Drei

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Point of View Victor

Freitag, 19:57, FBI-Zentrale Denver



Ich war glücklich als es endlich Freitagabend war und ich aus der Zentrale trat. Der Wind weht kühl und es war schon dunkel. Genüsslich zog ich die kalte Luft ein, denn nun hatte ich erst einmal Ruhe.

Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke zu und schritt über den fast leeren Parkplatz. Es standen nur noch vereinzelt, vergessen wirkende Autos auf dem großem Platz. Schon wieder hatte ich länger gearbeitet als die meisten anderen.

Meine Schritte hallten in der Stille des Parkplatzes. Ich war mir ziemlich sicher dass niemand in meiner Nähe war. Als ich an meinem Auto ankam, sah ich verwundert auf einen Brief der zwischen Scheibenwischer und Frontscheibe steckte. Mich überkam augenblicklich ein ungutes Gefühl. Dennoch nahm ich den Brief.

Um sicher zustellen dass mich niemand beobachtet, blickte ich mich rasch um. Irgendetwas verunsicherte mich. Irgendetwas war überhaupt nicht gut. Ich stieg rasch in mein Auto und öffnete den Brief. Im Halbdunkeln dass die Lichter auf dem Parkplatz mir boten, las ich den Brief. Und spürte in der Stille jeden meine schneller werdenden Herzschläge nur noch intensiver.

"Was wir wollen bekommen wir. Dumm nur dass ihr noch nicht drauf gekommen seid. Unsere nächste Aktion steht aber an und die Uhr tickt weiterhin unaufhörlich."

Immer wieder las ich die Zeilen und konnte mir keinen wirklichen Reim darauf machen. Was hatte dass genau zu bedeuten. War das ein dummer Scherz? Ein falsche Fährte? Der Brief verriet nur wenig.

Es wäre maßlos untertrieben zu sagen, ich war nur etwas beunruhigt. Wer immer den Brief an meinem Auto abgelegt hatte, wusste wer ich war und was ich tat. Ich ahnte der Brief war Vorbote einer sehr unangenehmen Reihe von Ereignissen. Doch die noch wichtigere Frage war, was konnte ich dagegen unternehmen.

Ich saß noch eine ganze Weile in meinem Auto bevor ich mich entschloss den Brief als ernstzunehmend einzustufen. Es hatte keinen Sinn wegem dem Brief alle nochmal in die Zentrale zu rufen. Dort würden wir ohne weitere Anhaltspunkte nur im Dunkeln tappen.

Nach einigem überlegen, rief ich Robert, einen Kollegen von der Spurensicherung, an. Er sollte sich den Brief ansehen. Vielleicht lieferte uns das irgendwelche neuen Anhaltpunkte.
Nach einigem Hin und her beschloss Robert den Brief vor der Zentrale entgegen zunehmen und eine Nachtschicht einzulegen. Wie gut dass wir Leute hatten, bei denen die Arbeit an erster Stelle kam.

Noch während ich wartete klingelte mein Telefon. Frustiert starrte ich auf das Display auf dem - Zed - stand. Ich hatte etwas wichtiges vergessen. Wie konnte mir nur entfallen dass mein Bruder und seine Freundin Sky heute zu mir kommen wollten.

"Verdammt Vic, hast du Sky und mich etwa wirklich vergessen? Wir warten schon eine ganze Weile auf dich, und werden es vermutlich noch." Fügte er trocken hinzu. "Sorry Zed, ich hab hier gerade etwas Stress. Aber du hast ja den Wohnungsschlüssel. Mach es dir mit Sky auf der Couch bequem, ich bin in spätestens einer Stunde bei euch." Ich sollte mich wirklich beeilen.

"Naja, so hab ich mir den Abend nicht vorgestellt. Irgendwie etwas mehr Party und weniger Warten. Wir hätten super in deinen Geburtstag feieren können, aber du hast vermutlich nichts organisiert. Aber was soll's. Ich bin fast ein bisschen enttäuscht, aber da du morgen Geburtstag hast, nimm ich dir dass mal nicht übel. Außerdem ist deine Couch und dein Fernseher auch nicht übel." Erklärte Zed, und war in Gedanken vermutlich schon bei meiner doch ansehlichen Fernsehanlage, denn er klang gar nicht so unglücklich. Naja, er und Sky in einer schicken Wohnung. Alleine.

"Bis später Zed." Versprach ich freundlich und legte übel gelaunt auf.
Ich sollte mich beeilen. Allein um meinen Seelenfrieden willen, wer wusste was die zwei in meiner Wohnung anstellten. Allein.

Es dauerte nicht lange bis Robert auftauchte und ich hatte vor gleich nach Hause zu gehen. Ich wollte eigentlich am liebsten eine Mütze voll Schlaf, doch aus irgendeinem Grund ahnte ich dass Zed und Sky davon nicht so ganz begeistert sein würden, wenn ich mich gleich aufs Ohr legte. Mit einem schlechten Gewissen und ohne Ideen fuhr ich zu meiner Wohnung.

Während ich durch die nächtlichen Straßen fuhr, war ich tief in Gedanken versunken. Ich dachte daran dass ich so langsam auf die 30 zu ging, dass ich alleine war und immer noch nicht dass erreicht hatte was ich wollte. Irgendwie , war ich unzufrieden mit mir und mit meinem Leben und der Tatsache dass sich in nächster Zeit vermutlich nicht viel ändern würde. Ich würde weiterhin der Savant in meiner Familie sein, den man mitleidig ansah, weil sein Seelenspiegel trotz Seelensucher nicht auffindbar war.

Damals als wir herausgefunden hatten, dass Crystal Seelensucher war, waren alle positiv gestimmt. Will, Uriel und ich hofften möglichst schnell unser Gegenstück zu finden. Doch es klappte nur bei den anderen beiden. Mein Gegenstück schien unauffindbar. Crystal erzählte mir immer von verschiedenen Ländern sogar Kontineten, an denen sich mein Seelenspiegel befinden sollte. Doch es war als wollte man Crystal in die Irre führen. Den keiner der Orte hatte je gestimmt. Crystal hatte dass zu Beginn sehr belastet und ich wollte es immer wieder versuchen. Doch egal wieviele meiner freien Tage ich opferte an die Orte zu reisen an denen wir mein Gegenstück vermutete es war niemals auch nur eine Spur von einem Savant. Warum wusste keiner, denn sowas war noch keinem mir bekanntem Savant passiert...

Durch ein Vibrieren meines Handys wurde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt.
Doch es war nur noch eine Ecke bis zu meinem Zuhause.

Die SMS die ich wenig später von Steve laß, ließ mich erahnen dass er nicht mehr ganz so nüchtern war. Weil ich aus >komm party<  nicht wirklich schlau wurde, rief ich ihn kurzer Hand an. 

Ein leicht lallender Steve nahm ab. "Victor! Koooomm auch. Wir feiern Pru's Geburttag." Ich schmunzelte innerlich, es klang an für sich verlockend und nach Spaß.
Doch Zed und Sky warteten vorerst Zuhause. "Sorry aber mein kleiner Bruder und seine Freundin warten auf mich." "Bring sie doch mit." "Lass gut sein Steve." "Bitte Vic." "Ich ruf dir später nochmal an."

Als ich aufschloss hörte ich schon dass der Fernseh lief. Zed und Sky saßen aneinander gekuschelt auf der Couch. Als ich eintrat sahen die beiden mich erwartungsvoll an. Beide hatte noch keine Schlafsachen an was mich auf eine Idee brachte. "Habt ihr Lust auf eine kleine Geburtstagsfeier zu gehen?" Fragte ich gut gelaunt. Ich hatte eine Idee und wir waren drei Savants, dass konnte nur ein guter Abend werden.

Persuading PrudenceWhere stories live. Discover now