Throwback

1.5K 53 0
                                    

Soyalas Sicht

Das Gefühl in meiner Brust gab nicht nach, mir war zum schreien zumute. Ich wollte am liebsten alles laut herausschreien, nur damit der Druck in meiner Brust etwas nachließ. Blake kreiste durch meinen Kopf und wie er mit Piper fast in die Wohnung gefallen war. Ich ertappte mich dabei wie Eifersucht in mir hochkochte, ich wusste nur nicht ob es sich auf den gutaussehenden Blake bezog oder darauf das er und Piper so voller Leidenschaft waren und ich war wütend, wütend auf seine Reaktion, denn ich hatte angenommen wir waren bereits einen Schritt weiter und dann benahm er sich wieder wie ein Arsch. Ich mochte Blake eigentlich wirklich, er hatte viel von Larry wie er früher war, als alles noch in Ordnung und die Welt ein wunderschöner Ort war und insgeheim fragte ich mich ob er sich wohl auch so verwandeln würde wie Larry, wenn sein Traum platzte.  Ich wanderte die Straße zu unserem Haus hinunter, ein Gemisch aus Gefühlen hatte sich in mir breit gemacht und ein krummes Wort von Larry würde ausreichen und ich würde ihn auf der Stelle zusammenschreien.

Wie nicht anders erwartet kam jenes krumme Wort gleich in dem ersten Satz den Larry von sich gab. „Hör auf mich zu behandeln wie dein Hausmädchen. Ich bin deine Frau verdammt nochmal“, fuhr ich ihn an, der Druck musste dringend irgendwo hin. Larry war so perplex das er gar nicht antworten konnte, weswegen ich mit meiner Tirade direkt weiter machte „Schon seit Monaten behandelst du mich nur noch wie eine Leibeigene. Ich koche für dich, ich putze für dich, ich wasch deine Sachen, gehe Einkaufen. Du nimmst mich nicht mehr als Frau wahr. Du siehst mich schon lange nicht mehr wie früher an“, zum Ende hin war ich leiser geworden. „Das zwischen uns Larry ist doch schon lange keine Liebe mehr“, fuhr ich fort, allmählig schien er Worte für meinen Ausbruch zu finden. Ich senkte den Blick und merkte wie mir eine Träne über die Wange rollte. „Soyala“, seine Stimme war sanft „Soyala, sieh mich bitte an“, forderte er mich auf und ich hob schließlich meinen Kopf. „Ich bin…ich bin ein totaler Idiot. Ich liebe dich noch immer wie am ersten Tag. Soyala du hast mein Leben auf den Kopf gestellt und ich weiß ich kann meine Gefühle nur schlecht zeigen und in letzter Zeit war unsere Beziehung und unser Umgang miteinander alles andere als gut und wir müssen daran arbeiten, aber ich bin mir sicher das wir das hinkriegen“, er umfasste mit einer Hand mein Kinn und sah mir in die Augen „Nur bitte, bitte gib uns noch nicht auf“, in diesem Moment sah ich hinter dem alttäglichen Larry, den ich jeden Tag vor mir hatte, wieder den Mann in den ich mich verliebt hatte. Der schlau und witzig war, der jung und voller Träume war und mir wurde klar ich konnte ihn nicht einfach verlassen nur weil es grade mal schlecht lief. Die Ehe ist ein hartes Stück Arbeit.

Larry legte seine Lippen auf meine und zum ersten Mal seit langem fühlte ich etwas, in einem Kuss von ihm, da war etwas, was schon lange nicht mehr dagewesen ist. Da waren wieder Gefühle, auf beiden Seiten. In diesem Moment in unserer Küche, war er wieder der Larry den ich so unbedingt heiraten wollte. Spontan und zu allem bereit. Er war wieder der Mann mit dem ich mitten in der Nacht nach Vegas gefahren war und wir uns in einer diesen billigen Kapellen das Ja Wort gegeben hatten und auch wenn unsere Ehe auf der Kippe stand und  zu scheitern drohte, war unsere Hochzeit immer noch eines meiner liebsten Erinnerungen.

_„Du bist total verrückt“, kicherte ich und Larry zog mich über den Strip von Las Vegas. „Komm schon das wird super“, der junge durchtrainierte Mann mit den dunklen Haaren und dem Namen Lawrence Sander lächelte mich unverblümt an und gab mir einen Leidenschaftlichen Kuss. „Schau da vorne“, er zeigte auf ein Leuchtreklameschild, das verkündete das die Kapelle 24 H geöffnet hat. Kaum hatten wir diesen bunten schrillen Ort betreten, wurden wir auch schon von einem kleinen Asiaten begrüßt der uns freudig fragte, was wir den wollten. Unsere Hochzeit war unspektakulär. Die kleine Kapelle war leer, niemand war mit uns gekommen, es war eine ganz spontane Idee von Larry, der am Tag zuvor seine Zwischenprüfung bestanden hatte. „So frag ich sie Lawrence Sander wollen sie die hier anwesende Soyala Garcia heiraten, so antworten sie mit ‚Ja‘“, sprach der falsche Elvis. „JA“, sagte Larry „Und nun frag ich auch Sie…“, ich unterbrach ihn sofort „Ja, ja, ja“, sagte ich und der falsche Elvis musste schmunzeln „Dann erkläre ich sie hiermit zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, Larry zog mich an sich und küsste mich mit soviel Leidenschaft, das ich dachte ich würde verbrennen. Kurz darauf verließen wir die Kapelle mit einer Urkunde und Silber glänzenden Edelstahlringen am Finger. Mehr konnten wir uns als Studenten nicht leisten.  Kaum waren wir draußen zog Larry mich wieder dicht an sich „Lass uns ein Baby machen“, sagte er ernst. „Was?“, fragte ich ungläubig. „ja warum nicht du musst nicht arbeiten, ich bin fast durch mit einem Studium und dann werde ich erfolgreicher Bankdirektor oder so was und kauf uns ein schönes Haus“, er schwärmte von der Zukunft. Ich überlegte kurz „Ok“, sagte ich dann und auf Larrys Gesicht erschien ein breites Grinsen. Er wirbelte mich herum und trug mich kurzerhand in das nächste Motel. Die ganze Nacht taten wir kein Auge zu und ich wette die Leute in den Zimmern neben uns taten das genauso wenig.
_

Dieser Larry war grade wieder da, er stand genau vor mir und doch war er ein anderer. Schon drei Monate nach unserer spontanen Hochzeit, war ich froh das ich in jener Nacht nicht Schwanger geworden war, denn die Zukunft war nicht so rosig gewesen, wie Larry sie auf dem Gehsteig vor der Kapelle gemalt hatte. Er schaffte das Examen nicht und flog von der Uni, nahm eine einfache Stelle als Angestellter in einer Bank an, die er bis heute innehatte. Das Geld war nicht viel und so reichte es nur für den kleine Bungalow in dem wir wohnten. All das nagte an ihm und nahm ihn mit, so dass er letztlich ein ganz anderer Mensch wurde, er verlor nicht nur seine Muskeln und sein gutes Aussehen, sondern auch seine Spontanität, sein Witz und die positive Einstellung. Das Leben hatte Lawrence Sander ziemlich bald in die Knie gezwungen und mich, mich hatte er all die Jahre einfach mitgerissen und ich habe es zugelassen. Doch seit heute war ich mir sicher, dass er immer noch da war, irgendwo tief unter all den Rückschlägen vergraben, gab es noch den zielstrebigen positiven Menschen und ich war mir sicher, ich könnte ihn zurückholen, wenn ich es nur wirklich versuchte.

Wir sind ArizonaWhere stories live. Discover now