Kapitel 29

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Ich muss schlafen, ich hoffe, dass es für einige Stunden klappt und ich sogar etwas Schönes träume, etwas weit weg von dem, was heute passiert ist. Ich nahm die Tabletten, die Nick mir besorgt hatte, 5 Stück um auf Nummer sicher zu gehen und in wenigen Minuten schlief ich endlich tief und fest. Plötzlich stand ich mitten auf der Reling eines großen Kutter, der auf See ist um Krabben zu fischen. Es stürmte und regnete sehr stark, die Tropfen knallten mir mit ins Gesicht. Ich hatte zwar eine lange orangefarbene Regenjacke an, die speziell für diese Art von Arbeit entworfen wurde, jedoch kommt es mir vor, als würde das Wasser überall, in jede kleinste Öffnung reinfließen. In der Hand hielt ich ein Fernrohr und mit der anderen hielt ich mich an ei8ner Stange fest. Ich blickte auf das Meer und erblickte ein Piratenschiff. Man erkannte es an der schwarzen Flagge mit weißem Totenkopf. Ungefähr 10 Männer standen mit Maschinengewehren an Bord und sie kamen direkt auf uns zu, eröffneten ohne ein Wort zu sagen das Feuer. Ich wachte auf, bevor mich die Kugel zwischen den Augen getroffen hätte und mir die Seele aus meinem Körper gerissen hätte. Ich blickte auf mein Handy: 'Ich hasse Dich' las ich immer und immer wieder und egal, was ich tat, um nicht daran zu denken, es funktionierte nicht. Ich habe es mir bei unserem Einsatz nicht anmerken lassen wollen, vor den anderen, wie sehr mich diese Worte von ihr wieder verletzten. Ich habe versucht stark und ruhig zu wirken, so wie ich es immer versuche. Mir ist klar, dass mir das nicht immer gelingt und sobald alle einen Raum verlassen, oder ich in einen leeren gehe, die Türe sich schließt und ich alleine bin. In dem Moment, wo die Türe ins Schloss fällt, die Türklinge einrastet, kann ich meine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Ich bin wütend, traurig und enttäuscht. Tränen laufen über mein Gesicht, ich würde gerne gegen Wände schlagen, aber das würde meinen Gelenken nicht gerade helfen zu heilen, so fern das überhaupt noch möglich ist. Aber ich habe so viel Wut in mir, so viel von dem Schmerz und Frust und Enttäuschung in mir gesammelt, wie in einem Koffer, der gerade noch so zugeht, aber mit dem nächsten Teil zu platzen droht. Und ich habe genau diese Vorahnung, dass es passieren wird. Diese Worte von der Frau zu lesen, die man über alles liebt und vermisst, das kann kein Mann ertragen. Ich ging runter in die Küche, goss mir kalten Vodka in eines der größten Gläser, die ich in der Küche vorfand. Ich trank es in einem aus und packte meine Harrington Jacke, schlüpfte in meine Old Skool Vans und griff zuletzt nach den Schlüsseln für die Haustüre und der Flasche. Ich schloss leise die Haustüre und lief in die Kälte. Überall Bäume, überall Dunkelheit. Ich kann noch klar denken, ich fühle mich nicht berauscht. Es waren Nicks Schlüssel die ich genommen habe, also setzte ich mich in Richtung seinem G 55 in Bewegung. So ein tolles Auto, schade dass er es nur so selten fahren konnte. Hier in diesen kleinen Orten fällt man damit sehr schnell auf und das wäre zu gefährlich für Nick. Jemand könnte ihn erkennen, identifizieren und innerhalb weniger Minuten wäre das ganze Haus von FBI Agenten und Hubschraubern umstellt. Nachdem ich die Fahrertür öffnete, setzte ich mich rein. Ich liebe es in Autos so hoch zu sitzen. Ich legte die Flasche auf den Beifahrersitz, während der Fahrt darf ich nicht trinken, aber ich muss hier weg, ich muss meine Wut kontrollieren. Wenige Minuten später befand ich mich schon auf einer Art Highway, die Straßen waren komplett leer und ich fuhr den Wagen beinahe komplett aus. Ich wechselte in den höchsten Gang, drückte das Gaspedal durch und ich schrie, ich schrie mit jedem km/h mehr und lauter, ich schrie so lange bis mir die Kräfte ausgingen und meine Stimme weniger wurde. Dann drosselte ich das Tempo des SUVs und atmete tief durch, schaltete das Radio ein, der Sprecher des Kanals sagte, dass es keine Staus gäbe, es eine ruhige Nacht sei, dass man mit Regenschauern rechnen müsse, aber das schlimmste Unwetter war vorüber. Und dann öffnete ich Nicks Spotify Playlist, fügte ein paar Songs hinzu, in seine Bibliothek. Bei seinen eintönigen Titeln, würde es sicherlich nicht schaden. Ich hörte mir das neue Album an von Metrickz. welches den Titel 'Mufasa' hat. Darauf habe ich mich schon gefreut und sogar vergessen das letzte Nacht Release war. Nach etwa 10 Meilen kam mehr Leben in die Umgebung. Einige Häuser standen an den Landstraßen, es brannte noch Licht. Nicht nur New York scheint die einzige Stadt zu sein, die niemals schläft. In 4 weiteren Meilen werde ich tanken müssen, dieser Wagen frisst extrem viel. Nachdem ich das getan hatte und mich beim Tankwart, welcher nicht allzu gesprächig war, erkundigte, ob hier in der Nähe noch eine Bar sei und ich ihm erst einmal 4 Mal sagen musste, dass ich nicht in einen verdammten Stripclub möchte, sondern einfach etwas, wo ich mich hinsetzen kann und bei Musik ein paar Gläser in mich rein setzen könnte. '$ Meilen einfach gerade aus'. Er zeigte mit dem Finger nach Nordwesten. 'Dann hältst Du dich für 5 Meilen rechts und kommst zu einem kleinen Ort, wo es Bars und Clubs gibt. Nichts spektakuläres, aber du willst dich ja nur besaufen, wie ich verstanden habe.* Er lachte und sortierte weiter die Zigaretten, welche hinter ihm in regalen dem Kunden präsentiert wurden. Ich nickte zum Dank, stieg in den Wagen, nahm ein, zwei Schlucke aus der Flasche und folgte dem Weg, wie ihn mit der Tankwart erklärte. IM nächsten Augenblick, saß ich auf einem Barhocker, am Tresen einer alten Kneipe und vor mir standen 3 doppelte Gläser Whiskey. Es war wohl mal eine alte Sportbar, noch hingen Trikots eines NFL-Teams an der Wand und sogar ein Pokal, der hiergelassen wurde, verstaubte in einer Vitrine. Ich blickte mich noch weiter um und sah sofort Blicke von drei gut angetrunkenen Männern, die mich von oben bis unten musterten und sich erst nach wenigen Sekunden wieder ihrem Billiard-Spiel zu wanden. Auf Stress habe ich gar keine Lust, nicht den Kopf und nicht die Kraft für, aber wenn ich getrunken habe, sollte man mich besser nicht provozieren. Die Dame an der Bar stieß aus Versehen ein paar Gläser um, direkt auf einen Kunden, der aufsprang und wütend anfing die Kellnerin zu beschimpfen und anzuschreien. Er packte sie an der Hand und sagte ihr, dass diese Hose Hunderte Dollar wert war und sie ihm jeden davon gleich bar aushändigen wert. Sie versuchte ihn zu beruhigen, da drückte er ihren Arm nur noch fester. Ich ging auf ihn zu, schubste ihn von ihr weg und schon flog eine Faust an meinem Gesicht vorbei, ich konnte mich noch rechtzeitig ducken. Der Mann schien hier der Betrunkenste zu sein, bei seinem Auftreten und seiner Zielgenauigkeit. Mittlerweile haben auch die anderen Gäste mitbekommen, dass sich Jemand sehr daneben benimmt und die Männer vom Billiardspiel schienen wirklich nur auf eine Situation wie diese, um ihrer Wut freien lauf zu lassen. Nacheinander schlugen sie wie Feiglinge den Mann, der so grob zur Barchefin war zu Boden, bis ich einen davon zurückhielt und sagte, dass genug ist. Er blickte mich nur böse an, holte aus, aber ließ die Faust kurz vorher sinken. 'Er hat Recht, William, lasst ihn los. Schmeißt ihn raus. Wenn er Geld in seiner Tasche hat, ruft ihm ein Taxi'. Danach nahm er wieder seinen Queue und lochte eine seiner vollen Kugeln. 'Die nächste Runde geht auf's Haus, Kurze Vodka für alle, nachdem ich diese Schweinerei sauber gemacht habe.' rief die Kellnerin in den großen Raum. Ich überlegte zu gehen, eigentlich fühle ich mich an solchen Orten nicht wohl, aber jetzt habe ich zu viel getrunken um noch zu fahren. Ich könnte Nick anrufen und fragen, ob er mit einem seiner anderen Autos kommt und mich abholt, aber das will ich ihm auch nicht antun, er schläft bestimmt oder vielleicht experimentiert er sogar mit seinen Medikamenten, das wäre sogar das noch größere Übel. Nein, ich werde einfach mit dem Wagen etwas abseits fahren, ihn irgendwo parken wo niemand ist und dort die Nacht verbringen. Ich habe zum Glück die Schlaftabletten in meine kleine Umhängetasche gepackt, die ich manchmal mitnahm. So werde ich vielleicht zwei, drei Stunden noch schlafen können, bis es hell wird und ich hoffentlich von ein paar Sonnenstrahlen geweckt werde und nicht von Regentropfen oder Hagelkörnern, die auf die Windschutzscheibe knallen.

Caught in glassWhere stories live. Discover now