Kapitel 25

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Ich wachte auf und erschrak so sehr, dass ich mich sofort im Bett aufsetzte. Was habe ich da wieder bloß geträumt? Ich war im freien Fall in einem zugenagelten Holzsarg aus einem Propellerflugzeug geworfen worden und spürte nur wie ich mit jeder Sekunde mehr und mehr Geschwindigkeit aufnahm und kurz bevor ich auf dem Boden aufschlug, wurde ich wach. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt möglich ist in seinem eigenen Traum zu sterben. Bis jetzt wurde ich bei jedem Mal, wo es kurz davor der Fall war, wach. Ich brauchte einen Augenblick um zu realisieren, dass keine Gefahr bestand und es sich nur um einen Alptraum handelte. Mein Herzschlag normalisierte sich langsam, ich sah auf meine Digitalarmbanduhr. 3:40 Uhr. Es ist noch früh in der Nacht, ich habe gehofft mit den Tabletten wenigstens bis ca. 7 Uhr schlafen zu können. Was kann ich jetzt tun? Soll ich irgendwas machen, mich versuchen mit etwas zu beschäftigen? Mein Blick blieb auf der orangefarbenen Pillendose haften. Ich griff nach ihr, schluckte 2 1/2 der Tabletten und hoffte nochmal einzuschlafen, doch vergeblich. Ich wälzte mich hin und her, von der einen auf die anderen Seite, bis ich es nicht mehr aushielt und aufstehen musste. Ich nahm die Krücken und versuchte so leise wie möglich die Treppenstufen herunterzugehen. 26 an der Zahl sind es. Es ist wie ein Tick, egal wo ich mich befand, wenn ich Treppen hoch oder herunter gehen muss, zähle ich sie. Unten brannte Licht. Raymond war der einzige, der noch im Wohnzimmer saß. Er blätterte in einer Zeitschrift über Autos und rauchte eine Zigarette. 'Dean, Du solltest schlafen? Was ist los, die Aufregung?' Ich nickte. 'Ja, ich kann nicht mehr einschlafen, aber immerhin waren es ca. 3 Stunden, die ich im Land der Träume oder besser gesagt Alpträume verbringen durfte.' Ich erzählte ihm von meinem Traum und meiner Frage über die Möglichkeit des Sterbens in einem Traum. Er hatte auch keine Antwort darauf, nur dass er selbst tatsächlich auch noch nie die Erfahrung gemacht hat selbst in einem Traum zu sterben. Auf die Frage wieso er nicht schliefe antwortete er mir wie folgt: 'Bei mir ist es auch die Aufregung, die es mir unmöglich macht einzuschlafen. Und von Schlaftabletten halte ich nicht viel, ich bin am nächsten Tag immer zu nichts zu gebrauchen, wenn ich welche nehme. Ich vertrage sie nicht so gut und das gleiche wäre es, wenn ich mich jetzt so mit Alkohol zulaufen lasse, dass ich mich in den Schlaf zwinge. Die Kopfschmerzen und der Kater am nächsten morgen und Vormittag wären die Hölle und eher kontraproduktiv für das, was wir vorhatten, verstehst Du, Dean? Ich nickte etwas verlegen. Auch er wusste mit Sicherheit Bescheid über mein Alkoholproblem. Aber eigentlich schätze ich ihn genauso verständnisvoll ein, wie die anderen. Wir sind alle ein Team, wie eine Familie. An so eine Menschenkonstellation in meinem Leben werde ich mich erst einmal gewöhnen müssen. Raymond machte uns beiden Pfefferminztee und wir sprachen über alltägliche Dinge, wie American Football, Autos und welche orte der Welt wir unbedingt sehen wollen. Er ist ein sehr ruhiger Mensch, aber auch aufmerksam und man merkt, dass er etwas traumatisches in seinem Leben erlebt hatte und das ist nicht nur daraus zu erschließen, dass eine tiefe Narbe seine Lippe bis hin zum von mir aus gesehen, rechten Wangenknochen ziert. Man merkt es an der Weise, wie er spricht und ich meine es in seinen Augen erkennen zu können. Aber wenn wir einmal ehrlich sind, jeder einzelne von uns hat etwas erlebt, was der 'normale' Mensch, auch wenn ich diese Bezeichnung nicht ausstehen kann, leider fällt mir gerade aber keine andere treffendere ein, wie dem auch sei. Jeder von uns ist aus einem bestimmten Grund in dieser Gemeinschaft gelandet und ist bereit das zu tun, was getan werden muss. Es war jetzt & Uhr morgens, die anderen standen auch nach und nach auf, machten sich in einem der Bäder zurecht und wir aßen gemeinsam am Frühstückstisch. Die Stimmung war nicht, wie ich es vermutet hatte, angespannt eher im Gegenteil. Sie war ausgelassen, es wurde gelacht und es kam mir vor, als würden wir gleich einfach auf eine Baustelle fahren um dort unserer Arbeit nachzugehen. Aber unsere Mission heute ist eine ganz andere. Mir fiel auf, dass ich Nick heute noch nicht gesehen habe, als hätte er meine Gedanken lesen können, öffnete sich die Haustür und er kam mit einer Palette Red Bull, Cola, fanta, Sprite und Säften herein. 'guten Morgen, alle miteinander. Ich habe noch etwas für uns zu trinken besorgt, denn wie ihr wisst können wir nicht genau wissen, wie lange wir die LKW's verfolgen werden müssen. Mein Informant hat mir gerade noch einmal bestätigt, dass sie um Punkt 9.00h losfahren würden. jeder weiß in welchem der zwei Autos er mitfährt? Die Liste habe ich euch mit all den anderen Daten ja ausgedruckt. Wir verwenden auch heute keine Technik, keine Mobiltelefone, nichts was auf uns zurückzuführen werden kann.' Alle nickten und Amy versuchte Nick zu beruhigen, dass er sich wie immer grundlos Sorgen mache und dass alle genaustens über alles Bescheid wüssten und alles reibungslos ablaufen wird. Dann erst lockerten sich meines Bruders Schultern und er stellte die Getränke auf eine Kommode. 'Einverstanden, ich weiß dass ich mich auf euch verlassen kann. Dean, du wirst vorne neben mir in einem der Transporter Platz nehmen, du bist ab heute meine rechte Hand, das weiß hier ohnehin Jeder und keine Sorge, du musst nicht denken, dass du jemandem den platz weggenommen hast, oder dass sich jemand benachteiligt fühlt. Bei uns gibt es so etwas nicht. Wir stehen alle auf ein und der selben Ebene, in jeglichen Bereichen.' auch ich nickte und versuchte mich zu entspannen. Jeder versuchte es auf seine Weise, wie mir auffiel als ich sogar den Geruch von Cannabis in meiner Nase wahrnahm. Ich öffnete eine eisgekühlte Dose Vodka Lemon und trank sie in einem leer. Nick hatte mir davon einfach 10 Dosen mitgebracht, mitunter welche mit Energy als Mischung, auf ihn ist wirklich Verlass. 'Dean, Du und ich wir müssen noch kurz zu einem Freund von mir. Wie Du vielleicht schon gesehen hast, wird jeder von uns eine Maske bei unserer Mission tragen, die wir aufsetzen sobald die von uns verfolgten Fahrzeuge ihre Parkposition am Zielort eingenommen haben. Draco trägt eine von Saw, Hannah die von Schneewittchen und Du musst noch eine für dich aussuchen. Wir fahren jetzt zu Jonathan, er ist einer der besten Maskenbildner dieses Landes, hat regelmäßig Aufträge aus Hollywood. Sag mir, hast Du dir überlegt was für eine Maske du tragen möchtest, er kann sie in wenigen Minuten nach deinen individuellen Wünschen herstellen.' Es wurde langsam ernst, mein Herz begann schon wieder unkontrolliert zu schlagen und Nick fiel es sofort auf, denn er legte beruhigend seine Hand auf meine Schulter und versicherte mir, dass alles gut ist und sein wird. 'Joker, ich möchte die Maske vom Joker tragen, mit einer Tattoowierung eines Kreuzes unter einem seiner Augen.' Nick lächelte und sagte: 'Kein Problem, Bruderherz. Zieh Deine jacke an, wir fahren sofort los.' Er rief ein kurzes 'Bis gleich' in die Runde und schon fuhren wir auf einer Landstraße und waren auf dem Weg das letzte fehlende Puzzlestück abzuholen, was mich zu einem der Racheengel machte, zu einem Menschen der sich in kurzer Zeit auf eine Weise völlig verändert hat.

Caught in glassWhere stories live. Discover now