chapter one ✔

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Dienstag, 30.10

Der Regen prasselte leise und mein gesamtes Zimmer war in schummriges Licht getaucht, alles sah wunderbar kuschelig aus...

Ich saß auf der breiten Fensterbank meines Fensters eingewickelt in eine Kuscheldecke und genoss den Ausblick durch die Wassertropfen auf der Scheibe.

Ich sah auf die lange Straße, den grauen Himmel und die bunten Blätter an den Bäumen am Straßenrand. Das Wasser floss die leichte Neigung der Straße hinab und dicke fluffige graue Regenwolken bedeckten den gesamten Himmel.

Wie ich diese Tage liebte!

Nicht, dass solche Tage nicht oft vorkamen. Gerade in letzter Zeit häuften sie sich — glücklicherweise.

Das wunderbare Wetter in England! Ja, es hielt was es versprach. Gerade jetzt, wo der Herbst sich in seiner ganzen Pracht zeigte ist es nicht gerade verwunderlich, dass die Regentage wieder mehr wurden. Worüber ich mich allerdings auch nicht beschwerte, im Gegenteil.

Der Sommer war tatsächlich auch hier in London ziemlich warm und schön.
Es war zwar wirklich ein toller Sommer, teilweise sogar fast zu warm, aber er war einfach nicht meine Jahreszeit!

Der Herbst war einfach unschlagbar. Ich liebte diese Tage an denen man eingekuschelt in Decken, einen warmen Kakao in der Hand auf dem Sofa, beziehungsweise in meinem Fall auf meinem Lieblingsplatz der Fensterbank, sitzen konnte und einfach die Seele baumeln ließ.

Ich wandte meinen Blick kurz ab, aber nur um meine Tasse sicher zur Seite zu stellen und mir mein Songbuch zu schnappen.

Ich blätterte durch das kleine Buch und entschied mich für eine meine Zeichnungen der Straße an einem Regentag. Ich hatte sie schon so oft gezeichnet, im Prinzip zu jeder Tages- und Jahreszeit, der Ausblick faszinierte mich aber immer noch.

Diese kleinen Zeichnungen nutzte ich als Inspiration. Um sie herum bastelte ich mir Songs zusammen, denn insgeheim wollte ich immer schon Songwriterin werde.

Wir waren vor zwei Jahren nach London gezogen und mein 16-jähriges Ich war alles andere als erfreut darüber. Das hat sich über die Jahre vollkommen verändert!

Ich habe viele tolle Leute kennengelernt, mich von einer unsicheren Raupe in einen selbstbewussten Schmetterling entwickelt und die Schule mit ziemlich guten Noten abgeschlossen. Jetzt muss ich mich erstmal darauf konzentrieren, mir den richtigen Beruf für später rauszusuchen. Ich wollte mir so viel Zeit nehmen wie ich brauchte, allerdings wusste ich eigentlich schon, dass ich etwas mit Musik machen wollte.

Ich würde mir jetzt meine Auszeit nehmen, ich arbeite allerdings in einem kleinen Café, damit ich mit 18 nicht vollkommen abhängig von meinen Eltern war, vielleicht irgendwann eine eigene Wohnung haben würde und und und.
Wobei ich um ehrlich zu sein eigentlich gar nicht hier weg wollte.

Mein Zimmer war mein absoluter Traum und nirgendwo fühlte ich mich so wohl wie hier! Der große lichtdurchflutete Raum spiegelte mich vollkommen wieder und sicherlich auch nicht irrelevant war der Kampf mit meiner kleinen Schwester, die den Raum auch haben wollte.

Zu meinem Glück wurde ausnahmsweise mal zu meinen Gunsten entschieden und ich bekam den Raum, der unser gesamtes Dachgeschoss ausmachte. Da ich älter war würde mir mehr Privatsphäre zustehen, so meine Eltern. Mir sollte's Recht sein, ich hatte das Potenzial des Raums direkt erkannt.

Es war hier oben auch wirklich im Prinzip wie in meiner eigenen Wohnung. Ich hatte ein eigenes kleines Bad sogar mit Dusche, eine Sofaecke mit Fernseher in der einen Ecke, einen großen Schreibtisch an der gegenüberliegenden Seite mit einigen meiner Zeichnungen und Songtexten darauf ausgebreitet.

Stolen MomentsWhere stories live. Discover now