RAUM 22

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╝ RAUM 22 ╔
Grauer Nebel❞

"WEISST DU, FRAN hat unrecht", gab Roe schweren Herzens zu

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"WEISST DU, FRAN hat unrecht", gab Roe schweren Herzens zu. Sie waren gerade in den nächsten Raum gegangen, als sie ein mulmiges Gefühl bekam. Nachdem sie durch das glitzernde Kraftfeld geglitten war, hatte sich ihre Stimmung von Grund auf verändert. Ihr war schlagartig bewusst geworden, dass sie nur noch wenige Schritte von ihrem Tod entfernt war. "Ich habe Angst."

"Eben nicht", widersprach ihr Sean in eindringlichem, aber sanftem Ton. Er ging bis zur Mitte des Raumes und setzte sich im Schneidersitz hin. "Das ist es ja. Man erkennt es an deiner Wortwahl. Anstatt, dass dir vor Panik das Atmen schwerfällt und du vor lauter Schluchzen keinen geraden Satz mehr herausbekommst, grübelst du vor dich hin. Du wirkst so, als wärst du wegen einer Prüfung nervös. Als hättest du nur ein schlechtes Bauchgefühl, aber keine Todesängste." Er ließ seine Augen auf ihr ruhen und betrachtete sie genau.

Eine heiße Welle durchströmte ihren Körper bei seinen Worten. Sie versteifte sich und ihr Kiefer brachte ihre Zähne zum Knirschen. Angespannt löste sie sich vom Kraftfeld, an dem sie sich angelehnt hatte. Mit tauben Gliedern näherte sie sich Sean und ließ sich nicht weit von ihm ruckartig nieder.

"Was soll das jetzt heißen?", fragte sie beunruhigt und biss sich auf die Lippe. Sean riss seinen Blick von ihrem Körper und sah ihr verwundert in die Augen. Seine Pupillen waren geweitet.

"Das war ein Kompliment. Zumindest sollte es eines sein. Das ist immerhin eine beneidenswerte Fähigkeit, die du hast. Wer will nicht so furchtlos dem Tod in die Augen sehen können wie du?", erklärte er überrascht und lächelte ein schmales Lächeln. "Oder ist das deiner Meinung nach nicht beneidenswert?" Roe schluckte schwer.

"Oh. Achso", stammelte sie. Mehr brachte sie nicht heraus. Sie spürte, wie sein Blick intensiver wurde und sie skeptisch durchbohrte. Je länger er sie anstarrte desto mehr zog sich ihr Inneres zusammen. Sie wollte sich wegdrehen und ihr Gesicht verstecken. Es war ihr plötzlich unheimlich unangenehm, im Fokus seiner Aufmerksamkeit zu stehen.

"Eigentlich wollte ich dich aufbauen und aufmuntern, aber jetzt quält mich eine unbehagliche Frage. Sie brennt mir wirklich auf der Zunge", deute Sean vorsichtig an und blickte Roe weiterhin skeptisch an. "Darf ich sie dir stellen?"

Roe kaute auf ihrer Unterlippe und überlegte, was gerade in seinem Kopf vor sich gehen könnte. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Situation richtig deutete. Sie war sich nicht sicher, was als Nächstes passieren würde. Aus einem Impuls heraus nickte sie knapp. Er öffnete den Mund und sprach beängstigend langsam.

"Wieso, Roe, gehst du so leichtfertig mit dem Tod um?" Fassungslos starrte sie ihn an. Ihr Herz klopfte ungewöhnlich stark in ihrer Brust und sie begann zu schwitzen. Es waren nur wenige Worte, doch sie überraschten und schockierten sie mehr als alle anderen, bisherigen Erlebnisse.

"Was?", fragte Roe mit gebrochener Stimme. Sie hatte genau verstanden, was er gemeint hatte. Trotzdem tat sie instinktiv so, als wüsste sie nicht, worum es ging. Aus Protest. Aus Panik. Sie musste mehr Zeit zum Nachdenken gewinnen. "Wie kommst du darauf?"

Entropie | ✓Where stories live. Discover now