorge.", antwortete sie, während sich kleine Schweißtropfen auf ihrer Stirn bildeten. Ich zog skeptisch die Augenbrauen zusammen.

"Naja, so gut anscheinend auch nicht. Du solltest-"

"Eine Pause machen? Und zusehen, wie... einer nach dem anderen stirbt? Nein, ich bin... die Einzige, die weiß, wie man diesen Fluch bekämpft ...und ich werde ganz sicher nicht tatenlos... dabei zusehen, wie er noch mehr Leben nimmt!", fauchte Arisu und ging an mir vorbei zum nächsten Patienten. 'Fluch'?

"Dann zeig mir, wie du das machst und wir können dir helfen!", bat ich sie. Doch ich stieß auf taube Ohren. Sie fing wieder an, das Gleiche wie schon bei den anderen Patienten leise vor sich her zu reimen und hatte dabei einen ihrer Steine auf deren Brust gelegt.

"Ihr... habt nicht meine Fähig...keiten.", sagte sie, als sie wieder aufstand und etwas verschnaufte. Es waren noch ein Dutzend übrig, sie konnte das unmöglich schaffen.

"Bitte geh und hilf Tsn...unade, ja? Sie könnte noch etwas Hilfe gebrau...chen.", sagte sie und lächelte mich kurz mit müden Augen an.

"Warum machst du das alles für uns?", fragte ich.

"Dies alle sind unschuldige Arbeiter. Sie haben mit all dem nichts zu tun. Sie wollen einfach nur ihren Tätigkeiten nachgehen... und bei ihrer Familie sein. Daran kann doch nichts falsch sein. Sie verdienen diesen... Fluch nicht.", schnaufte sie, während sie abwesend auf die schlafende, braunhaarige Frau schaute, die von ihren drei Kindern umarmt wurde.

Ich stand dort für einen Moment ohne Worte. Ich schaute ihr zu, wie sie zwischen den anderen Helfern von einem Patienten zum Nächsten ging, mit purer Willenskraft in ihren Augen. Dieses starke Leuchten in ihren smaragdfarbenen Augen kam mir irgendwoher bekannt vor. Doch ich konnte einfach nicht meinen Finger drauf legen.

Plötzlich wurde ich von einem der Helfer angerempelt, was mich wieder zurück in die Gegenwart brachte. Sie hatte diese Krankheit als einen Fluch beschrieben... Was meinte sie damit? Allerdings würde ich vermutlich keine Antwort von ihr kriegen.. Ich drehte mich also um und lief die Eingangshalle hinunter zum Hinterzimmer, indem Tsunade auf mich wartete.

Unter den Wolken [GER]Where stories live. Discover now