Vom anderen Stern

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~ Ihre Sicht ~

Meine Hände zitterten. Die Schritte der Krankenschwester und das Keuchen des letzten Menschen, der am Boden lag, wurden immer dumpfer. Nach dem vorletzten Patienten pochte mein Kopf wie verrückt und mit jeder Bewegung hatte ich das Gefühl, mein Gleichgewicht etwas mehr zu verlieren. Noch ein Patient.

Ich vermute, dass es jetzt nur noch wenig bringt, dir das zu sagen, aber du hättest deine Kräfte sparen sollen. Du wirst es nicht schaffen, den Kern-

Jaja, ich weiß. Bis dahin werde ich wieder etwas Energie angesammelt haben, versprochen.

Bei dir hört es sich so an, als ob das mit einem Fingerschnipsen gehen würde. Das tut es aber nicht. Das wissen wir beide.

Mal gucken. Vielleicht ja doch.

Ich stand auf und schwankte herüber zum letzten Patienten. Ich hatte Glück, dass ich nicht einfach zur Seite gefallen bin. Am Patienten angekommen sackte ich zusammen.

Wieso machst du das? Die werden dich eh alle wie die letzten behandeln, sobald sie wissen, wer du wirklich bist und was du getan hast.

Das mag sein. Trotzdem haben sie nicht verdient, was ihnen zugestoßen ist. Es ist meine Schuld, dass diese Menschen leiden mussten.

Es ist nicht deine Schuld, dass dieser Fluch auf die Menschen gefallen ist. Sie waren gierig. Sie haben von der verbotenen Frucht gegessen und sich so gegen die Götter aufgelehnt. Du bist nicht ihr Sündenbock.

Vielleicht, aber hast du die Leute in diesem Dorf gesehen? Sie alle sind fröhlich. Zumal sind das alles Arbeiter. Keiner von ihnen ist ein Shinobi. Also wollte keiner von ihnen sein Chakra gegen andere, oder gar überhaupt, verwenden. Also ist es in keinster Weise gerechtfertigt, dass diese Bewohner in irgendeiner Weise vom Fluch schaden nehmen. Und ich konnte es nicht -

Genug. Es ist nicht deine Schuld. Bleib im hier und jetzt und konzentriere dich darauf, den Kern zu fokussieren.

Ugh, stimmt... Ich konnte auch noch später in Selbstmitleid versinken. Jetzt musste ich erstmal den Fluch unter Kontrolle kriegen.

Der letzte Stein saugte sich wie erwartet schneller voll, als die anderen. Somit konnte ich ihn direkt aufheben und in den Raum zu Kakashi und Tsunade bringen. Als ich die Tür aufmachte, zitterte mein Atem. Die ganzen Patienten zu heilen hatte um einiges mehr an Energie verbraucht, als ich dachte. Und jetzt musste ich es auch noch zusammenfügen...

Ich seufzte entkräftet, als ich die zwei dutzend, dunkelgrün leuchtenden Steine auf den Tischen sah.

Oh Gott, das wird Muskelkater geben.

Im selben Moment hörte ich die Eingangstür ruckartig auf gehen. Ich drehte meinen Kopf kurz zur Seite.

"Ah Yamato. Gut, dass du da bist.", hauchte ich und sah ihn kurz erleichtert an.

Yamato erwiederte mein entkräftetes Lächeln erst mit Verwunderung, kam aber zu mir, als ich ihn herüberwinkte. Pakkun lief neben ihm her. Der Shinobi schien zwar besorgt von den Dutzenden von Patienten, die in der Halle auf dem Boden untergebracht waren, doch schien er nicht erschrocken. Anscheinend hatte ihn Pakkun schon über die Lage aufgeklärt.

Ich bertat den Raum und erntete direkt die ersten besorgten Blicke von Tsunade und Kakashi, als ich mich vor den nächsten Tisch schleifte. Danach stemmte ich meine Arme auf den Tisch und gönnte mir kurz eine wohlverdiente Verschnaufspause. Als ich hörte, wie Yamato in den Raum kam, seufzte ich und drückte den Stein etwas fester in meiner Hand zusammen. Sobald ich den Stein los lassen würde...

"Du kommst genau... richtig.", sagte ich lächelnd. Obwohl ich mich etwas ausgeruht hatte, war ich immer noch etwas außer Atem. "Ich werde gleich den letzten Stein loslassen. Damit... bündelt sich das eingefangene Chakra hoffentlich hier." Ich machte eine Geeste zur Mitte des Raumes.

"Hoffentlich?", erwiderte Yamato skeptisch.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und seufzte bei dem Gedannken, wenn dieses Szenario doch eintreten würde. "Jap. Sonst würde es etwas... nerviger werden. Aber du kannst dir wahrscheinlich schon vorstellen, was ich von dir will?~", lächelte ich Yamato an. Der antwortete mir mit einem langsamen Nicken.

"Ich soll dieses Chakra konzentrieren?"

"Genau!", verkündete ich fröhlich. Auch wenn er skeptisch war, war ich unglaublich froh, endlich jemaden zu haben, dessen Kräften ich vertrauen konnte. Mit Hashiramas Zellen müsste es für ihn kein Problem sein, das Chakra zu bündeln. Außerdem habe ich gehört, dass er auch schon für einige Zeit für das Training des Neunschwänzigen sein Chakra kontrolliert hat. Das hier müsste für ihn dann eine seiner leichtesten Übungen sein.

"Den Rest übernehme ich dann. Du musst einfach... nur dafür sorgen, dass es alles auf einer Stelle bleibt!"

Nach kurzer Stille ertönte eine weibliche Stimme hinter mir: Tsunade.

"Und was dann?" Sie klang skeptisch und ich konnte merken, dass sie mir nicht traute. Aber ich hatte keine Zeit dafür, sie jetzt davon zu überzeugen, dass das, was ich tat, gut war. Das hatte andere aus meinem Clan schon das Leben gekostet.

Ich entschloss mich, ihr die , eventuell etwas genervt sarkastische, Kurzfassung zu geben: "Dann werde ich das gesammelte Chakra in ein Fragment schließen."

"Und was geschieht dann mit dem Fragment?"

Lady. Es stehen Leben auf dem Spiel. Leben ihrer Bewohner.

Ich verstand es einfach nicht. Genau wegen diesem Misstrauen musste mein ganzer Clan leiden. Wir haben uns immer für sie aufgeopfert, die eigentlich die Strafe verdient hätten. Aber nein, wir waren die Personen zwischen Strafenden und Bestraften. Und dafür, dass wir uns entschieden haben, uns für die Bestraften einzusetzen ernten wir das? Misstrauen und Skepsis soweit das Auge reicht?

"Lady Tsunade. Ich werde ihnen all ihre Fragen später beantworten.", sagte ich und drehte mich zu ihr um, "Es stehen die Leben ihrer eignen Dorfbewohner auf dem Spiel."

Hups, der letzte Satz kam etwas aggressiver raus, als ich wollte. Sie mochte es auf jeden Fall nicht, wie ich mit ihr sprach. Trotzdem ließ sie mich gewähren. Wenigstens etwas.

Ich drehte mich zu Yamato und signalisierte ihm mit einem Nicken, dass er mit seinen Vorbereitungen anfangen konnte. Während er hölzerne Totems erschaffte, übte ich die Versiegelungsformel leise vor mich hin. Allerdings musste ich Tsunade und Kakashi bitten, rauszugehen.

"Es könnte sein, dass das infizierte Chakra mit euch in Berührung kommen kann. Dann müsste ich es wieder aus euch rauskriegen und ganz ehrlich, zwei Dutzend waren heute genug für mich."

Beiden schien meine Erklärung einleuchtend und sie verließen zum Glück schnell den Lagerraum. Auf dem Weg nach draußen drehte Kakashi sich noch einmal um und lächelte mich mit geschlossenen Augen an: "Viel Glück!"

"A-ah, danke..", stammelte ich. Dieses Lächeln ist einfach unwiederstehlich. Auch wenn seine Lippen durch seine Maske verdeckt waren, gaben sie doch die grobe Form seines Mundes preis. Oh wie gerne würde ich -

Du hast immernoch eine Aufgabe. Hör auf mit dem Rumgeschnulze.

Ach lass mich doch. Eine junge Dame darf doch wohl schwärmen? Aber gut. Ich wandte mich von meinem Tagtraum ab und sah zu Yamato herüber, der schon bereits inmitten seiner Totems saß. Er sah etwas nervös aus.

"Keine Sorge, das hier wird maximal ne Minute dauern!", versicherte ich ihm daraufhin strahlend. Yamato seufzte einmal und hob dann seine Hand in Richtung der Raummitte.

"Hoffentlich."

Unter den Wolken [GER]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon