chapter six ✔

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Er schloss auf und wir traten ein, wir tropften vom Regen!

Leider Gottes war meine Regenjacke ziemlich günstig gewesen und hatte den gerade absolvierten Katastrophen-Test leider nicht bestanden — ich war bis auf die Knochen nass.

Brad sah nicht anders aus. Auch sein Mantel schien nicht durchgehalten zu haben und seine nassen Locken hingen ihm wild über die Stirn.

Wir standen nebeneinander, sahen uns einen Moment lang durch den großen Spiegel an der Wand an und brachen beide in Gelächter aus: meine Güte sahen wir scheiße aus...

„Naja, wenigestens haben wir's überlebt," sagte er nachdem wir uns einiger Maßen wieder eingekriegt hatten. „Aber warte wo sind— ohhh neeein, bitte nicht !"

Er folgte den matschigen Pfotenabdrücken ins Wohnzimmer und ging sich mit der einen Hand durch die nassen Haare, die andere hielt er sich vor den Mund. Er war völlig fassungslos und ich musste mich zusammenreißen, nicht loszulachen. Ja, ich wusste genau, wie er sich gerade fühlte.

Matschklumpen 1 und 2, alias Jesse und Emma, waren quer durch die Wohnung getapst und lagen jetzt auf dem ehemals hellen — jetzt eher gefleckten — Teppich, als wenn nichts gewesen wäre. Überall war Matsch. Überall.

Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn von hinten, er rührte sich nicht. „Wie wärs, wenn wir erstmal die Matschklumpen baden und anschließend hier alles sauber machen?" flüsterte ich und musste mir das Grinsen verkneifen.

„Uns bleibt wohl nichts anderes übrig," antwortete er frustriert. Der Arme, oh man. „Aber erstmal hol ich uns trockene Klamotten..."

Als wir die beiden wieder sauber hatten wickelten wir beide in riesige Handtücher, trugen einen nach dem andern zusammen runter und platzierten sie auf dem Boden in der Küche. Erstaunlicher Weise bewegten sich beide kein Stück mehr und schienen gleich einzuschlafen.

Ich konnte mir vorstellen, dass es schön kuschelig in den Handtüchern war und beide hatten sich heute verausgabt, also hatten sie sich Schlaf verdient.

Brad stand schon mit Putzutensielen bewaffnet im Wohnzimmer und wir fingen an die Flecken wegzuschrubben — was auch erstaulich gut funktionierte, dafür, dass Löckchen nicht wusste wo Putzmittel waren und einfach Spüli genommen hatte...

Nach einer kleinen Schaum- und Wasserschlacht und einem erneuten Outfitwechsel — weil die Klamotten plötzlich wieder nass waren, warum nur — ließen wir uns beide auf's Sofa fallen.

Brad hatte mir eine Jogginghose und zuerst ein graues T-shirt und jetzt einen schwarzen Hoodie gegeben. Was das anging war ich unserer Wasserschlacht sehr dankbar, der Pullover war soo kuschelig hihi...

Wir saßen — eigentlich lagen wir — einen Moment lang einfach nur da, als Brad sagte: „Tut mir Leid, dass wir hier erstmal aufräumen mussten. Aber willst du jetzt vielleicht irgendwas trinken? Tee, Kaffee, Kakao?"

Er lächelte leicht, was ich erwiderte. „Das ist überhaupt kein Problem! Das war selbstverständlich, es war ja auch mein Hund!" lachte ich. „Aber gerne, was hälst du von nem' warmen Kakao?" „Gute Wahl," antwortete er mir und zwinkerte mir zu.

Er stand auf und lief in die Küche, in der Jesse und Emma immer noch seelenruhig schliefen. Ich folgte ihm und lehnte mich gegen den Kühlschrank, um ihm beim zubereiten zuzusehen. Er gab sich echt Mühe und richtete alles total süß an.

Mit zwei großen Tassen voll warmem Kakao und einer Packung Keksen schlichen wir wieder rüber ins Wohnzimmer.

Das Gewitter war noch zu hören, allerdings vermutlich schon längst weit weg. Das leise Grummeln war hier im Haus trotzdem ziemlich angenehm und erschuf eine noch kuscheligere Atmosphäre.

Wir setzen uns wieder aufs Sofa und kuschelten uns zusätzlich unter einer Decke ein. Wir saßen bei seitwärts nebeneinander, sodass wir uns ansahen und hatten beide ein Bein angewinkelt auf dem Sofa liegen. Die Kekse lagen auf seinem Bein und jeder von uns hatte seine Tasse fest in den Händen.

Wir redeten und lachten, während wir glücklich Kekse mapften und Kakao schlürften. Alles war total entspannt und ich fing an mich wirklich wohl zu fühlen.

Als wir beide den Kakao leer hatten brachten wir die Tassen in die Küche und entschieden uns letztendlich dazu, einen Film zu gucken.

Er richtete alles so schön her, machte die kleine Lichterkette über dem Regal an, warf mich mit weiteren Kissen ab, damit ich es mir noch bequemer machen konnte — seine Worte — deswegen musste er mich ja auch damit abwerfen, logisch oder?

Und zusammen mit dem ach so bekannten Passeln des Regens war alles noch viel perfekter.

Ich hatte ihn überredet, mit mir Die Schöne und das Biest zu gucken und ich machte es mir bequemer, indem ich auf die längere Seite des Sofas rutschte, meine Beine austreckte und mich in die kuschelige Decke einwickelte.

Er kam wieder zu mir und sah mich einen Moment an, bevor er sich hinlegte und seinen Kopf mit einem Kissen auf meinen Oberschenkeln ablegte. Ich kicherte und er murmelte nur: „Wenn wir schon diesen Film gucken müssen, will ich es wenigstens bequem haben..."

Ich griff nach der obersten Decke, die auf dem Deckenstapel neben mir lag und warf sie ihm geschickt über. Er drehte sich kurz zu mir, schenkte mir das süßeste Lächeln und drehte sich wieder dem Fernseher zu.

Warum war alles an ihm so süß?

Ich legte meine eine Hand auf seinem Oberarm ab und mit der anderen begann ich sanft mit seinen Locken zu spielen. Locken sind schon was cooles...

Er seufzte entspannt und sein „Hör' bitte niemals damit auf. Niemals." war nicht mehr, als ein Flüstern. Ich grinste leicht vor mich hin und konzentrierte mich auf den Film, während ich ihm durch die Haare ging.

Schon bald war sein Atem gleichmäßig und ich wusste, dass er eingeschlafen war. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, vermutete aber, dass es jetzt nachmittag sein musste.

Ich hatte ihn den ganzen Film über schlafen lassen, auch damit er nicht sah, wie ich weinte — und das obwohl ich den Film schon so oft gesehen hatte — und weckte ihn erst kurz vor der Endszene vorsichtig auf.

„Braaad ," summte ich leise und merkte, wie er langsam wach wurde. „Du verpasst das Ende..." Meine Stimme war immer noch nur eine leises Flüstern.

Er rieb sich die Augen und setzte sich langsam auf. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Haare standen kreuz und quer durch die Gegend aufgrund meiner Krauleinheit und er sah noch niedlicher aus als sowieso schon.

Er lehnte sich zurück und flüsterte nur: „Komm her." Das Lächeln verschwand dabei nicht.

Ich rutschte zu ihm rüber — was in die Decke eingewickelt gar nicht so einfach war, also wickelte ich mich schnell aus, und kuschelte mich an ihn. Er deckte mich mit seiner Decke zu, legte einen Arm um mich, zog mich noch enger zu sich und seine Hand kreiste beruhigend auf meinem Rücken.

Der Film war zuende, aber keiner von uns bewegte sich. Es war viel zu schön, um etwas an unserer Situation gerade zu ändern...—

Brad sah das scheinbar doch anders und nahm seinen Arm langsam von meinen Schultern. Ein wenig enttäuscht von seiner Geste setzte ich mich langsam auf und streckte mich einmal lang und ausgiebig.

Jetzt hatte er seine Position ebenfalls geändert und saß ganz dicht bei mir. Ich sah ihn mit großen Augen an, doch er sagte nichts, nahm aber mein Gesicht in seine Hände.... —

Ahhh, kitschiiig... ;))💗
Den Cliffhanger wollte ich haben,
er ist allerdings ziemlich improvisiert😂
Auf jeden Fall geht's genau da weiter...

Stolen MomentsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt