88. Teil

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„Kader?", hörte ich eine ruhige Stimme.
Daraufhin legte sich eine Hand auf meine Schulter.
Ich öffnete meine Augen und erhob den Kopf. War ich hier eingeschlafen? Ja...
Auf dem ersten Blick, traf ich auf Burak, der immer noch bewusstlos vor mir lag. Meine Hand hatte Buraks Hand fest umklammert.
Als ich mich umdrehte, sah ich Batuhan. Ich überraschte mich, als ich ihn sah. Zuletzt war Can da.
„Du bist schon seit Stunden hier. Willst du nicht nachhause gehen?", fragte er.
„Nein, ich werde erst gehen, wenn Burak aufgewacht ist.", sicherte ich.
„Das kann noch bisschen dauern. Komm schon, du bist todmüde.", meinte er.
Ich schüttelte den Kopf. Tief atmete ich die Luft ein und fuhr müde über mein Gesicht.
„Können wir reden Batuhan?", fragte ich und stand auf.
„Ja, gehen wir raus.", sagte er.
Zusammen verließen wir Buraks Zimmer. Bevor ich auf den Flur trat, warf ich noch einen letzten Blick auf ihn. Er schlief immer noch tief und fest. Wache bitte so schnell es geht auf!
„Wie viel Uhr ist es?"
Ich hatte das Zeitgefühl verloren.
„Viertel nach zehn."
„So spät schon?", überraschte ich mich.
„Ja, deswegen sollst du nachhause gehen und dich ausruhen."
Das wollte ich nicht. Wie soll ich schlafen, wenn Burak noch hier liegt? Mein Herz fühlte sich so schwer an. Es war gefüllt mit Sorgen und Kummer. Tränen drangen zu kommen, doch ich unterdrückte sie. Ich musste jetzt stark bleiben für Burak! Er wird aufstehen...

Im Flur setzten wir uns auf die Stühle an der Wand hin.
„Leg los, ich höre zu. Du siehst nicht gut aus.", wandte sich Batuhan zu mir und legte mitfühlend seine Hand auf meine Hand.
Ich sammelte die Worte zu reden. Ich wusste nicht, wie ich das Chaos in mir beschreiben sollte. Aufmerksam wartete Batuhan auf meine Worte.
„Burak macht mir Angst. Ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Er hat so Vieles verheimlicht! Wieso versteckt er seine Probleme vor mir? Ich komme damit nicht klar.", fing ich an zu sprechen.
„Das sehe ich. Du verzweifelst beim Versuch mit Buraks unerwünschten Gefühlen umzugehen.", sagte er und zog seine Hand wieder weg.
Tief holte er Luft.
„Ich kriege es eben nicht hin. Die Liebe ist nichts für ein kalter Mensch wie ich! Ich verletze Burak nur noch mehr.", bekam ich brüchig raus.
„Hör auf, so zu denken! Ihr liebt euch so sehr! Ihr liebt euch unendlich... Aber ihr wisst nicht, wie ihr mit Problemen umgehen sollt. Das ist euer Fehler. Ihr seid zu stur. Liebe bedeutet nicht nur miteinander glücklich zu sein, sondern auch an schwierigen Zeiten zusammen zu halten. Auch welche Fehler mein Bruder gemacht hat, musst du an seiner Seite stehen. Er geht durch eine sehr schwierige Zeit. Mein Bruder ist jemand, der seine Gefühle gut unterdrücken kann, deswegen sieht man ihm die Sorgen nicht an. Er braucht dich aber Kader... Jetzt, wo Eren aufgetaucht ist, braucht er dich am meisten. Haltet zusammen, ihr seid zusammen so unbeschreiblich schön! So eine Liebe soll nicht zerbrechen.", sprach er die beeindruckenden Worte aus.
Jeder Satz traf mich tief in der Seele. Es fühlte sich so an, wie wenn jemand an mich gerüttelt hätte. Meine Fehler wurden mir bewusst. Ich kam plötzlich wieder zu mir. Meine Gedanken änderten sich auf 180 Grad.
Haltet zusammen, ihr seid zusammen so unbeschreiblich schön! So eine Liebe soll nicht zerbrechen.
Das soll sie auch nicht!

„Du hast so Recht!", teilte ich reuevoll mit und fiel Batuhan um den Hals.
Tränen kamen mir hoch und flossen mein Gesicht runter.
Lächelnd erwiderte er meine Umarmung. Nach einer herzhaften Umarmung lösten wir uns wieder voneinander.
„Sei einfach geduldiger zu meinem Bruder. Versuche es. Versuche deine Ruhe zu behalten, wenn ihr euch gegenseitig anschreit, wird das Problem auch nicht besser. Man kann Dinge erst lösen, wenn man offen miteinander spricht. Das werde ich Burak auch sagen."
„Ich werde es versuchen Batu, ich gib mein bestes. Auch, wenn ich gerade wütend auf ihn bin."
„Ich wünschte, ihr würdet öfters auf mich hören. Dann wärt ihr jetzt doppelt so glücklich.", gab er sicher von sich.
„Ach ja? Wieso bist du nicht vergeben, wenn du so sehr Ahnung von der Liebe hast? Wenn du unsere Liebe so gut analysieren konntest...", fragte ich.
Er schwieg zunächst.
„Ich meine, du könntest wie Burak jede haben, die du willst. Du bist sympathisch, bringst Menschen zum Lachen und Nachdenken, siehst gut aus, hast einen guten Job-"
„Das alles ist mir bewusst. Ich will nicht eingebildet rüberkommen, aber ich weiß, dass ich gute Eigenschaften habe. Das Ding ist, ich sehe nur noch diese fake Frauen mit tonnenweise Schminke, die stolz ihre Louis Vuitton Taschen und Gucci Brillen präsentieren. So jemanden kann ich echt nicht brauchen. Ich habe es paar mal versucht Frauen kennenzulernen, aber es war nicht so erfolgreich. Das zweite Treffen hat nie stattgefunden. Menschen achten heutzutage nur noch auf Geld und Materielles. Ich will so was nicht.", erzählte er plötzlich.
Rasch zog ich die Braue in die Höhe. Er dachte wie Burak. Auf erster Linie hat man das Klischee im Kopf, dass wohlhabende Männer von einer Frau zur nächsten wechseln. Dass Batuhan nicht so einer ist, konnte ich mir schon denken.
„Respekt an dich, du bist so anständig. Ich muss aber sagen, dass nicht alle Frauen so sind. Ich wünsche das Beste für dich. Ich bin mir sicher, dass die Frau die du dir wünschst, eines Tages auf dich zutreffen wird. Du musst nur dein Herz rein halten, dann wirst du auch eine reine Frau kennenlernen.", sicherte ich und legte meine Hand auf seine Schulter.

Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt