RAUM 23

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╝ RAUM 23 ╔
❝Drei Wörter❞

WÄHREND ROE UND Sean Hand in Hand in ihr persönliches Schlachthaus - Raum 23 -, hineinschlenderten, versuchte sie die Zufriedenheit gewaltsam festzuhalten

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WÄHREND ROE UND Sean Hand in Hand in ihr persönliches Schlachthaus - Raum 23 -, hineinschlenderten, versuchte sie die Zufriedenheit gewaltsam festzuhalten. Sie sog die positiven Emotionen wie ein Schwamm auf und behielt sie krampfhaft in sich. Sie waren wie ein tiefer Atemzug; man konnte nicht für immer die Luft anhalten. Früher oder später musste man ausatmen.

Trotzdem hatte Sean recht. Das unwohle Gefühl war mit Todesängsten nicht vergleichbar. Wenn sie sich an die panischen Gesichter der Sterbenden erinnerte, verspürte sie Scham. Sie schämte sich dafür, dass sie nicht das gleiche empfand.

Andererseits spielte das keine Rolle mehr. Sie war so gut wie tot. Es war belanglos, was sie in der Vergangenheit erlebt hatte und welche Gedanken sie vor ihrem letzten Atemzug zu Ende dachte. Thalia und Molly würden diese Aussage vermutlich heftig kritisieren, wenn sie noch leben würden. Das war ihr glasklar.

Roe befreite sich aus Seans Griff und lief betäubt auf die Wand zu. Während sie ihre gespiegelte Gestalt anstarrte, streckte sie eine Hand aus und ließ sie über die kühle Scheibe gleiten. Ihre Reflexion hing wie ein Schatten über ihr Dasein. In wenigen Augenblicken würden ihr Körper und der Schemen bersten wie die zerbrechlichen Glaswände.

Wenn sie ihr Leben Revue passieren ließ, kam keine Freude in ihr auf. Doch wenn sie daran dachte, dass Sean überleben würde, durchfluteten Glückshormone ihren Körper. In der spiegelnden Wand sah sie, wie Sean weiter in den Raum hineinging. Er hatte seinen Kopf gesenkt und fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare.

Roe drehte sich zu ihm und ließ ihre Schultern fallen. Es war logisch. Sie war der kaputte Mensch und Sean war der perfekte Mensch. Er verdiente den Himmel auf Erden. Tief in ihrem Inneren wusste sie von Anfang an, dass er der am wenigsten verdorbene von den vierundzwanzig Leuten war. Es störte sie nicht mehr, dass sie bald sterben würde. Sean würde überleben und das zählte. Sie versuchte sich über diesen Gedanken mehr zu freuen und tatsächlich konnte sie das mulmige Gefühl in ihrem Bauch verdrängen.

Ihre Beine setzten sich in Bewegung und steuerten auf die Mitte des Raumes zu. Sean war dort stehengeblieben und blickte gedankenverloren durch die Gegend. Er verdiente nicht nur das Leben, sondern auch ihre Ehrlichkeit. Sie war das Einzige, das Roe ihm noch schuldete. Dass sie ihn am liebsten auf die Sache mit den Zetteln ansprechen wollte, versuchte sie zu verdrängen. Es konnte ihn töten, wenn es um die Information ging, welche die Stimme ihm gesagt hatte. Das war das Letzte, was sie erreichen wollte.

"Roe?" Als hätte er ihre vorigen Gedankenfetzen aufgeschnappt und gemerkt, wie knapp die Zeit wurde, sah er sie ernst an. Tiefe Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn und er fuhr sich zum wiederholten Male nervös durch die Haare. "Da gibt es etwas, das ich dir sagen muss."

Überrascht kam Roe einige Schritte näher. Skeptisch betrachtete sie ihn und überlegte fieberhaft, was er ihr offenbaren könnte. "Was gibt es denn?"

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