Filmriss

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"Ihr müsst mich aber vorher raus werfen!", sagte Sarah, als Tim den gemieteten Bus in Bewegung setzte. "Im Gegensatz zu der alten Frau neben mir, muss ich morgen arbeiten.", sprach sie weiter.
Elli war entsetzt, wie Sarah sie nannte: "Hast du mich gerade wirklich alte Frau genannt, du blöde Kuh?", sagte sie grinsend. Beide lachten und pieksten sich gegenseitig in die Oberarme. Steven saß hinter ihnen und sagte leise: "Weiber...", gepaart mit einem leichten Kopfschütteln, während er auf seinem Handy rum spielte. Gleichzeitig drehten sich Sarah und Elli zu ihm um und fragten im Chor: "Wie bitte?"
Basti, der neben Steven saß, klärte die beiden auf: "Weiber hat er gesagt, der Vogel!" Jetzt begann Basti Steven ebenfalls zu pieksen, so wie sich vorher Sarah und Elli gepiekst haben. Die beiden Mädels schauten sich an und wussten sofort, dass sie verarscht werden. Sie knieten sich auf ihre Sitze und machten mit. Die große Pieks Challenge hat begonnen. "Wie im Kindergarten!", stammelte Lukas von seinem Beifahrersitz. Da Elli verdammt gute Ohren hatte, nahm sie es wahr und jetzt musste auch er leiden. Ganz gekonnt steckte sie ihren Zeigefinger in ihren Mund und lutschte ihn an. Mit der kleinen Vorwarnung von: "Achtung! Feuchter Fuzie im Anmarsch!", Steckte sie ihm den Finger ins Ohr. "Oah Elli, du kleine Drecksau! Das kriegste zurück!", sagte er entsetzt. Elli konnte sich nicht mehr halten und lachte. Tim blieb lässig und meinte: "Ja feuchter Fuzie ist die Königsklasse!" Die Rückfahrt verging wesentlich schneller, als die Hinfahrt. Der Spaß hielt an.
"Ciao Sarah, viel Spaß auf Arbeit morgen!", sagte Elli gehässig, als ihre Freundin den Partybus verließ. Die Tür knallte ins Schloss und mit einem dezenten Mittelfinger verabschiedete sie sich auch.
"Wohin geht's jetzt?", fragte sie neugierig und die anderen sagten nichts. Doch Elli konnte es sich schon denken. Und sie sollte Recht behalten. Direkt vor der Kneipe fand Tim einen Parkplatz. Dieser Glückspilz. Wieder waren sie da, wo sie schon öfter waren. Die alte Kneipe in Friedrichshain. Mittlerweile kannte Elli auch den ein oder anderen Mitarbeiter und ziemlich zielsicher ging sie zu dem Stammplatz der Jungs. "Heute geht alles auf uns!", sagte Steven und das ließ sich Elli nicht zweimal sagen. Die komplette Cocktail Karte wurde hoch und runter bestellt. Sie machte sich keine Sorgen und genoss einfach ihren Geburtstag.
Normalerweise feierte sie nie, wieso auch? Müsste nicht eigentlich ihre Mutter dafür gefeiert werden, dass sie diesen Sturkopf herausgepresst hat? Ohje Elli hatte schon wieder komische Gedankengänge und wusste, dass sie es besser sein lassen sollte, mit noch mehr Alkohol. Immerhin erinnerte sie sich, wie das Silvester geendet hatte. Schon leicht angetrunken fiel ihr eine Sache auf: "Ey, ihr trinkt ja alle, wer fährt mich nach Hause?" Fragend schaute sie in die Runde und betrunken Straßenbahn fahren, war nicht ihr Ziel. "Na nen Taxi! Mach dir keinen Kopf, Mäuschen, es ist alles durch geplant!", sagte Steven und legte seinen Arm um sie. Lukas gefiel das ganz und gar nicht, zeigte dies aber nur mit Blicken. War er etwa eifersüchtig? Elli war schon ziemlich gut drauf, um besser zu sagen, rotze voll. Die vier Cocktails und der wenige Schlaf, den sie in der vorherigen Nacht hatte, hatten gute Arbeit geleistet. "Okay Jungs, jetzt werde ich noch ein bisschen nüchtern, mit Wasser, und dann werde ich nach Hause.", sagte sie leicht lallend. Die Jungs amüsierten sich, Elli einmal so zu erleben, denn bisher war sie immer ganz oder so ziemlich nüchtern, als sie mit ihr unterwegs waren. "Hast heute überhaupt schon was gegessen?", fragte Lukas leise. Elli schüttelte den Kopf. Na super, Alkohol auf nüchternen Magen. Eine tolle Kombination. Doch um es vorweg zu nehmen, erbrechen musste sich Elli nicht, zumindest jetzt noch nicht, denn dazu war sie zu geizig, auch wenn sie nicht bezahlt hat. Nach zwei Gläsern Wasser war Elli wieder relativ neutral im Kopf. "So Jungs, ich werde Mal reinhauen!", sagte sie, als sie schon aufstehen wollte. Steven zog sie wieder auf ihren Stuhl. "Nix da, wir haben ein Ritual, da musst du jetzt auch durch!", sagte er.
"Was denn für ein Ritual? Was'n das für nen Schwachsinn?", fragte Elli. Tim erklärte: "Jeder, der Geburtstag hat, muss zum Abschluss noch nen Vodka trinken, ohne den, kommt keiner weg." Elli schaute skeptisch. Was war denn das für ein Müll? War es nur ausgedacht, damit Elli noch nicht geht? Oder hatten die Jungs einfach Spaß daran, Elli betrunken zu sehen? "Naja scheiß drauf, dann nehme ich nen Vodka Energy.", sagte Elli entschlossen. Ein Fehler, denn der zog sie dann so richtig runter. Ab diesen Moment, konnte alles mit ihr gemacht werden, sie hätte nichts mehr mitbekommen.
"Jungs, musste das jetzt sein? Sie war gerade wieder halbwegs nüchtern und ihr müsst ihr noch einen Vodka eintrichtern!", sagte Lukas vorwurfsvoll. "Entspann dich Mal! Sie hat es doch freiwillig gemacht!", erwiderte Basti. "Komm Schildkrötchen, wir gehen!", sagte Lukas und Elli bekam nichts mehr mit. Er half ihr hoch, zog ihr ihre Jacke an und unterstützte sie beim Laufen. "Macht's gut meine hübschen!", brüllte sie nocheinmal laut durch die Kneipe und winkte den Jungs zu. Schnell besorgte Lukas eine Portion Pommes und eine Flasche Wasser bei einem Dönerladen, damit Elli endlich etwas zu essen bekommt. Gemeinsam saßen sie nun an der Spree, als Elli ihren Filmriss kurzfristig überwunden hatte. "Was machen wir den hier?", fragte sie und schaute orientierungslos umher. Lukas grinste sie an: "Runter kommen und nüchtern werden!"
"Oh Gott, wie peinlich... Ich hab mich abgeschossen, nie wieder Alkohol!", stellte Elli fest. "Ja, ja das sagen immer alle!", sagte Lukas und lächelte. Beide starrten auf die Spree. In Elli's Kopf drehte sich noch so einiges. "Ich werde mich wirklich langsam Mal auf den Weg nach Hause machen!", sagte sie, als sie auf dem Display ihres Handys die Uhrzeit sah. Schon fünf Uhr morgens. Elli versuchte aufzustehen, doch das ohne großen Erfolg. Der Alkohol saß zu tief in ihr und es riss sie immer wieder um. Eine Mischung aus verschämten lachen und ein paar peinlich berührte Tränen, kamen aus ihr hinaus.
"Setz dich noch kurz hin und dann kommst du mit zu mir.", Sagte Lukas im beruhigenden Ton. Nun wurde Elli anhänglich, denn sie war nicht mehr Herr ihrer Sinne.
Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und stammelte unverständliche Dinge. Nähe war das, was sie brauchte, wenn sie betrunken war. Er legte seinen Kopf auf ihren und beide saßen ruhig da. "Ich hab dich wirklich sehr lieb!", sagte Elli jetzt wieder verständlicher. Er grinste nur und wusste genau, wie er mit der Situation umzugehen hat. Er schwieg nämlich. Betrunkene Frauen sollte man nicht so ernst nehmen. Ab diesem Zeitpunkt, begann wieder ein Filmriss bei Elli.

Ein lautes klappern holt Elli aus ihrem Schlaf. Ohne die Augen zu öffnen polterte sie gleich los: "Boah geht das auch leiser? Mein Kopf platzt gleich!" Sie drehte sich rum und erst jetzt merkte sie, dass es nicht ihr Bett war. Beim rum drehen spürte sie sonst immer eine kleine Feder, die ihr in den Po pieckste. Irritiert öffnete sie langsam ihre Augen. Komplett orientierungslos blickte sie im Raum umher. Wo war sie bloß gelandet? Langsam wollte sie sich aufsetzen und bemerkte, dass sie nur in Unterwäsche in dem komplett fremden Bett mit grün karrierter Bettwäsche lag. "Oh scheiße!", sagte sie leise zu sich selber. Sie wickelte dich in die Decke ein und ihre Füße berührten den langflorigen Teppich. "Fuck ey, wo bin ich und wieso halb nackt?", fragte sie sich wieder leise selber...

Teufelskreis (Alligatoah FF Fanfiction)Where stories live. Discover now