RAUM 19

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╝ RAUM 19 ╔
❝Todesängste❞

ROE HALF FRAN dabei, durch das Kraftfeld zu gehen

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ROE HALF FRAN dabei, durch das Kraftfeld zu gehen. Sie hatte sich geweigert aufzustehen und hatte darum gebettelt, dass die beiden sie zurückließen. Bei diesen Worten hatte sie die Zähne zusammengebissen, ihren eigenen Schmerz verdrängt und sie hinübergezerrt. Sie durften jetzt nicht einknicken. Nicht in den letzten Minuten ihres Lebens. 

Kaum hatte sie einen Fuß in den nächsten Raum gesetzt, ließ sie Fran fallen. Diese brach auf der Stelle zusammen und rollte sich hilflos ein. Ein Schluchzen nach dem anderen durchschüttelte sie. Ihre Schultern bebten und mit den Händen krallte sie sich verzweifelt am Boden fest. Wortlos wandte sich Roe ab und lief zur rechten Glaswand. Sie blieb davorstehen und betrachtete ihr rotes, fleckiges Gesicht. Eine schockiert aussehende Frau blickte ihr entgegen. Im Hintergrund hörte sie Seans Schritte, weswegen sie sich mit ihrem Ärmel eilig die Tränen wegwischte. Sie hasste es, beim Weinen beobachtet zu werden.

Roe drehte sich um und lehnte ihren Rücken am kühlen Glas an. Sie beobachtete, wie Sean das Kraftfeld passierte und unschlüssig zwischen Fran und ihr herblickte. Seufzend ließ sie sich an der Wand hinabgleiten und schloss ihre Augen. Sie waren nur mehr zu dritt. Es ging viel zu schnell. Sie kam mit dem Begreifen und Verarbeiten nicht mehr nach. Gesichter tauchten in ihrem Gedächtnis auf, die sie in ihrer Zeit in den Räumen gesehen hatte. All die toten Menschen prägten ihr Denken und ihre Wahrnehmung. Still dankte sie ihnen und versuchte sich an die guten Seiten dieser Leute zu erinnern. Caesars Hoffnung, Wolvies Theorien, Mollys großes Herz, Thalias philosophischen Gedanken und sogar Plutos unangebrachter Humor hellten ihre Stimmung ein wenig auf und spendeten ihr Kraft.

"Wir müssen ihr helfen. Ich ertrage es nicht, dass es ihr so schlecht geht", brachte Sean bekümmert über die Lippen. Roe öffnete ihre Augen. Er hatte sich neben sie gesetzt und fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Sie blinzelte zu Fran, die noch immer auf derselben Stelle lag und schrecklich weinte. Die Hände waren in den wilden Locken vergraben.

"Wie willst du ihr helfen? Sie stirbt in Raum 20. Das hat Wolvie selbst gesagt und ich denke nicht, dass er gelogen hat. Ihr kann man nicht helfen", meinte Roe resigniert. In einem Punkt hatte Pluto recht gehabt - die Zeit hätten sie nicht vertrödeln sollen. Sie wünschte, Wolvie hätte ihnen nicht nur die Reihenfolge verraten, sondern auch die Lösung des Rätsels erklärt.

"Klar, glaube ich ihm", erwiderte Sean und schüttelte den Kopf. "Aber es muss doch einen Weg geben, ihr die letzten Momente vor ihrem Tod angenehm zu machen. Wir müssen mit ihr sprechen. Du musst mit ihr sprechen." Er drehte sich zu Roe und sah sie bittend an.

"Ich kann nicht", murmelte sie. "Ich muss mich mal selbst beruhigen. Außerdem denke ich, dass sie das braucht. Wenn sie sich ausgeweint hat, werde ich mit ihr reden, aber im Moment hätte es keinen Sinn." Kurz betrachtete sie Fran und wandte dann den Blick ab.

"Ich weiß nicht ... ", meinte Sean leise. Er schloss seinen Mund und sagte nichts weiter. Es war beunruhigend, zu wissen, wann man starb. Als sie im ersten Raum gewesen war, hatte sie das vollkommen anders gesehen. Da war ihr die bevorstehende, katastrophale Zukunft noch so fern vorgekommen. Nie hätte sie damit gerechnet, dass alles so schnell gehen würde.

Je mehr sie nachdachte desto mehr ärgerte sie sich darüber, dass Wolvie nur die Reihenfolge angesagt hatte. Die 19 war Thalias Raum, der nächste gehörte Fran und die beiden übernächsten jeweils Pluto und Lawrence. Dass ihn an dieser Stelle der todbringende Blitz unterbrochen hatte, war belanglos. Sie wusste ganz genau, wem die 23 und die 24 gehörten. Wenn Sean der Letzte war, würde sie im vorletzten Raum sterben. Die 23 galt also ihr. Trotzdem würde sie zu gerne erfahren, wie Wolvie zu diesen Erkenntnissen gekommen war. Doch jetzt musste sie das Rätsel erst recht selbst lösen.

Es gab nur eine Sache an den Geschehnissen im vorherigen Raum, die ihr Kopfschmerzen bereitete. Nachdem Wolvie die Reihenfolge, in der die restlichen sterben würden, genannt hatte, waren alle Erwähnten nacheinander vom Blitz getroffen worden. Alle, bis auf Fran. Diese Tatsache gab ihr das Gefühl, etwas übersehen zu haben. 

Möglicherweise waren Pluto und Lawrence einfach aus einem anderen Grund gestorben. Bei Pluto konnte sie sich gut vorstellen, dass er durch seine Unüberlegtheit beim Sprechen die geheime Information der Stimme unabsichtlich preisgegeben hatte - doch Lawrence hatte nicht ein einziges Mal seinen Mund geöffnet. Das passte nicht zusammen.

Vielleicht hatte es auch nichts mit den beiden zutun, die überraschenderweise gestorben waren. Vielleicht lag es an Fran. Etwas in Roe sagte ihr, dass die Information der Stimme damit zusammenhängen könnte. Am liebsten würde sie Fran fragen, doch das wäre unangebracht. Sie wälzte sich am Boden und heulte - Roe konnte sie nicht einfach unter Druck setzen, bis sie ihr davon erzählte. Das war nicht ihre Art. 

Sie seufzte. Sean hatte recht. Im Moment war es wichtiger, Fran zu helfen. Sie musste die ungelösten Rätsel vergessen und sich bewusst werden lassen, dass da jemand im Augenblick mit Todesängsten zu kämpfen hatte. Mit berechtigten Todesängsten. Roe wusste nicht, wann sie so skrupellos geworden war und einen Menschen mit einem Nervenzusammenbruch ignorieren gelernt hatte.

"Fran?", meinte Roe und stand schwerfällig auf. Sie hörte auf zu wimmern und drehte ihren Kopf fragend zu ihr. Ihre Augen waren gerötet und die Wimpern vom Weinen verklumpt. "Fran, ich komme jetzt zu dir, okay?" Sie ging langsam auf sie zu. Stumme Tränen liefen ihr über das Gesicht und den Hals, während sie mit geweiteten Pupillen Roe anstarrte. Ihr Oberteil war im Nacken feucht geworden. Direkt vor ihr hockte sie sich nieder und suchte in ihrem Gedächtnis nach beruhigenden Worten.

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich tun soll. Was ich sagen soll", begann Roe zu murmeln und schüttelte den Kopf. "Aber wenn man es genau nimmt, befinden wir uns in ein und derselben Situation." Frans Mund war leicht geöffnet und ihre großen Augen glitzerten im Licht.

"Du kannst besser mit der Situation umgehen. Weil du bessere Nerven hast", stammelte Fran mit zittriger Stimme. Roe stieß angestrengt die Luft aus und wollte verneinen, doch das Kraftfeld begann sich zu transformieren und zog alle Blicke auf sich. Fran begann wieder hektischer zu atmen und panisch den Kopf zu schütteln. Roe presste ihre Lippen zusammen und spürte ein beengendes Gefühl in ihrer Brust. Sie erkannte, dass sie jemanden mit wahrhaftigen Todesängsten nicht beruhigen konnte.

 Sie erkannte, dass sie jemanden mit wahrhaftigen Todesängsten nicht beruhigen konnte

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