Kapitel 44

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Es war Freitag und wir saßen alle zusammen in der Cafeteria. Leider war auch Yannik dabei, aber da Kilian und ich gestern seine Lügen aufgedeckt hatten, überlegte ich mir ständig, wie ich es ihm schwer machen konnte. Irgendwie hatte er es ja verdient.

„Yannik, weißt du eigentlich noch mehr über Zoey?", wollte ich wissen und sah neugierig zu ihm rüber.

Dieser zuckte mit den Schultern. „Nö, ich glaube nicht. Wieso?"

„Naja, ich glaube irgendwie nicht, dass Kilian etwas von Zoey will."

Plötzlich setzte er sich gerade hin und sah mich fast schon ängstlich an.

„Was? Doch, die sind auf jeden Fall zusammen", versuchte er mich weiter zu verarschen und so langsam hatte ich echt die Schnauze voll.

„Vielleicht spreche ich Kilian einfach mal darauf an", meinte ich dann.

Die anderen Mädels sahen mich verwirrt an, da die meisten ebenfalls glaubten, dass Kilian etwas mit dem Mädchen hatte. Yannik hatte uns alle so verarscht.

„Ja, du solltest wirklich mit Kilian sprechen", bestätigte Elias meinen Vorschlag und sah mich lächelnd an.

„Warum sollte sie?!", wurde Yannik plötzlich wütend und schaute zu Elias. „Ich meine... habt ihr schon vergessen, was damals mit Veronika passiert ist? Der Verrückte hat sie in eine Irrenanstalt gebracht und dabei hat sie nichts getan. Ich will nicht wissen, was er mit dir macht, Chloe."

„Wie bitte?", schaltete sich jetzt auch Liv ein. „Chloe hat nichts Schlimmes vor, sie will doch nur Kilian fragen, ob er mit Zoey zusammen ist. Was hast du denn für Vorstellungen, was passieren könnte?"

„Äh.. keine Ahnung", stotterte Yannik etwas verloren herum. „Aber vielleicht ist es das Risiko nicht wert? Es kann ja alles passieren, vielleicht rastet er plötzlich total aus."

Je mehr Yannik sprach, desto lächerlicher machte er sich. Und so langsam schienen das auch die anderen zu verstehen.

„Wie bitte?", meinte Kate lachend. „Das meinst du doch nicht ernst."

„Das ist doch absurd", meldete sich auch Tessa zu Wort.

Und nun schien es komplett zu sein. Alle wussten, dass Yannik in dem Moment totalen Schwachsinn redete, aber sie wussten noch nicht, dass Yannik ebenfalls gelogen hatte, wegen Zoey. Und wenn sie das erfahren würden, dann konnte er sich aber auf so einiges gefasst machen. Liv würde ihn ganz sicher umbringen wollen. Vor allem da er aus seinen früheren Lügen wohl nicht gelernt hatte.

Doch in dem Moment wollte ich den Triumph noch etwas genießen. Ich wollte sehen, wie Yannik sich immer mehr in den Lügen verstrickte. Ich wollte sehen, wie er kurz davor war aufzufliegen. Ich wollte sehen, wie es ihn verrückt machen würde. Und erst dann würde ich die Bombe platzen lassen.

„Leute, das war nur eine Vermutung", versuchte Yannik sich rauszureden. „Ist ja auch egal, ich muss jetzt sowieso wieder los. Chloe sehen wir uns heute noch?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht. Ich habe eigentlich vor Kilian nach der Schule mal anzusprechen, deswegen werde ich wohl keine Zeit mehr haben."

Yannik sah mich panisch an und schnappte dann schnell seine Jacke. Ohne ein Wort verschwand er durch die Türen der Cafeteria, während ich anfing zu grinsen.

Kilian schaute mich fragend von seinem Platz an, als ich schließlich aufstand und mit dem Kopf Richtung Türen nickte.

„Ich muss kurz auf Toilette, bin gleich wieder da", meinte ich dann zu den Mädels und verließ die Cafeteria. Ich wartete einige Sekunden bis Kilian kam und grinste ihn dann glücklich an.

„Yannik wäre fast aufgeflogen", meinte ich und sofort erschien ein Lächeln auf seinen Lippen.

„Ich will alles wissen."

Ich erzählte Kilian also alles im Schnelldurchlauf, während dieser immer einen Kommentar zu jeder Situation abgeben musste.

„Und wo ist er dann so plötzlich hingegangen?", fragte er misstrauisch.

„Keine Ahnung. Denkst du wir sollten ihn suchen?"

Ein Grinsen schlich sich auf unsere Gesichter und damit war meine Frage wohl beantwortet.

„Das sollten wir öfter machen", lächelte Kilian, als wir durch die Flure gingen und in jeder Ecke nach Yannik suchten.

„Du meinst Leute stalken?", lachte ich und sah ihn an.

„Nein." Kilian sah zu mir. „Ich meine die Pause zusammen verbringen."

Ich dachte wirklich, dass ich mich verhört hatte, aber als Kilian mich trotzdem weiter ansah und auf eine Reaktion wartete, hätten meine Knie beinahe nachgegeben. Mein ganzer Körper fühlte sich an, wie elektrisiert.

„Das sollten wir wirklich", flüsterte ich.

Und in dem Moment, als wir uns noch näherkamen, hörten wir Schritte auf dem Gang. Wir versteckten uns beide in einer Ecke, als wir plötzlich Yannik und Zoey sahen.

„Du musst Kilian nach der Schule unbedingt ablenken", meinte Yannik. „Wenn die beiden nämlich wieder miteinander reden, dann werden die irgendwann auch darauf kommen, dass wir das angestiftet haben."

„Vielleicht sollte ich mal endlich Zoeys Part übernehmen", meinte plötzlich Vanessa, als sie auch noch dazukam. Kilian und ich guckten uns verwirrt an. Die steckte auch noch mit drinnen?

„Sollten wir nicht erstmal abwarten?", meinte Zoey.

„Du weißt doch, was der Plan war. Du solltest Kilian und Chloe trennen, damit Yannik mit Chloe zusammen kommen kann und ich werde dann später wieder zu Kilian Kontakt aufbauen. Denn Chloe hätte niemals geglaubt, dass zwischen mir und Kilian etwas läuft, vor allem da alle wissen, dass Kilian nichts von mir wollte. Aber bei so einem kleinen unschuldigen Mädchen wie dir, kann man schon mal unsicher werden. Also danke Cousinchen, aber jetzt bin ich wieder dran."

„Okay, dann lenkst du also Kilian heute ab?", hinterfragte Yannik die Aussage von Vanessa.

„Genau. Und du schnappst dir Chloe. Dann kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen."

Die drei entfernten sich wieder voneinander, während Kilian und ich immer noch in der Ecke hockten, um sicher zu gehen, dass uns niemand sah.

„Sind die eigentlich alle bescheuert geworden?", meinte Kilian dann wütender. „Nur über meine Leiche werde ich heute etwas mit Vanessa machen. Die ist verrückt geworden!"

„Dann hau ab", schlug ich vor.

„Was?"

„Na, hau ab! Schwänz den Unterricht für den Rest des Tages. Dann kann Vanessa dich nach der Schule nicht aufhalten und Yannik wird keinen Grund haben, um mich nach der Schule zu nerven."

„Bist du sicher?"

„Wenn du willst, dann kann ich schwänzen und du gehst in den Unterricht", bot ich ihm schulterzuckend an.

„Ne, ich geh schon", meinte er dann plötzlich, weswegen ich auflachen musste.

„Okay, dann beeil dich lieber, bevor dich noch ein Lehrer sieht, den du gleich hast."

„Stimmt." Kilian lächelte und drehte sich dann um, damit er zum Ausgang laufen konnte.

Doch plötzlich stoppte er, drehte sich um und sah mich an. „Hast du heute Abend Zeit?"

Ich lächelte Kilian von weitem an. Für ihn hatte ich immer Zeit.

„Klar", rief ich dann zurück.

„Ich bin um 19 Uhr bei dir", meinte er nur und verließ dann die Schule.

Ich blieb noch eine Weile im Flur zurück und lächelte vor mich hin. Unfassbar, wie glücklich er mich machen konnte.

KilianWhere stories live. Discover now