Kapitel 19

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Am Tisch wurde geredet und gegessen, während ich am überlegen war, was ich heute Abend machen könnte.

Vielleicht Streiche spielen?

Wahrheit oder Pflicht?

Aus der Jugendherberge raus schleichen?

Übriges Essen aus der Küche klauen?

Bei jedem klopfen und dann abhauen?

Es gab so vieles und ich war mir noch nicht sicher, womit ich heute anfangen würde.

Da wir bis Donnerstag bleiben würden, hatte ich genau drei Nächte. Und da war sicherlich kein Schlaf angesagt.

„Also, was wollen wir heute machen?", wollte John leise wissen und sah frech zu mir.

Mittlerweile war es zum Ritual geworden, dass wir beide mit den Mädels immer Blödsinn angestellt haben. Da die Mädels aber nicht da waren, blieben noch Kilian und Elias übrig.

Die beiden könnten wir sicherlich irgendwie aufziehen.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht."

„Sollen wir jetzt schon Streiche spielen?"

„Ich glaube dann werden uns alle die nächsten Tage im Auge behalten, also lieber später." Ich nahm einen Schluck von meinem Kakao. „Vielleicht Wahrheit oder Pflicht?"

„Ich bin definitiv neugierig auf ein paar Geheimnisse", schmunzelte er.

***

Es war mittlerweile nach Mitternacht, als wir den Aufenthaltsraum betraten und die Hälfte der Schüler sich zu einem Kreis versammelt hatte.

Ich setzte mich neben Elias und grinste ihn frech an. „Bereit?", wollte ich wissen.

Im Hinterkopf überlegte ich mir bereits, wie ich Elias und John dazu kriegen würde sich zu küssen.

„Das sollte ich lieber dich fragen." Ich schmunzelte und legte dann die Flasche in die Mitte des Kreises.

„Also." Ich sah kurz durch die Runde. „Man darf alles fragen, was man will und wenn die Person etwas nicht beantworten oder machen will, dann ist das Spiel für denjenigen vorbei. Es gibt nur einen einzigen Joker pro Person und man sollte sich wirklich gut überlegen, wann dieser eingesetzt wird. Verstanden?" Ein Nicken ging durch die Runde, während ich die Flasche nahm und anfing zu drehen.

Sie landete auf Marcel, dem Mitbewohner von John und den anderen Jungs.

„Wahrheit oder Pflicht?"

„Pflicht."

„Okay." Ich stand auf und holte die Flasche und den Becher aus der Ecke, die ich extra mitgebracht habe.

Dann schüttelte ich die Flüssigkeit in den Becher, so dass er halb voll war und überreichte es Marcel.

„Olivenöl? Ernsthaft?"

Marcel starrte eine halbe Minute auf den Becher, bevor er sich überwand und alles auf einmal schluckte. Ich musste echt meinen Würgereiz zurückhalten, denn das war mehr als nur ekelhaft.

Nun durfte er drehen und die Flasche zeigte auf ein schüchternes Mädchen.

Es ging immer so weiter und dabei kamen Geheimnisse heraus, die man nicht wirklich wissen sollten.

Jemand wurde betrogen.

Jemand hatte sich noch nie rasiert.

Jemand hatte mit der Cousine geschlafen.

Jemand pinkelte unter der Dusche.

Jemand hatte seine Eltern beim Sex erwischt.

Und jemand hatte den Joker eingesetzt, als er beantworten musste, welchen Typen er am liebsten küssen würde. Und dieser jemand war Elias.

Sein Joker war also weg.

Und ich, ja ich schmiedete einen ganz fiesen Plan.

Und dieser würde noch aufgehen.

***

Mittlerweile ist viel Zeit vergangen und Marcel hatte irgendwoher Alkohol besorgt, welcher beinahe leer war. Die meisten hatten Alkohol im Blut und zu meinem Glück waren das auch John und Elias. Oder besser gesagt zu ihrem Glück.

Denn die Flasche blieb nun direkt bei John stehen. Und ratete mal, wer sie gedreht hat? Ganz genau, das war ich.

Mit dem größten Grinsen, das ich je aufgesetzt hatte, sah ich zu John. Er wusste, was ich vorhatte.

„Pflicht", antwortete dieser, ohne meine Frage abzuwarten.

Den Alkohol hörte man raus, definitiv.

„Du musst Elias küssen, mindestens 15 Sekunden."

Ich bemerkte, wie Elias sich neben mir versteifte. Oh mein Freund, das wäre doch nicht das erste Mal.

Alle Augenpaare wechselten zwischen John und Elias hin und her. Ich rutschte also beiseite, um den beiden Platz zu machen und setzte mich neben Kilian.

„Ist das nicht spannend?", flüsterte ich ihm zu.

„Das wird Elias nicht machen", hauchte er in mein Haar, was mir eine Gänsehaut verschaffte.

„Doch wird er." Ich konnte es ihm doch ansehen.

„Kommt schon Leute! Es ist nur ein Kuss und nur ein blödes Spiel! Oder bedeutet es euch etwa was?" Frech sah ich zu den beiden und wusste, dass mein Plan aufgegangen war.

Denn es wollte Elias nichts bedeuten und genau das wollte er beweisen. Doch leider wusste ich genau, dass es Elias etwas bedeutete und ich damit etwas bei ihm ausgelöst hatte.

Denn dieser nahm Johns Gesicht in die Hand und presste seine Lippen auf Johns, welcher den Kuss sofort erwiderte.

Ein Staunen ging durch die Runde, da offensichtlich keiner damit gerechnet hatte. Mal abgesehen von mir. Ich hatte schon immer den Durchblick gehabt.

Wir alle beobachteten die beiden und jeder wollte offensichtlich wissen, ob sie sich wirklich so lange küssen würden. Allerdings schien sich keiner so richtig lösen zu wollen.

Dass mittlerweile sogar mehr als 20 Sekunden waren, behielt ich für mich und beendete dann die Knutscherei. „Zeit vorbei."

John löste sich zuerst von Elias, der ihn mit genau dem Blick ansah, den ich mir immer bei jemandem gewünscht hatte.

Elias trank noch einen Schluck von seinem Alkohol und John grinste mich glücklich an. Doch mein Blick glitt wieder einmal zu Kilian, dessen Atem ich spüren könnte, weil er so verdammt nah an mir saß.

„Ich lasse Wunder geschehen", kommentierte ich glücklich.

Er musste kurz auflachen und nickte dann. „Ja, das tust du offensichtlich."

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Seid ihr auch Team John und Elias, oder nicht?

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt