chapter thirty-five

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Dienstag, 08.01.19

Ich summte leise eine Melodie vor mich her als ich die Tische abwischte. Mir fiel auf das es Stolen Moments war.

Brad war unterwegs mit den Jungs, da sie auch mal wieder ein bisschen Zeit für sich brauchten - ohne Freundinnen - und ich hatte mich dann heute entschlossen arbeiten zu gehen.

Normalerweise konnte ich meine Gedanken auch gut mit dem Schreiben von Songs besänftigen, allerdings schwirrten sie so wild durch die Gegend, dass ich mich nicht darauf konzentrieren konnte.

Arbeiten war so die einzige Möglichkeit mich ein wenig abzulenken und ich war froh darüber, dass ich immer hier hin gehen konnte.

Ich hatte nicht weiter mit Brad über das Zusammentreffen mit Charlyn geredet, weil er absolut nicht darüber reden wollte.

Ich verstand, dass es einfach ein Thema war über das er nicht öfter als nötig sprechen wollte, aber es wäre aus meiner Perspektive natürlich schön gewesen zu wissen auf was sie anspielte...

Um ihn nicht unter Druck zu setzen hatte ich das Thema einfach ruhen lassen und machte mir nun für mich meine Gedanken.

Was auch immer ganz genau zwischen den beiden vorgefallen war wusste ich nicht, aber ich wusste, dass es Brad aus dem Konzept brachte.

Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass er sie wirklich geliebt haben musste - zumindest zu Beginn ihrer Beziehung - und der Gedanke daran verpasste mir einen Stich direkt ins Herz.

Brad war mittlerweile einfach alles für mich, weshalb mir der Gedanke an ihn unglaublich verliebt in ein anderes Mädchen sehr zusetzte.

Natürlich hatten sie sich distanziert und alles, aber die Wirkung, die sie mittlerweile oder immer noch auf ihn hatte, machte mir zu schaffen.

Es war schrecklich Brad so zu sehen und vor allem, dass ich nichts daran ändern konnte, machte mich einfach fertig.

Die Klingel, die das Eintreten eines Kundens symbolisierte, holte mich aus meinem Gedanken und als ich zur Tür blickte stockte mir der Atem.

Es war ein Déjà vu zum ersten Mal als ich sie sah und doch war es so anders. Sie kam auf mich zu und ihr Gang wirkte bereits arrogant auf mich, obwohl ich sie beim ersten Mal so unauffällig und zurückhaltend eingestuft hätte.

Noch immer unfähig von ihr wegzuschauen oder gar wegzugehen stand ich einfach da und wartete darauf, dass sie bei mir ankam.

Ich hätte ihr so gerne all meine Gedanken gesagt und ich merkte deutlich, wie die Wut in mir mit jedem Schritt den sie auf mich zukam größer wurde.

Als sie vor mir stehen blieb und mich musterte setzte sie ein wunderhübsches fake Lächeln auf und ich lächelte genauso gekünstelt zurück, damit die Kunden, die gerade da waren, nichts falsches dachten.

„Hey, Lia" sagte sie und lächelte wieder. Sie hätte ein hübsches Lächeln, wenn es nicht so falsch aussehen würde.

„Hi, Charlyn, richtig?" fragte ich ruhig und hatte meine Laune wieder halbwegs im Griff. Ich hatte Angst, was sie jetzt von mir wollen würde und das auch noch gerade jetzt, wenn Brad nicht da war.

„Richtig. Ich weiß, du musst eigentlich arbeiten, aber könnten wir uns kurz unterhalten?" fragte sie zuckersüß und jeder würde ihr abkaufen, dass sie auch wirklich ein freundlicher höflicher Mensch war - nur ich wusste eben, dass das alles nur Fassade war.

„Sicher" antwortete ich ihr und bedeutete ihr, dass sie sich zu mir an den Tisch, den ich soeben noch geputzt hatte, setzten sollte.

Ich wollte bei ihrem Spiel mitspielen und tat so, als wäre ich vollkommen ausgelassen und würde nicht so denken, wie ich es nun mal tat. Ich wollte sie in Sicherheit wägen, wobei ich auch nicht glaubte, dass sie es mir wirklich abkaufte.

„Also, wie sag ich dir das jetzt am besten...", begann sie als sie sich setzte und rutschte nervös hin und her. Sie war wirklich eine gute Schauspielerin. „Ich bin hergekommen, weil ich mal ohne die Jungs mit dir sprechen wollte."

Ich nickte und sah ihr in die Augen. Sie sah keineswegs hinterlistig aus und blickte mich einfach aufrichtig an, ich konnte nicht glauben, was sie Brad angetan hatte und auch nicht, dass sie mir etwas Böses wollte. Doch es musste einfach so sein.

Nach einer kleinen Pause und einem leisen Seufzen fuhr sie fort: „Ich finde es schade, dass du wegen den Jungs so ein schlechtes Bild von mir hast. Keine Ahnung, was sie Dir gesagt haben, aber ich möchte, dass du mir jetzt vertraust..."

„Das ist ja nicht gerade die beste Voraussetzung dafür" murmelte ich misstrauisch aber hörte ihr weiter zu.

„Ja, ich weiß. Aber du kannst ja auch glauben, was du willst. Hör mir einfach zu" sagte sie und sah mich eindringlich an. Ich nickte wieder und wartete bis sie fortfuhr. Mein komisches Gefühl wurde immer stärker und allmählich wurde mir wirklich unwohl.

„Brad tut so, als würdest du seine Welt sein, richtig? Er verbringt Tag für Tag mit dir, schreibt Songs mit dir, fährt zu dem Haus seiner Verwandten und ist generell einfach traumhaft toll zu dir. Aber so ist es nicht mehr lange..."

„Es ist so absurd, das von seiner Ex zu hören, ich weiß es! Aber er ist nicht ehrlich. Und er hat sich auch noch seid ihr zusammen wart weiterhin mit mir getroffen und mir gesagt, ich würde ihm nach wie vor noch zu viel bedeuten und das dürftest du nicht wissen, weil du ihm genauso viel bedeutest."

„Eine Person war nie genug für ihn. Ich habe es auch am eigenen Leib erfahren, als du in unser Leben getreten bist und ich will dich einfach nur aus dieser Situation holen."

„Es frisst einen auf zu wissen, dass man nicht die Einzige ist, vor allem, wenn man jemanden so sehr liebt, wie ich ihn geliebt habe oder du es jetzt tust."

„Glaub was du willst" sagte sie und beugte sich zu mir rüber. Etwas glitzerndes an ihrem Hals zog meine Aufmerksamkeit auf sich und mir wurde schlagartig unglaublich schlecht.

„Aber ich will dich einfach nur beschützen. Er hat mir das Herz gebrochen und so wird er es auch mit dir tun, wenn du nicht mehr genug für ihn bist" sagte sie als eine Träne über ihre Wange lief und schon stand sie blitzschnell auf um den Laden zu verlassen.

Ich saß wie angewurzelt auf dem Sessel und schluckte schwer. Sie hatte mich so schnell verlassen, dass ich sie nicht mal mehr all das fragen konnte, was mir im Kopf herumschwirrte.

Auch wenn ich unfähig war, gerade auch nur ein einziges Wort rauszubringen.

Meine Augen wurden glasig und ich stand schnell auf um nicht von den Menschen angestarrt zu werden, weil ich weinte.

Ich rutschte an der Wand des Abstellraums entlang nach unten auf den Boden und ließ alles, was sie gesagt hatte, auf mich wirken. Ich konnte es einfach nicht glauben.

Der Ring an meinen Zeigefinger spiegelte das Licht der Deckenlampe und fing so meinen Blick ein. Ich dachte an Weihnachten und daran, dass er ein Geschenk von Brad war. Mir wurde wieder schlecht.

So wie auch die Kette, die an Charlyns Hals baumelte.

Stolen MomentsWhere stories live. Discover now