Kapitel 2

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Nach der Theaterstunde verabredete ich mich, wie immer mit meinen Mädels, im Diner. Es waren bereits alle da, als ich mich seufzend auf die rote Bank zu den drei Verrückten setzte.

„Du siehst ja nicht so glücklich aus", musterte Liv mich skeptisch. „Hast du die Rolle etwa nicht bekommen?"

„Doch, habe ich."

Doch leider hat sie auch jemand anders bekommen. Jemand, den ich unbedingt meiden wollte. Mit dem ich einfach keinen Kontakt haben wollte. Und dann tauchte er einfach so auf und schnappte sich die zweite Hauptrolle. Ich wusste immer noch nicht, was ich darüber denken sollte.

„Und warum machst du dann so ein Gesicht?"

„Kilian war heute da." Ich sah in die Runde, in der es kurz still war und dann alle anfingen zu grinsen.

„Guter Witz", meinte Liv, während sie einen Schluck von ihrem Milchshake trank.

„Leute." Gereizt sah ich alle an. „Ich meine es ernst."

Auch, wenn man es vielleicht nicht vermutete, so hatte Kilian doch mehr Talent, als ich erwartet hatte. Ich konnte verstehen, warum ausgerechnet er die Rolle bekommen hatte, denn er war quasi vor mir aufgeblüht und hatte so gestrahlt, als wenn er nie etwas anderes gemacht hätte.

Kate sah mich als erste fragend an. „Was macht er denn da?"

Ich lehnte mich gegen den Sitz und seufzte. „Er hat die zweite Hauptrolle."

„Was?!", schrie Liv in mein Ohr und ich schüttelte schmunzelnd meinen Kopf.

„Genau das gleiche habe ich auch gedacht. Aber dann mussten wir vorhin schon die erste Szene spielen und er konnte einfach den ganzen Text auswendig. Und er hat es auch noch richtig gut gemacht. Ich war sprachlos."

Alle Blicke lagen auf mir und ich wusste genau, was sie fragen wollten, denn das dämliche Grinsen der Mädels kannte ich mittlerweile auswendig. „Nein, wir werden uns nicht küssen. Das steht nicht im Drehbuch."

„Kann man das denn noch umschreiben?", hakte Liv nach und ich hätte ihr am liebsten gegen den Hinterkopf gehauen.

„Nein und wieso sollte ich das wollen? Wenn wir uns küssen müssen, dann steige ich freiwillig aus." Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wollte ihn nicht küssen, geschweige denn überhaupt in seine Nähe kommen.

„Das machst du nicht, Chloe", ermahnte Tessa mich. „Du hast dir so lange gewünscht diese Hauptrolle zu kriegen und wenn du sie jetzt hast, dann wirst du auf keinen Fall aussteigen."

„Was ist denn überhaupt so schlimm an Kilian? Also ich finde ihn heiß." Mit verstörendem Blick sah ich zu Liv, meiner besten Freundin.

„Bist du verrückt? Du weißt doch, dass Kilian absolut gemein zu jedem ist, der sich ihm nähert. Er wird bestimmt jeden Tag einen neuen Spruch auf Lager haben. Er macht mir einfach Angst."

„Ach, Chloe. Wenn Kilian so schlimm wäre, dann hätte er keine Freunde", versuchte Kate mich zu beruhigen.

„Wieso seid ihr alle auf seiner Seite?" Verwirrt sah ich alle drei an.

Ein Schmunzeln war auf jedem ihrer Gesichter abgebildet und so langsam machten sie mir alle Angst. „Leute?"

„Chloe du redest doch immer davon, dass du unbedingt einen tollen Jungen kennen lernen möchtest, vielleicht-„

„Nein!", unterbrach ich sie. „Das kann doch nicht dein ernst sein?"

„Aber vielleicht ist Kilian gar nicht so schlimm?"

„Hast du schon vergessen, was mit Veronika damals passiert ist? Sie musste in die Psychiatrie, weil Kilian sie so fertig gemacht hat, dass sie sich ihr Leben nehmen wollte!", rief ich entsetzt und stand auf. „Wollt ihr, dass ich auch so ende?"

„Chloe, so meinten wir das-" Tessa wurde durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Ich ging sofort dran, um der Diskussion ein Ende zu setzen und telefonierte dann mit meiner Mutter, die irgendwas Dringendes von mir brauchte. Ich war verdammt erleichtert, dass sie angerufen hatte und mich aus dieser Situation rettete. Als ich auflegte, schauten die anderen mich fragend an.

„Ich muss nach Hause. Mom will irgendwas von mir. Wir sehen uns morgen", teilte ich den anderen mit und verschwand dann wieder.

Ich wollte keinen Streit mit den Mädels, deswegen war ich erleichtert gewesen, dass meine Mutter angerufen hatte.

Und auf dem Weg nach Hause, strahlte die Sonne wieder so hell, wie schon seit Tagen nicht mehr. Normalerweise wäre ich wohl glücklich durch die Straßen gelaufen, doch an diesem Nachmittag war ich so abgelenkt von meinem ganzen Tag gewesen, dass ich keinen Gedanken daran verschwand das gute Wetter zu genießen.

Stattdessen stolperte ein Gedanke nach dem anderen in meinem Kopf herum, weil es so verdammt viele waren und ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich sie sortieren sollte. Vor allem aber war ich absolut ahnungslos darüber, wie die nächsten Wochen mit Kilian im Theaterkurs verlaufen würden. Und auch, wenn ich einerseits keine Lust auf ihn hatte, so freute ich mich trotzdem schon darauf, wieder mit ihm auf der Bühne zu stehen.

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt