Freiheit

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"Das hört sich ja nicht gerade positiv an.'', er lachte tief und fröhlich,'' Also ich konnte in den ganzen Jahren, in denen ich ihn schon kenne, nicht sagen, dass er deiner Beschreibung entspricht.''

Ich überlegte einen Moment, bevor ich etwas erwiderte. Seitdem er seinen Kameraden verloren hatte, schien immer dieses düstere Licht in seinen Augen präsent zu sein. Ein Schimmer von Selbstzweifel und Schuldgefühlen hing konstant über seinen müden Augen. Natürlich veränderte der Tod eines nahestehenden Menschen die betroffenen Personen, aber nach diesem Vorfall schien sein gesamter Charakter zu kippen.

''Stimmt wohl. Glauben sie mir, ich hätte das auch nicht erwartet.'' Ich schwieg einen kurzen Moment, bevor ich weiterredete. Ich kann mir nicht helfen, aber immer wenn ich in der vergangenen Zeit an ihn gedacht habe, fühlte ich Traurigkeit und Mitgefühl. Egal, was vorher passiert war. Selbst bei dem Tod meiner Mutter konnte ich nicht halb so viel empfinden, wie ich es für ihn tat. Bei den ANBU hatten wir noch einige Missionen in unserer Jugendzeit zusammen verbracht, doch hielt ich immer etwas Abstand von ihm, da ich wusste, dass zu viele Kontakte ihn überfordern könnten. Meine Freude konnte dann aber kaum gezügelt werden, als ich Guy und Kakashi das erste mal miteinander reden sah. Der übereifrige Guy in seinem grasgrünen Trainingsanzug und der tiefentspannte Kakashi mit dem Sharingan. Guy war hoch motiviert und fest entschlossen, Kakashi in einem Kampf schlagen zu können. Jedoch durchschaute Kakashis Sharingan jeden Gedanken und jede Bewegung, die Guy machen würde. Als sie Kinder waren, wies Kakashi den Hitzkopf immer ab oder besiegte ihn gnadenlos. Jetzt ist aber gerade eben dieser Hitzkopf sein engster Freund. Auch wenn Kakashi das zu der Zeit nie zugegeben hätte.

Also konnte ich Kakashi in der Obhut von Guy lassen, ohne mir Sorgen machen zu müssen. Mit Guy hielt ich zu der Zeit auch engen Kontakt, um stehts nach Kakashi zu fragen. Guy wollte mich oft dazu bringen, mitzukommen, wenn Kakashi und er einen Wettkampf untereinander austragen wollten. Und wie gerne, oh wie gerne wäre ich mitgekommen, hätte Kakashi richtig kennengelernt. Aber ich konnte nur noch für eine bestimmte Zeit in Konoha bleiben. Was nach meiner Abreise mit mir geschehen würde wusste keiner von uns beiden. Jedoch erzählte Guy mir lebhaft von jedem Wettkampf, jeder Begegnung und selbst den simpelsten Gesprächen, die beide zusammen hatten. Ich freute mich damals immer auf jede neue Geschichte. Selbst, wenn es nur eine simple Tagesunterhaltung war, freute es mich auch zugegebenermaßen immer etwas, wie Guy teilweise fast schon von ihm schwärmte.

Ich räusperte mich kurz, als meine Augen den neugierigen Blick des Mannes bemerkten. ''Also. Wie ich bereits erwähnt hatte, habe ich dann Kakashi auch schon kennenlernen dürfen. Ich machte mich gerade nach einem normalen Schultag auf den Weg nach Hause und nahm mehrere Abkürzungen durch ein paar Gassen. Es war vielleicht nicht die weiseste Entscheidung, da wir nicht die Einzigen waren, die nach Konoha geflüchtet waren, aber normalerweise musste ich nur 3 bis 4 Minuten durch die zwielichtigen Gassen gehen, um nach Hause zu kommen. Dummerweise lauerten mir da etwa 5 Leute in der Ecke einer Abkürzung auf. Jetzt wo ich so darüber nachdenke, war das schon echt etwas klischeehaft. Die Jungs kreisten mich ein und ich guckte mich ein, zwei Mal nach links und rechts um. Ohne weitere Notiz von ihnen zu machen ging ich nach vorne, meine Bücher fest umklammert, aber ich wurde von dem vordersten Jungen wieder zurück in den Zirkel geschubst. Ich seufzte und wurde langsam wütend. Wenn diese Leute glaubten, mich verängstigen oder gar runtermachen zu können, hatten sie sich geschnitten. Meine Mutter und ich haben auf unserer Reise durch mehrere Gebiete teilweise Dinge gesehen und Sachen durchgemacht, die kein Mensch sehen sollte.

Ich bat sie höflich, mich vorbeizulassen. Okay, vielleicht nicht höfflich, sondern eher seufzend und genervt, weil ich zu der Zeit wirklich versucht habe, gut zu lernen und aus meinem Leben noch etwas zu machen. Sie schubsten mich noch ein paar Mal hin und her, bis meine Bücher mir schließlich aus meinem Griff vielen, direkt auf den schmutzigen Boden. Resigniert stoppte ich und wollte die Bücher aufheben, als ein brauner Schuh auf das Cover meines Deutschbuches trat. Ich versuchte möglichst höflich zu fragen, ob er seinen Fuß doch bitte von meinem Buch herunternehmen könnte. Als ich weder eine Reaktion, noch irgendeine Antwort bekam packte ich seinen Fuß und zog ihn zu mir, sodass er rückwärts auf den Boden fiel. Überraschenderweise waren weder er, noch seine Freunde von dieser Aktion sehr begeistert und im nächsten Moment hielten mich zwei der Jungs jeweils an einem Arm fest, sodass ich mich weder wehren, noch ausweichen konnte. So klischeehaft, wie meine Begegnung mit ihm angefangen hat, ist sie zum Glück nicht geendet. Er kam wohl aus irgendeinem Grund genau zu diesem Zeitpunkt in dieser Gasse vorbei. Allerdings sagte Kakashi noch nicht mal etwas. Er schaute die anderen Jungs lediglich an und wie vom Blitz getroffen ließen sie mich im nächsten Moment los. Mit grimmiger Miene ging er wortlos an der Truppe vorbei. Vielleicht hatte er sich vorher schon einmal um die Jungs gekümmert, sodass sie jetzt Respekt vor ihm hatten oder was weiß ich. Auf jeden Fall haben sie mich an diesem Tag nicht mehr belästigt.

Und das war meine erste, zwar ziemlich unspektakuläre, aber prägende Begegnung mit Kakashi Hatake. Ich bin in gewisser Weise damals sogar froh gewesen, dass er nicht 'dazwischen gegangen' ist, da er wie ja schon gesagt ein deutlich arrogantes Verhalten an den Tag legte, jedoch auch gut in der Schule war, was ihn nur noch unausstehlicher gemacht hat. Also hab ich ihn mir unterbewusst zum Rivalen gemacht, damit ich eine gute Motivation hatte, zu lernen und mich zu verbessern.''

Ich seufzte kurz auf und räusperte mich, als ich ein unangenehmes Kratzen in meinem Hals spürte. Kurz beugte ich mich nach hinten und schaute aus dem Nudelsuppenladen heraus. Der Himmel war schon in das tiefe Abendrot getaucht und die Straßen schienen düsterer zu werden.

''Ich würde ja wirklich gerne weiter mit ihnen reden,'', führte ich anschließend an, als ich wieder in das freundliche Gesicht des älteren Mannes blickte, ''allerdings befürchte ich, dass ich, wenn ich jetzt nicht aufbreche, noch meine Gelegenheit verpassen werde, weswegen ich überhaupt hergekommen bin.'' Mein Gegenüber verschränkte die Arme und lächelte verständnisvoll. Im nächsten Moment öffnete ich meinen Beutel und legte das Geld für das Gericht auf den Tresen. ''Tut mir leid'', sagte ich leicht grinsend, als ich aufstand und mich umdrehte, um aus dem Laden zu gehen. ''Wofür denn?''

Direkt blitzte ein kleiner Stein zwischen den Geldmünzen auf und hüllte den gesamten Laden für einen Augenblick in ein weißes Licht. Ich drehte mich noch einmal um und seufzte erleichtert auf, als ich Ichiraku schlafend auf dem Tresen liegend sah. Die meisten, die von dem Lichtblitz betäubt wurden, sind nach hinten gefallen und haben sich eine heftige Platzwunde geholt. Konnte ich ja nichts für. Zum Glück war das bei ihm nicht so.

Ich ging also wieder auf die Straße des Dorfes und schaute mich kurz um, ob irgendjemand den Lichtblitz bemerkt hatte. Als dies nicht der Fall war, ging ich mit Kapuze über dem Kopf die Straße weiter runter. So sehr ich es auch hasste, aber ich konnte nicht riskieren, dass man meinen Aufenthaltsort bestimmen kann. Nicht ohne Grund musste ich damals Konoha gegen meinen Willen verlassen. Nun zu meinem eigentlichen Grund, weswegen ich mich aus meinem Versteck gewagt habe und eine erneute Gefangenschaft riskierte: Das, was ich Kakashi vor 15 Jahren vermacht habe, wieder zurückzuholen.

Unter den Wolken [GER]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt