27. Kapitel

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"Was hat er denn jetzt?", fragte Leo mich verwirrt, während wir immer noch überfordert im Flur standen.

"Das fragst du noch!? Deine blöde Schlampe hat ihn geschlagen! Du weisst doch wie er bei Berührungen reagiert. Diese blöde Kniestrumpf Tante mach ich in der Schule fertig", knurrte ich sauer.

"Hättest du dich nicht so aufgeregt und sie nicht ganz so krass beleidigt, wäre das auch nicht passiert."
"Die hat bei mir Zuhause nichts zu suchen!", brüllte ich ihn an.
"Es ist aber mein Zuhause und nicht deins! Meine Mom, mein Haus und meine Gäste", schrie er mich sauer an.

Sofort verstummte ich und Tränen bahnten sich den Weg nach Oben an die Oberfläche.

"Lily, ich-", fing Leo ruhig an und guckte mich entschuldigend an.
"Lass es. Gut, dass ich das jetzt weiss", zischte ich.

Ich lief eilig in mein Zimmer und sperrte meine Tür hinter mir zu.
Weinend warf ich mich auf mein Bett und verkroch mich unter meiner weichen Bettdecke.

Seine Worte schmerzten und meine Brust zog sich zusammen.
Erschrocken hörte ich auf zu weinen, als es an meiner Tür klopfte.
"Verpiss dich, Leo!", rief ich wütend.

Ich vergrub mein Gesicht in mein Kissen und heulte dort so laut ich wollte rein.
"Lily, darf ich zu dir?", hörte ich Kayden's unschuldige Stimme.

Sofort sprang ich von meinem Bett und sperrte die Tür für Kayden auf.
Seine Augen waren wohl genauso rot geschwollen vom Weinen wie meine.
Kayden kam langsam in mein Zimmer und ich sperrte wieder ab, nachdem ich die Türe wieder geschlossen hatte.

"Ich dachte du brauchst jetzt eher etwas Ruhe", murmelte ich leise.
Kayden setzte sich auf mein Bett und verschränkte seine Hände ineinander.
"Ich hab dich weinen gehört", gab er nur von sich.

"Wenn du lieber alleine sein willst, musst du nicht wegen mir hier sein. Ist schon okay", meinte ich und setzte mich gegenüber von ihm hin.
Er schüttelte nur den Kopf.

"Manchmal kommen schlimme Erinnerungen hoch, die mich verschrecken. Ich hab es mir so angewöhnt dann ständig davor wegzulaufen, aber eigentlich bringt mir das nichts. Das hat es noch nie."

Gespannt hörte ich ihm zu und freute mich sogar, dass er mir etwas von sich erzählte.

"Ich weiss nicht, was du alles durch gemacht hast, Kayden. Ich weiss nur, dass es sehr schlimm war. Ich würde nicht anders reagieren. Vielleicht wäre ich auch schon längst daran zerbrochen, keine Ahnung. Es ist also okay, wenn du mal alleine sein willst", meinte ich mitfühlend.

Kayden sah mich dankbar an, legte sich ganz auf mein Bett und zog mich zu sich runter. Er breitete meine Decke über uns aus und drückte mich dann an seinen Oberkörper. Zufrieden schloss er seine Augen und ich musste lächeln, als ich das sah.

Sein Gesicht lag meinem gegenüber und sanft fuhr ich mit meinem Zeigefinger seine Gesichtszüge ab. Mein Finger fuhr über seine weiche Unterlippe und er öffnete wieder seine Augen.

Ich stoppte sofort und nahm meine Hände wieder von seinem Gesicht weg.
"Warum hast du geweint?", wollte er dann auf einmal wissen.
"Leo meinte, dass es nicht mein Zuhause ist. Es ist seine Mom, sein Haus und eben auch seine Gäste. Er hat recht. Ich gehör hier gar nicht dazu."

"Lily, du weisst genau, dass das nicht stimmt. Du gehörst genauso dazu. Du hast Leo doch letztens gesehen. Er hatte Angst, dass deine Eltern dich mitnehmen. Leo liebt dich und sieht dich wie eine kleine Schwester."
"Hat sich nicht wirklich so angehört, als würde er mich lieben", murrte ich.

"Wir sind eben noch keine Erwachsenen, die zuerst nachdenken bevor sie was sagen. Ihr habt gestritten und Leo hat einfach einen guten Konter gebraucht."
"Stehst du jetzt auf seiner Seite?"

Ich drückte mich weg von ihm, doch er zog mich gleich wieder an sich.
"Das stimmt nicht und das weisst du. Ich will einfach nicht, dass ihr streitet", seufzte er.

Ich schnaubte und rieb mir dann mit meinen Handinnenflächen über mein Gesicht.

"Ich will doch auch nicht streiten, aber du musst zugeben, dass das von Leo wirklich gemein war."
"Das war es, aber dafür tut es ihm bestimmt jetzt umso mehr leid. Redet doch heute Abend in Ruhe."
"Nein, ich will nicht mit ihm reden. Ich werde jetzt etwas spazieren gehen, wenn das für dich okay ist?"

Er nickte und küsste dann sanft meine Stirn.

"Ich bin in einer Stunde wieder da", sagte ich und entfernte mich von dem Einbrecher.

Ich stand auf, sperrte meine Türe auf und ging eilig die Treppe nach unten. Ich lief in die Küche und schnappte mir Ana's Telefonbuch. Dort standen auch die Handynummern von meinen Eltern drauf. Ich fotografierte sie ab und verließ dann das Haus.

Vor dem Haus gab ich die Nummer von meinem Vater ein und drückte zuletzt auf den grünen Hörer.
Laute Geräusche entflohen meinem Handy und ich atmete tief durch.

Als ich seine Stimme wahrnahm, zitterten meine Hände.
"Eh..ich bin es. Lily...", toller Anfang.

Applaus an mich. Na los, klatscht schon.

"Lily, freut mich, dass du anrufst."
"Ja..mich auch. Können wir uns treffen?"
"Natürlich. Wann? Wo?"

"Jetzt, keine Ahnung wo."
"Du kannst zu mir. Deine Mutter ist eh gerade mit alten Freunden unterwegs. Ich schick dir die Adresse."
"Gut, bis gleich."

Wir legten auf und kurz darauf bekam ich den Standort geschickt. Das war gar nicht so weit weg.
Also stieg ich auf mein Motorrad und fuhr los. Mein Handy schob ich natürlich wieder in meine Hosentasche. Allerdings fehlte mir mein Helm.

Vor dem großen, grauen Haus angekommen, stellte ich meine Maschine ab und klingelte an der Haustür.

Sie wurde mir lächelnd geöffnet und aufgehalten.

"Komm rein."

Also Kayden läuft momentan richtig gut

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Also Kayden läuft momentan richtig gut. Hat jetzt auch schon 15k Reads:)
Dankeschön schon mal

Meinung zum Kapitel?

Was meint ihr passiert bei ihrem Vater?

Und ihr dürft euch später noch auf zwei neue Kapitel von Alec freuen:)

Eure
Melli♡

Kayden #goldawards2020Where stories live. Discover now