Die Einladung

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Die Wochen gingen ins Land und Elli lebte in den Tag hinein. Es hatte sich alles normalisiert. Es war ein täglicher Kreislauf, der sich eingeschlichen hatte. Jeden Tag das selbe: Arbeiten, Essen, Hochzeit planen, schlafen...
Elli fühlte sich alleine wohl und mittlerweile war es ungewohnt und zum Teil nervig, wenn Martin zu Hause war. Das Schnarchen störte sie plötzlich wieder, konnte sie sich vor einigen Monaten noch nicht vorstellen, ohne das Schnarchen zu leben. Die Gefühlswelt geriet ins Schwanken. Würde der Job schon bald die Beziehung kaputt machen? Diesen Gedanken hatte sie oft, doch wollte nicht wahr haben, dass es einmal zur Trennung kommt. Wenn man sich fremd werden kann, kann man sich auch wieder annähern, dachte sich Elli und diese Phase würde auch nicht mehr allzu lange sein, bis das ganze Geld für die pompöse Hochzeit zusammen gespart ist.
Eine Nachricht von Tim erreichte sie, in der stand:
Samstag abgrillen, Bring ruhig deinen Verlobten und Sarah mit!
Elli überlegte und kam dann zu dem Entschluss, dass sie darauf keine Lust hat. Wahrscheinlich würde sie sich eh wieder nur mit Jill anlegen, die zu ihrer Überraschung immer noch mit Lukas zusammen war, obwohl dieser schon zugab, dass er sie nur als Freundin hat, damit er nicht so alleine ist. Also Liebe konnte zumindest von seiner Seite aus, nicht da sein. Aber das muss ja jeder für sich selber Entscheiden.
Martin hätte eh nicht mitkommen können, da er erst einen Tag später nach Hause kommen würde. Außerdem fand er es nicht gut, dass Elli immer mehr mit für ihn fremden Männern, zu tun hatte.
Eigentlich war er nicht Eifersüchtig, doch irgendwie entwickelte sich es so langsam bei ihm, was auch Elli überraschte. Natürlich gab er es nicht zu, doch eine Frau spürt so etwas. Tatsächlich fand sie es sogar etwas schön, dass Martin eifersüchtig war, es war, so blöd es klingt, ein schöner Liebesbeweis für sie. Solange es nicht ausartet, war es für Elli kein Problem.
Sie sagte das Abgrillen ab. Doch Tim wusste sofort, wieso Elli das tat und schrieb umgehend zurück:
Jill wird nicht kommen, die liegt krank im Bett, also wegen der brauchst du dir keine Sorgen machen.
Elli blieb gedanklich bei der Absage, tröstete ihn aber mit einem "Ich überlege es mir!" Damit war die Sache ersteinmal abgewendet. Grillen war auch nicht Elli ihr Ding. Sie aß zwar Fleisch, aber Gegrilltes wurde ihr schnell zu viel, sodass sie eh wieder mit Hunger nach Hause kommen würde. Da war auch schon der nächste Punkt. Zwar könnte sie mit Auto hin fahren, aber ob sie wirklich stand halten könnte, wenn Alkohol da war, bezweifelte sie. Im tiefsten Brandenburg aus einer Schrebergartenanlage zurück nach Berlin zu kommen, war spät Abends eh nicht möglich. Für ein Taxi war sie zu geizig, vorallem weil noch viele Dinge für die Hochzeit gekauft werden mussten. Also der Grillabend war in ihrem Kopf definitiv abgesagt.
Am nächsten Tag hatte Elli nur eine kurze Schicht, von zehn bis eins, sodass sie sich vornahm, danach ins Krankenhaus zu fahren und ihren liebsten Kindern, wieder etwas vorzulesen. Von Berlin Mitte bis in das Krankenhaus zu fahren war noch komplizierter, als von Marzahn aus, sodass Elli das definitiv das erste und letzte mal tat.
Genervt von den unmöglichen Umsteigepunkten und den unbequemen Schuhen, stieg sie nach knapp einer Stunde endlich am Krankenhaus aus und musste erstmal durch atmen, damit sie erst einmal runter kommen konnte. Das Vogelgezwitscher im Park vor dem Krankenhaus, half ihr sehr dabei, sodass sie ziemlich bald die Kinderstation aufsuchen konnte.
Elli stöckelte in ihrem Rock und ihrer Bluse, so wie es ihr Arbeitgeber gern sah, durch die Tür und sofort rannte wieder Lisa auf sie zu: "Tante Elli, du siehst aus, wie eine Prinzessin." Elli grinste und nahm Lisa in den Arm. Die kleine wirkte aufgeregt und ihre Wörter überschlugen sich, als sie ihre neuen Infos los werden wollte. "Ganz langsam Mäuschen!", sagte Elli beruhigend und Lisa fing von vorne an zu reden. "Ich darf nächste Woche hier raus. Ich bin nicht mehr krank!", sagte sie immer noch aufgedreht. Elli traute ihren Ohren nicht, freute sich ungemein und nahm Lisa hoch und schleuderte sie im sich Rum. "Ich freue mich so für dich! Dann hast du dir ja heute ein langes Buch verdient!", sagte Elli leise, als sie Lisa nochmals kräftig umarmte. Die kleine rannte los und da sie nicht die Entscheidungsfreudigste war, konnte Elli noch einen kleinen Abstecher zu Oskar machen. Er hatte sich schon sehr lange durch gekämpft und in Elli's Augen, ging es ihm seit dem Treffen mit seinem Idol Lukas immer besser. "Pass auf, Pass auf!", hörte Elli, als sie an der Tür ankam, die Stimme kannte sie, konnte sie aber nicht einordnen. Langsam öffnete sie die Tür und die nächste Überraschung des Tages wartete auf Elli.
"Lukas was machst du denn hier?", fragte sie, als sie ihn neben dem Bett von Oskar erblickte. Beide spielten entspannt Super Mario Kart und feuerten sich gegenseitig an. "Ich muss doch meinen Schützling besuchen!", sagte Lukas abwesend, da er sich konzentrieren musste, nicht auf irgendeiner Bananenschale auszurutschen. Oskar machte einen munteren Eindruck, sah viel besser aus, als noch vor einigen Wochen. Er war scheinbar doch noch nicht für die Regenbogenbrücke bereit, was Elli sehr freute. Hatte das wirklich mit Lukas zu tun? Wenn ja, hat sich damals der ganze Aufwand ja gelohnt.
Es klopfte an die Tür und plötzlich standen Oskar's Eltern im Zimmer, die heute scheinbar auch früh Feierabend hatten. Gerne unterhielten sie sich mit Elli und den ausgelassenen Eindruck, den sie von Oskar bekamen, wie er mit Lukas spielte, sahen sie gerne. Seine Mutter bestätigte Elli, dass es immer mehr bergauf mit Oskar gehen würde und die Hoffnung groß sei, dass er sogar bald ganz geheilt ist. Das freute Elli und Lukas sehr, doch nun verabschiedeten sich erst einmal von Oskar, der nun Zeit mit seinen Eltern verbrachte. "Ich lese den anderen jetzt noch etwas vor, möchtest du mit kommen?", fragte Elli und Lukas stimmte zu. Lisa hatte sich nicht das längste Buch ausgesucht, sodass Elli nach knapp einer halben Stunde fertig vorgelesen hatte. Das war ihr auch ganz Recht. Sie liebte die Kinder, doch bei der Hitze am heutigen Tag, würde sie noch mehr ihren Ventilator lieben.
Lukas und Elli gingen und er bot ihr an, sie nach Hause zu fahren, was sie auch dankend annahm. "Warst du heute das erste mal bei Oskar?", wollte Elli wissen. "Nein, ich besuche ihn, wenn es geht jede Woche. Er hat mittlerweile mehr Merchandise Sachen, als wir überhaupt im Fanshop haben!", sagte Lukas lachend. Vor einigen Monaten brüllte er Elli noch an und plötzlich war er ganz anders. Sollte sich Elli wirklich so in ihm getäuscht haben? Er war ganz aufgeschlossen, lieb und dass er keine Angst vor kranken Kindern hatte, imponierte Elli sehr. "Du kommst doch Samstag auch, oder?", fragte er und riss Elli aus ihren Gedanken. "Nein, ich weiß garnicht, wie ich von da weg kommen soll!", sagte sie entschlossen. "Ich trinke auch nix, ich kann dich dann mit zurück nach Berlin nehmen und nach Hause fahren!", sagte er und Elli versuchte wieder abzusagen. "Du wohnst in Neukölln, ich in Marzahn, das ist nicht gerade um die Ecke.", sagte sie und Lukas ließ nicht locker. "Nachts sind die Straßen leer, da braucht man nicht lange, um Berlin zu durchqueren!" Nun hatte er ein Schlagendes Argument gefunden und Elli fand keine Ausreden mehr. Er ließ Elli an ihrer Haustür aussteigen und fragte ein letztes Mal: "Also sehen wir uns Samstag?" Elli atmete schwer durch und sagte zu.
Na toll, nun hatte er es wirklich geschafft, Elli von der Grillparty zu überzeugen.

Teufelskreis (Alligatoah FF Fanfiction)Onde histórias criam vida. Descubra agora