Prolog

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Prolog

Ich hatte mir wirklich Mühe gegeben mit meiner Frisur und dem Outfit. Dennoch betrachtete ich mich leicht unglücklich in dem Spiegel des kleinen Badezimmers. Irgendetwas fehlte. Markus meinte ich sollte mir was „Schickes" anziehen. Nun hatte ich ein edles schwarzes Kleid an, und meine sonst glatten Haare, fielen in sanften braunen Locken herab. Eigentlich sah ich hübsch aus, doch es fehlt noch der letzte Schliff. Doch ich kam nicht darauf, was es war, das fehlte.

Heute Abend wollte ich umwerfend aussehen. Der Abend heute war ein besonderer Abend, und ich ahnte dass die Beziehung von mir und Markus heute auf eine neue Ebene gelangen würde. Auf den Tag genau, war es heute drei Monate her seit wir uns kennengelernt hatten. Ich vermutete er hatte etwas Wundervolles vorbereitet.

Seit ich ihn kannte überfluteten wir beide uns mit Liebesbekundungen, und das Schöne daran - Es waren keine leeren Versprechungen. Er und ich würden unserer Leben gemeinsam verbringen. Wir waren Seelenspiegel die sich gefunden hatten. Wir gehörten zusammen. Ein Leben lang.

Ein weiteres Mal musterte ich mich im Spiegel, und nahm mir meinen Lippenstift zur Hand. Ich erschrak, als ich plötzlich die Tür knallen hörte. Zum Glück hatte ich den Lippenstift noch nicht angesetzt. „Pru?" Rief ich verwundert Richtung Flur. Eigentlich hatte ich erwartet noch etwas Zeit alleine zu haben. Doch es konnte eigentlich nur meine Schwester sein und wie zur Bestätigung hörte ich ihre verwunderte Stimme. „Huch Vale, ich dachte du wärst bei Markus." Im Satz meiner Zwillingsschwester lag eine unschöne Betonung auf seinem Namen, die, die Überraschung dass ich Zuhause war überdeckte. Die offensichtliche Feindseligkeit gegen Markus ignorierend, antworte ich ihr selbstsicher. „Nein, wir gehen heute Abend aus. Ich brauchte mein schwarzes Kleid, und bin deshalb kurz hier." „Aha." Kam es knapp und etwas enttäuscht von ihr. Ich hörte ihre Schritte die sich in meine Richtung bewegten. „Wann kommst du wieder Vale?" „Weiß ich nicht genau. Ich denke ich werde heute und morgen auf jeden Fall bei Markus verbringen. Wir wollen morgen Abend noch ins Kino. Es könnte also auch länger dauern bis du mich wieder siehst. " Noch während ich dass sagte spürte ich die Enttäuschung und das Bedauern meiner Schwester.

Meine Schwester stand derweilen in der Tür zum Badezimmer und zog eine Augenbraue nach oben. „Ganz passabel." Meinte sie und ihren grauen Augen musterten mich fasziniert. Ich grinste sie an. „Danke fürs Kompliment. Denkst du ich kann so gehen?" Ein leicht zynischer Unterton schlich sich in ihre Stimme als sie mir antwortete. „Du hast den einen gefunden, der dich, selbst wenn du einen Kartoffelsack anziehst, abgöttisch liebt." „Pru." Flehte ich um etwas mehr Ernsthaftigkeit und Respekt vor meinem Seelenspiegel. Ich wurde so langsam das Gefühl nicht los, dass sie eifersüchtig war und mir mein Glück nicht gönnte. Doch einen Streit wollte ich nicht anfangen. Ich wusste selber dass ich sie zur Zeit vernachlässigt und links liegen ließ. Doch Markus war im Moment wichtiger. Ich beschloss schweigend meinen Lippenstift endlich anzusetzen und die Sache so stehen zu lassen. Kaum hatte ich das hübsche Rot auf meinen Lippen verteilt, durchbrach meine Schwester die Stille. „Dein Hals wirkt so nackt, wie wär's mit einer Halskette?" Erklärte sie etwas widerwillig und vermutlich als eine Art Friedensangebot. „Ah. Ich wusste doch, es fehlt noch etwas. Danke Pru."

Schnell drängte ich mich an ihr vorbei ins Schlafzimmer um zielgerichtet meine Schmuckschatulle zu öffnen. Ich war nun sicher etwas spät dran und sollte nicht noch mehr Zeit verplempern. Rasch legte ich mir die Goldkette meiner Großmutter an. Um gleich darauf etwas hektisch meine Handtasche in der Wohnung zu suchen. Meine Schwester ignorierte ich dabei. Das wir uns in letzter Zeit sehr voneinander distanzierten, fiel mir gar nicht auf, obwohl es das eigentlich hätte sollen. Prudence fiel es auf, den sie warf es mir immer wieder vor. Es verletzte sie ungemein mich immer mehr an Markus zu verlieren. Seit jeher waren wir für einander der Halt im Leben. Allerdings hatten wir uns in den letzten Wochen mehr gestritten als gut für uns war. Doch daran verschwendete ich nun keine Gedanken. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Jetzt sollte ich mich aber beeilen, ich war wirklich zu spät dran. „Kommst du später wirklich nicht wieder?" Hörte ich meine Schwester noch fragen, doch ich hatte schon die Wohnungstür zugezogen.

Persuading PrudenceWhere stories live. Discover now