chapter twenty-three

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Sonntag, 09.12.18

Mit einem komischen Gefühl wachte ich an diesem Morgen auf.

Ich freute mich sehr Brad und die Jungs wiederzusehen, allerdings kam mir das Gespräch gestern schon ziemlich komisch vor. Meine Beine baumelten von der Fensterbank und ich sah auf die Straße. Gleich würden sie vor unser Haus fahren und ich war noch am Grübeln wie ich ihnen entgegentreten sollte...

Der schwarze Van, der wie erwartet vor unserem Haus hielt, riss mich aus meinen Gedanken. Ich sprang blitzschnell auf und bahnte mir meinen Weg zur Treppe.

Nun überwog entgültig die Vorfreude und ich lief schnell die Treppen hinunter und noch bevor Brad klingeln konnte, riss ich die Haustür auf und fiel ihm in die Arme. Meine Bedenken hatten sich in diesem Moment in Luft aufgelöst...

"Wohoow - na du!" begrüßte mich Brad und drückte mir, nachdem ich ihn wieder losgelassen hatte, einen Kuss auf die Lippen.

Ich ließ nun ganz von ihm ab und grinste nun in Richtung Van, dessen Türen noch auf waren und die strahlenden Gesichter der anderen Jungs offenbarte. "Hey auch an euch!" lachte ich und ein kollektives "Naaa" kam zurück.

"Hast du Lust spontan mit uns nen' Kaffee trinken zu gehen?" fragte Brad plötzlich und zog mich bereits in Richtung Van. Es war ganz und gar nicht komisch zwischen uns und ich war echt froh darüber...

Wahrscheinlich war er gestern wirklich einfach sehr gestresst, umso besser, dass er jetzt super ausgelassen wirkte. Wir kamen bereits am Van an noch bevor ich antworten konnte und ich hatte eigentlich keine Wahl mehr.
"Na klar" gab ich zurück und strahlte...

Brad saß mir gegenüber und seine Laune hatte sich, von einem auf den anderen Moment drastisch verändert, nachdem er auf sein Handy geschaut hatte. Er sah nervös aus und mied jeglichen Blickkontakt zu mir.

"Tut mir Leid, aber ich kann nicht mitkommen mir ist gerade...was, ähm, dazwischen gekommen..." sagte Brad und sah auf sein Handy, das in seinem Schoß lag.

Wir anderen tauschten verwirrte Blicke aus und ich versuchte vergeblich Blickkontakt zu Brad aufzubauen, welcher weiterhin stur vor sich hinstarrte. "Okay? Kein Ding wir werfen dich raus" sagte James, die Verwirrung deutlich hörbar in seiner Stimme.

Ein wenig enttäuscht von seiner Verschwiegenheit sah ich auf meine Hände und versuchte nichts falsches zu denken... Er wird das schon noch erklären.

Als er aufstand um auszusteigen griff ich schnell nach seinem Handgelenk. "Wir telefonieren nachher, okay?" sagte ich hoffnungsvoll und sah ihm diesmal tief in die Augen.

Er lächelte leicht und nickte zustimmend, dann war er auch schon draußen. Mit einem Ruck ging die Tür zu und niemand sagte etwas, bis Tris die Stille durchbrach.

"Okaay, gehen wir jetzt trotzdem noch ins Café? Ich hätte noch Lust..." sagte er vorsichtig und wir anderen nickten.

Ich sah gedankenverloren aus dem Fenster und seufzte. Wir fuhren auf einen kleinen Parkplatz und liefen dann zum Café, in dem ich sonst arbeitete. Uns erkannte niemand, weshalb wir entspannt am Café ankamen und uns wieder an den Tisch setzten, an dem wir auch das erste mal gesessen hatten.

"Ich bestelle, was wollt ihr?" sagte ich noch bevor ich mich hinsetzten konnte und lief dann mit den Bestellungen in Richtung Theke.

Mit Tee und Muffins bepackt lief ich zurück zum Tisch und runzelte die Stirn als das Geflüster bei meiner Präsenz augenblicklich verstummte. Ich ließ meinen Blick durch die Runde wandern und setzte mich mit einem Seufzer auf den noch freien Platz.

"Hey, ähm Lia" begann Connor vorsichtig, "Wir können dir vielleicht sagen, was mit Brad los war oder ist oder was auch immer..."

Ich sah meinem Gegenüber gespannt in die Augen und wurde leicht unruhig. "Okay, hör' zu. Wahrscheinlich hat er dir davon noch nichts erzählt, aber das wird er noch tun, das versprechen wir... Er will dich einfach nur nicht beunruhigen!" setzte James ein und nun fing ich an wirklich unruhig zu werden. Ich sagte nichts und zog lediglich eine Augenbraue nach oben.

"Reden wir nicht weiter drum herum! Also, Brad hatte vor ungefähr nem' Jahr eine Freundin und sie haben ihre Beziehung nie öffentlich gemacht" schaltete sich Tris ein. Das komische Gefühl im Bauch wurde stärker und ich nickte, damit sie fortfuhren.

"Sie haben sich getrennt und bis vor kurzem dachten wir sie wäre endgültig drüber hinweg... Naja, sagen wir das ist wohl nicht ganz der Fall. Diese Freundin macht ihm jetzt wieder Stress, weil sie angeblich Angst hat, dass es dir genauso ergehen wird wie ihr..." redete Con weiter.

Ich dachte kurz nach und ließ die neuen Informationen erstmal sacken. "Und woher weiß sie das von Brad und mir?", fragte ich misstrauisch, "Ich meine wir haben es ja auch eben noch nicht öffentlich gemacht..."

"Ein weiterer Punkt! Sie ist in gewisser Weise ein bisschen - naja - stalkerhaft angehaucht" antwortete Tris und presste die Lippen zusammen. Na klasse, eine Stalker-Ex-Freundin.

"Das ist kein Wort, aber egal" schmunzelte Con leicht. "Auf jeden Fall wissen wir, dass es ihr nicht um dein Wohl geht, sondern darum Brad ein schlechtes Gewissen zu machen, damit er wieder mit ihr zusammen kommt" flüsterte James verschwörerisch.

"Jungs, das ist doch absurd" sagte ich, wenn auch selbst nicht ganz davon überzeugt. Con verdrehte die Augen und meinte nur: "Du kennst sie nicht. Und außerdem macht Brad sich wirklich Gedanken, ob es dir bei der ganzen Sache noch gut geht."

"Aber die Tatsache, dass wir das noch nicht öffentlich gemacht haben ist ja nicht allein seine Entscheidung, oder? Ich bin damit komplett im Reinen und will das ja auch so! Aber so langsam beunruhigt mich die Sache mit dieser Ex-Freundin schon ein wenig..." gab ich ehrlich zu, "Aber was meint sie denn mit es soll mir nicht so ergehen wir ihr? Sagt ihr mir irgendwas nicht?"

"Brad hat ihr das Herz gebrochen, weil sie einfach nicht die Richtige für ihn war. Sie hat ihn unter Druck gesetzt, ihm ständig ein schlechtes Gewissen gemacht, weil sein Beruf nunmal viel Zeit von ihm fordert und und und..." sagte James bitter, "Nachdem er Schluss gemacht hatte, hat sie ihm erstmal Ewigkeiten das Leben zur Hölle gemacht - keine genaueren Infos dazu, das muss er dir schon selbst sagen."

Längere Zeit herrschte Stille und wiedereinmal durchbrach Tristan diese, diesmal indem er seinen Tee lautstark schlürfte.

Ich musste einfach lachen und die Atmosphäre lockerte sich wieder etwas auf. "Okay" sagte ich simpel, "aber was soll ich denn jetzt machen?"

"Mach dir einfach möglichst keinen Kopf! Und gib ihm Sicherheit, ich glaube, das ist genau das, was er jetzt braucht" sagte Con sanft.

"Ja", stimmte ich zu und machte eine kurze Pause bevor ich fortfuhr, "Ich sollte zu ihm gehen oder?"

Ich sah in die Runde und alle nickten mir zu.
Ohne meinen Tee auch nur angerührt zu haben legte ich das Geld auf den Tisch und stand auf.

"Danke, dass ihr so ehrlich wart, Jungs" rief ich noch schnell und ohne auf ihre Antwort zu warten verließ ich den kleinen Laden.

Stolen MomentsWhere stories live. Discover now