Kapitel 11

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Ich betrat den Theater Kurs, als ich sah, dass die Requisiten im Moment aufgebaut wurden. Kilian war ebenfalls schon hier, was mich wirklich wunderte, denn eigentlich war er bisher immer der Letzte gewesen.

Ich stellte meine Tasche auf den Stuhl, um zu helfen, jedoch war das Bühnenbild fast fertig, weswegen ich mich einfach wieder auf meinen Platz setzte. Von Kilian und Yannik hatte ich seit gestern nichts mehr gehört, worüber ich echt erleichtert war.

„Chloe, kommst du bitte?" Frau Mainer stand hinter dem Vorhang und winkte mich zu sich.

Sofort stand ich auf und machte mich auf den Weg zu ihr, jedoch nicht ohne einmal einen Blick auf Kilian zu werfen, der konzentriert auf sein Handy schaute.

Frau Mainer erklärte mir noch einige Änderungen die vorgenommen wurden und dass ich heute wieder auf die Bühne sollte.

***

„Verstehst du mich denn nicht? Er tut mir wirklich gut", sagte ich meinen Text auf und sah zu Janette, die meine beste Freundin in dem Stück spielte.

„Nein." Sie schüttelte energisch den Kopf. „Er zieht dich mit in den Abgrund. Wie kannst du das denn nicht sehen? Schließlich hast du wegen ihm mit deiner großen Liebe Schluss gemacht!" Sie fasste mir an die Schulter, doch ich riss mich sofort aus ihrem Griff.

„Wie kannst du sowas sagen? Du kennst ihn doch überhaupt nicht. Er ist das Beste, was mir je passiert ist. Und solche Gefühle habe ich noch nie empfunden."

„Und wie lange kennst du ihn? Vielleicht ein paar Wochen?" Aufgebracht lief sie umher. „Ich lasse nicht zu, dass du dich in ihn verliebst."

Ich senkte den Kopf, als Janette langsam den Raum verließ. „Dafür ist es zu spät."

Die Szene war zu Ende und Frau Mainer sah nachdenklich zu mir rüber. Janette ich und ich verließen die Bühne, wo ich direkt gestoppt wurde.

„Chloe, ist heute alles gut mit dir?", wollte sie sich vergewissern.

„Ja, wieso?" Ich wusste bereits, dass ich ihr offensichtlich nicht gut genug gefallen hatte. Sonst würde sie schließlich nicht fragen.

„Ich weiß nicht, du wirkst nicht sehr überzeugend", seufzte sie. „Vielleicht solltest du mal mit Kilian die nächste Szene spielen. Dann gucke ich mir das noch genauer an."

Ich nickte nur und ging wieder die Treppen zur Bühne hoch, woraufhin Kilian mir folgte. Ich durfte jetzt bloß keine Fehler machen.

Kilian lächelte mich an und trat ein paar Schritte nach vorne. „Weißt du noch, als wir uns das erste Mal gesehen haben? Das Fest von unserer Stadt?", flüsterte er.

„Ja, du hast mich die ganze Nacht angestarrt", erwiderte ich grinsend und Kilians Mundwinkel zuckten leicht nach oben.

„Wie konnte ich auch nicht? Du hattest dieses violette Kleid an und hast die ganze Zeit getanzt. Dein Kleid ist um dich geflogen und dir war es egal, dass deine Haare immer wieder in dein Gesicht flogen." Kilian legte seine Hand an meine Wange und strahlte mich glücklich an. Mein Herz randalierte in meiner Brust herum und schrie so laut, weil ich Kilian noch nie so nah gewesen war. Und es gefiel mir mehr, als ich erwartet hätte.

„Es war wirklich ein schöner Abend." Ich lächelte ihn an.

„Eigentlich habe ich nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt." Er sah mich liebevoll an. „Aber als ich dich dort so glücklich tanzen gesehen habe, wusste ich, dass ich dich um jeden Preis haben wollte. Und ich wusste, dass du mich zum glücklichsten Menschen der Welt machen würdest. Das war der Augenblick als ich realisiert habe, dass ich dir schon längst verfallen bin und das obwohl wir nicht einmal miteinander gesprochen haben." Kilian lachte auf und ich guckte glücklich zu ihm hoch.

„Unsere Blicke haben vollkommen gereicht", flüsterte ich. „Ich bin aber froh, dass du mich zum Tanzen aufgefordert hast, auch wenn niemand begeistert davon war. Dafür war ich es umso mehr."

„Ich hätte es ansonsten für immer bereut", erwiderte Kilian leise, erwiderte meinen intensiven Blickkontakt und legte seine Stirn an meine.

Wir beide schlossen die Augen, während alle Lichter wieder angeschaltet wurden, denn die Szene war zu Ende. Ich spürte die Gänsehaut, als Kilians Atem auf meiner Haut aufprallte. Und es war keine angewiderte Gänsehaut. Nein, es war eine, die bis zu meinen Fußspitzen reichte und meinen ganzen Körper unter Strom stellte. Es war die Art, die mir ein wohliges Gefühl gab und sich nach mehr sehnte. Ich genoss den kurzen Augenblick mit Kilian viel mehr, als ich sollte. Und als ich kurz die Augen öffnete und Kilians volle Lippen wahrnahm, löste ich mich wieder von ihm, da meine Gedanken langsam abdrifteten.

„Ich bin wirklich fasziniert davon, wie ihr beide miteinander harmoniert." Frau Mainer sah uns glücklich an, während wir unentschlossen nebeneinander standen. Ich spürte Kilians Blick auf mir, weshalb ich schnell lächelnd die Bühne verließ, um mich endlich wieder hinsetzen zu können.

Es war schön, dass Kilian und ich uns so nah waren. Ich hatte es wirklich genossen. Allerdings war Kilian immer noch Kilian und wir waren immer noch im Theater Kurs. Auch, wenn er echt verdammt überzeugend war.

***

Als ich endlich zu Hause war, ließ ich mich sofort ins Bett fallen. Eigentlich wollte ich mich ausruhen und Serien schauen, aber ich musste weitere Szenen für den Theater Kurs auswendig lernen, denn morgen mussten Kilian und ich erneut auf die Bühne.

Frau Mainer sagte, dass wir die jetzigen Szenen wiederholen würden und dann noch ein paar neue Szenen proben würden, falls wir genug Zeit hätten.

Ich schlug also das Buch auf und las mir die Szenen durch, während ich mir genau vorstellen konnte, wie gut Kilian diese Sätze über seine Lippen bringen konnte.

Er war so verdammt undurchschaubar und das machte mich wirklich verrückt. Ob es im positiven oder negativen Sinne war, musste ich noch herausfinden.

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt