Soyalas Leben

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Soyalas Sicht

Ich steckte den dreckigen Teller in die Geschirrspülmaschine während meine Schwiegermutter mich mit Argusaugen beobachtete „und ich habe ja auch immer noch keine Enkel“, meckerte sie direkt weiter, davor hatte sie mir vorgehalten das ich mich nicht mehr für Larry interessieren würde und in gewisser weise hatte sie recht. „Ja Martha ich weiß, aber Larry und ich wollen uns da noch Zeit lassen“, das war komplett gelogen, würde es nach Larry gehen dann könnten wir sofort ein Kind bekommen, aber allein der Gedanke bescherte mir eine Gänsehaut. Ein Kind würde mich für immer an diesen Mann binden. „Larry ist so ein guter Junge“, schwärmte sie weiter von ihrem Sohn, es lag auf der Hand das mich Mrs. Sander nicht leiden konnte. Konnte sie noch nie, sie war nie mit mir einverstanden gewesen, einer wilden Indianerin, wie sie mich immer nannte. Dabei war ich alles andere als wild, ich war unheimlich langweilig hatte immer zu allem ja und Amen gesagt, einer der Gründe warum ich nun hier saß. „Heute Abend wirst du ihm doch sicher was gutes Kochen?“, fragte sie argwöhnisch, langsam wurde mir der unerwartete Besuch meiner Schwiegermutter zu viel. „Ja Martha werde ich, aber ich fürchte du musst jetzt gehen, ich habe noch einen Arzttermin“, auch das war gelogen ich konnte sie nur einfach nicht mehr ertragen. „Hoffentlich nichts ernstes ich möchte nicht das mein Larry einen Krüppel zur Frau hat“, ich unterdrückte meine Wut und brachte die alte Dame zur Tür.

Larry und ich wohnten in einem kleinen Bungalow am Stadtrand von Phoenix, eine wirklich schöne ruhige Gegend mit vielen Familien und ich war die Außenseiterin, denn ich hatte keine Kinder ich konnte mich in die Gespräche der Nachbarn nie einbringen. Die Sonne schien warm vom Himmel, also nahm ich meine Kamera, immer auf der Suche nach dem perfekten Motiv, ist sie zu meinem ständigen Begleiter geworden. Ich machte mich auf in das nahe gelegene Gila River Indian Reservat wo meine Oma lebt, die einzige die mir von meiner Familie noch geblieben ist. Meinen Namen hatte sie mir gegeben Soyala, was übersetzt soviel wie Zeit der Wintersonnenwende heißt, ich wurde schließlich am 21. Dezember geboren. Ich genoss die Besuche bei meiner Oma, sie versetzen mich immer in meine Kindheit zurück, ich hatte oft die Ferien im Reservat verbracht, anders als meine Mutter liebt ich die Kultur der Indianer. Sie war aber damals gegangen sobald sie die Chance hatte, wollte liebe ein normales Leben führen. Ich führte dieses zwar auch fühlte mich trotzdem im Reservat immer willkommen und zuhause.

Als ich am Abend wieder nach Hause kam saß Larry bereits vor dem Fernseher und nippte an seinem Bier. „Gut du bist da, mach bitte essen“, ohne Widerworte ging ich in die Küche und setze ein Topf mit Wasser auf. Larry und ich waren grade 21 als wir heirateten, es war ein verrücktes Wochenende in Vegas, aber nach unser Hochzeit war überhaupt nichts mehr verrückt. Larry arbeitet in einer Bank und ich sitze zuhause, soll nicht arbeiten schließlich versorgt er die Familie. Liebe oder gar Zärtlichkeiten hab es zwischen uns schon lange nicht mehr, wir hatten uns einfach aneinander gewöhnt, was wohl der Grund war warum sich niemand von dem anderen trennte. Ich schüttete die Nudeln in das kochende Wasser und lehnte mich an den Tresen mein Leben befand sich auf dem Standstreifen, ich saß fest, dabei würde ich so gern mal wieder auf die Überholspur wechseln und einfach den Wind in den Haaren spüren.

Wir sind ArizonaWhere stories live. Discover now