Kapitel 43

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Nach dem Theater Kurs wartete ich ungeduldig draußen auf Kilian. Wir hatten eine Menge zu besprechen. Und als Letzter kam er ganz entspannt aus dem Raum, während er sich seine Kopfhörer aus der Tasche holte.

„Hast du mich etwa schon vergessen?", wollte ich etwas gereizt wissen.

„Ich habe echt kein Bock mit dir zu reden", seufzte Kilian.

„Was? Warum?"

„Weil du nicht besser bist, als alle anderen Mädchen."

Er ging genervt an mir vorbei, während er sich die Kopfhörer in die Ohren setzte. Ich stand perplex auf einer Stelle, bis ich ihm endlich hinterher lief.

„Kilian!", rief ich und riss ihm seine Kopfhörer von den Ohren.

„Alter! Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?"

„Wieso sagt Yannik, dass wir zusammen sind?", fragte ich geradeheraus.

„Äh.. vielleicht weil ihr es seid?"

„Ich habe doch schon gesagt, dass ich nichts mit Yannik habe", gab ich aufgebracht von mir. „Hörst du mir überhaupt zu?"

„Warum sollte er das denn sonst behaupten?", hinterfragte Kilian Yanniks Aktion.

„Vielleicht damit wir keinen Kontakt mehr haben?", schlug ich vor und Kilian sah mich eine Weile an.

„Und warum hängst du dann trotzdem mit ihm ab?", hinterfragte er skeptisch.

„Yannik hat sich bei mir entschuldigt", erklärte ich. „Seitdem verstehen wir uns eigentlich besser und ich dachte, dass wir Freunde wären. Aber da habe ich mich wohl getäuscht."

„Ach und da du wieder mit Yannik befreundet warst, hast du den Kontakt zu mir direkt abgebrochen? Alles klar." Kilian setzte seine Kopfhörer wieder auf und ging dann aus dem Gebäude.

Wie oft musste ich ihm noch nachlaufen?

„Du hast doch ebenfalls jemand neues gefunden und dich nicht bei mir gemeldet!", schrie ich ihm zu und hoffte, dass noch keine Musik durch seine Kopfhörer dröhnte.

Kilian drehte sich um, schaute mich an und kam dann wieder auf mich zu. „Wie bitte?!", wollte dieser verwirrt wissen.

„Zoey", meinte ich nur und zuckte mit den Schultern.

„Zoey? Meinst du Vanessas Cousine?"

„Woher soll ich wissen, ob das ihre Cousine ist?" Irgendwie blickte ich da nicht ganz durch.

„Aus der zehnten Klasse. Die Zoey mit den blonden Haaren, meinst du die?"

„Ja." Ich nickte. „Du verstehst dich anscheinend ja auch super mit ihr."

Auf Kilians Gesicht erschienen zuerst verwirrte Gesichtszüge, die immer mehr zu amüsierten hinüber glitten.

„Du denkst, dass Zoey und ich was miteinander haben?"

„Sie ist oft bei dir und Yannik hat mir erzählt, dass ihr anscheinend zusammen seid", erklärte ich.

„Yannik hat dir das also gesagt?", wollte Kilian skeptisch wissen. „Und dann glaubst du ihm auch noch? Anstatt mich einfach selber zu fragen?"

Ich musste gestehen, dass ich mich in dem Moment unglaublich schuldig fühlte. Und dumm, wirklich sehr sehr dumm.

„Und wieso hast du mich nicht gefragt, ob ich wirklich mit Yannik zusammen bin?", wollte ich nun ebenfalls von ihm wissen.

Kilian zuckte mit den Schultern. „Zu dem Zeitpunkt hatten wir nicht mehr so viel Kontakt und er war sowieso ständig bei dir."

Ich seufzte. „Yannik ist so ein unfassbares Arschloch."

Kilian lachte kurz auf. „Das habe ich sowieso schon immer gewusst."

Kurz entstand eine Stille zwischen uns und in dem Moment realisierte ich, dass Kilian gar nicht mit Zoey zusammen war. Dass eigentlich alles gut war. Dass Yannik versucht hatte alles kaputt zu machen.

„Also, hast du jetzt Lust irgendwohin zu gehen und ein bisschen zu reden?", schlug ich lächelnd vor.

Kilian nickte und zusammen gingen wir vom Schulhof runter.

***

„Mir ist in letzter Zeit aber auch aufgefallen, dass Zoey ziemlich oft bei mir war. Ich hab mich immer gewundert, weil Vanessa ja auf mich steht und die würde dann ganz sicher eifersüchtig werden", erzählte Kilian mir und rührte in seinem Kaffee herum.

„Kennst du sie denn auch von Vanessa?", wollte ich neugierig wissen.

„Nein, ihre Schwester geht auf die gleiche Schule, wie meine kleine Schwester. Und da ich sie meistens abhole und Zoey ihre kleine Schwester abholt, haben wir uns schon öfter gesehen. In der Schule hat sie mich dann immer irgendwas gefragt, wegen meiner Schwester oder der Schule."

„Und was war damals mit ihrem Schal? Sie hat ihn ja angeblich bei dir vergessen. Wie kann man da nicht denken, dass du was mit ihr hast? Vor allem weil du für drei Tage verschollen warst."

Ich würde am liebsten alles wissen, denn die Unwissenheit hatte mir so viele Probleme bereitet, auf welche ich in Zukunft gerne verzichten würde.

„Naja, meine Schwester hatte Geburtstag und ihre Schwester war eben auch eingeladen. Dann ist sie eben kurz reingekommen und hat ihren Schal irgendwo abgelegt. Und die drei Tage habe ich mir frei genommen, um den Geburtstag zu planen und um mich danach erstmal auszuruhen." Kilian grinste mich an.

„Das war alles?", wollte ich verblüfft wissen.

„Das war alles", bestätigte er lächelnd.

„Unfassbar was für eine Scheiße Yannik mir eingeredet hat." Ich schüttelte fassungslos meinen Kopf.

„Und mir erst", lachte Kilian.

„Also, was machen wir jetzt? Sprechen wir Yannik darauf an?"

„Ich würde sagen, wir verarschen ihn ein bisschen." Frech grinste Kilian mich an.

„Inwiefern?"

„Wir tun einfach so, als wenn wir uns noch nicht vertragen haben. Und du versuchst ihn ein bisschen aus der Reserve zu locken. Vielleicht sagst du ihm mal, dass ich gar nicht mit Zoey zusammen bin, oder so. Und dann kannst du sehen, wie er immer nervöser wird und sicherlich keine Antwort findet. Oder du versuchst ihn irgendwie anders zu ärgern."

„Du bist ja ganz schön fies."

„Ach, das war noch nichts. Also, bist du dabei?"

„Natürlich." Ich lächelte ihn an. Das würde bestimmt lustig werden. „Aber versprich mir etwas..."

„Was?" Kilian schaute mich mit seinen funkelnden Augen an und in dem Moment wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Und wie unfassbar erleichtert ich war, dass jetzt alles geklärt war.

„Wenn irgendjemand wieder etwas über den anderen sagt, dann glauben wir das nicht direkt. Sondern ich frage dich erstmal, ob das stimmt und du fragst mich."

Ich streckte meine Hand aus. „Einverstanden?"

Kilian schüttelte grinsend meine Hand. „Einverstanden."

Glücklich schauten wir uns an. Am liebsten hätte ich den Moment so festgehalten. Wie Kilian und ich uns anstrahlten. Wie glücklich wir bei dem jeweils anderen waren. Wie nervös ich war, weil er meine Hand hielt.

Wie schnell mein Herz schlug.

Und wie ich mich mit jeder Sekunde immer mehr in ihn verliebte.

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt