Kapitel 42

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Mittlerweile waren mehr als zwei Wochen vergangen und zwischen Kilian und mir hatte sich nichts verändert. Er war kalt zu mir und ignorierte mich und ich tat, schweren Herzens, genau das gleiche.

Es war ein Donnerstagmorgen, an dem der Schnee kaum mehr aufhören wollte vom Himmel zu fallen. Die Landschaft war komplett von weißen Schneeflocken umhüllt, welche in mir ein Verlangen nach Kuscheldecken und Kakao weckten.

Doch zuerst stand der normale Tagesplan an, bevor ich es mir zu Hause gut gehen lassen konnte.

Und den Theater Kurs durfte ich erst recht nicht vergessen, denn wir hatten am Ende diesen Monats unsere Aufführung. Und da war immer noch eine Menge zu tun.

„Willst du auch welche, Chloe?", wollte Elias von mir wissen und reichte mir die Packung mit den Spekulatius.

„Gerne." Ich nahm mir ein paar heraus und lächelte ihn dankbar an.

Seitdem Elias John auf der Party nüchtern geküsst hatte, war alles anders. Die beiden waren super glücklich zusammen und waren ständig beieinander.

Die meisten Schüler hatten am Anfang etwas gebraucht, um zu realisieren, dass die beiden tatsächlich zusammen waren. Ausgerechnet Elias, bei welchem man es am wenigsten erwartet hätte. Aber immerhin konnte er jetzt er selbst sein.

Ich ließ meine Auge wie von selbst umherwandern und beobachtete Zoey eine Weile. Mittlerweile wusste ich, dass sie in die zehnte Klasse ging. Das hatte Yannik mir erzählt.

Aber immer wieder fragte ich mich, was Kilian so toll an ihr fand. War sie so ein lieber Mensch? Fühlte er sich besser bei ihr? Machte sie ihn glücklich?

Irgendwas musste das Mädchen doch an sich haben, was Kilian so anzog. Aber es wurde trotzdem nie bestätigt, dass die beiden zusammen waren. Doch das etwas zwischen den beiden lief vermutete fast jeder.

Elias hatte zwar mit Kilian geredet, aber dieser hatte keine genaue Antwort geliefert. Er war sowieso total sauer auf Elias, seitdem er die ganze Zeit bei uns in der Pause war. Schließlich befanden sich Kilian und ich wieder auf Kriegsfuß. Leider.

***

Frau Mainer redete über irgendwas, was ich im Moment total ausblendete. Tausend Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum und es schien einfach kein Ende zu nehmen.

Und Kilians Anwesenheit machte mir erst Recht zu schaffen.

„Chloe!", rief Frau Mainer und holte mich aus meinen Gedanken. „Hilfst du bitte auch beim Aufbau?"

Ich nickte benebelt und stand dann auf. Ich rempelte gefühlt jeden an und als ich dann auch noch gegen Kilian lief, schaute dieser mich wütend an.

„Alter! Hast du keine Augen im Kopf? Pass mal auf", meckerte er mich an.

„Kein Grund so auszurasten."

„Sonst was? Holst du deinen Yannik?" Kilian sah mich abwertend an.

„Was redest du für einen Müll?"

„Du verstehst dich doch wieder blendend mit ihm", fauchte er.

„Und wo ist jetzt dein Problem?", wollte ich wissen und sah ihn genervt an.

„Ich hab kein Problem", meinte er. „Ich hätte dich nur nicht so eingeschätzt."

„Du meinst, dass ich anderen Menschen vergebe, oder was?", gab ich etwas harsch von mir.

„Und wie du ihm vergeben hast." Kilians Gesichtszüge verdunkelten sich und ich verstand im Moment absolut gar nichts mehr.

„Was? Wovon redest du?"

„Hör auf dich dumm zu stellen", zischte er und entfernte sich dann wieder von mir, um bei den Requisiten zu helfen.

Was? Was sollte das denn bitte bedeuten? Hatte er mir gerade an den Kopf geworfen, dass ich etwas mit Yannik am Laufen hatte, oder hatte ich das nur falsch aufgefasst?

Ich beobachtete Kilian eine Weile und versuchte ihn zu mustern. Hatte er das tatsächlich die ganze Zeit gedacht?!

Ich setzte mich direkt neben Kilian, als dieser sich ganz hinten in die letzte Reihe setzte.

„Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?!", warf ich ihm vorwurfsvoll an den Kopf und es hatte genau die Wirkung erzielt, die ich erreichen wollte.

„Was?" Verwirrt sah er mich an.

„Hast du gerade indirekt gesagt, dass Yannik und ich wieder zusammen sind?"

„Seid ihr doch auch." Kilian zuckte mit den Schultern und ich war für einen Moment wirklich fassungslos.

„Du bist so ein Arsch, das ist echt unfassbar!", meckerte ich und sah ihn böse an. „Denkst du wirklich, dass ich mich auf Yannik einlassen würde, nachdem was damals passiert ist? Denkst du, ich habe so wenig Selbstwertgefühl?!"

„Hä? Aber-"

„Aber er hängt manchmal bei mir ab", erklärte ich. „Ja und!? Ich finde es gut, dass Yannik und ich wieder normal miteinander reden können, denn schließlich war er für einen langen Lebensabschnitt sehr wichtig für mich und ich habe einfach keine Lust mehr immer nur negativ darüber nachzudenken. Wir können uns auch gut verstehen, ohne direkt ein Verhältnis zu haben."

Unfassbar, dass Kilian direkt davon ausging, dass ich mir den nächstbesten geschnappt hatte, anstatt mich einfach darauf anzusprechen.

„Aber Yannik hat mir doch selber gesagt, dass ihr zusammen seid?"

„Was!?", kam es etwas zu laut aus meinem Mund, weswegen der ganze Kurs mich anschaute.

„Chloe, Kilian! Kommt nach vorne und seid endlich ruhig", meckerte Frau Mainer uns an und zeigte auf den Platz neben sich.

„Wir reden nach dem Kurs darüber", flüsterte ich ihm zu, als wir nach vorne zu Frau Mainer gingen.

Ich setzte mich seufzend auf den Stuhl und musste erstmal verdauen, was Kilian mir da erzählt hatte.

Unfassbar.

KilianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt