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Charly's Sicht  

"Oh mein Gott! Das ist mein Song. Dreh lauter, Abi!"

Wie eine Verrücktgewordene sprintete ich zum Lichtschalter und  drehte ihn einmal herrum, sodass der Raum in einem dämmernden Licht  erschien. Währenddessen erhöhte Abigail murrend die Lautstärke des alten Radios und die Anfangstöne des Liedes erklangen. Ich schnappte mir die nächstgelegene Sonnenbrille, die ordentlich untereinander an einem Brillenständer sortiert waren und setzte sie mir auf die Nase. Der Wischmop, der bis eben noch zum wischen der dreckigen Fliesen gedient hatte, wurde nun mein neues Mikrofon.

Und so kam es,  dass ich mit einem Wischmoppstiel in der Hand und einer runden Hippiebrille auf der Nase zwischen den Süßigkeitenregalen stand und auf meinen Einsatz wartete.

Um eine Sache kurz aufzuklären, Abi und ich befanden uns in einer der Tankstellen von meinem Vater und würden, für ein bisschen Kleingeld, den Laden heute Abend schmeißen. Doch dadurch, dass die Straßen heute Abend wie leer gefegt waren, kam auch keine Menschenseele vorbei und wollte sein Auto mit Benzin füllen, geschweige denn sich einen Kaffee holen.

Deshalb war ich gerade dabei, zum gefühltesten zehnten Mal den Fußboden zu schrubben. Dabei konnte ich mich schon spiegeln, so sauber waren die weißen Fliesen.

Abi saß währenddessen auf einem Barhocker an der Kasse und erledigte ihre Phsyik-Hausaufgaben. Jedoch war ich in Physik eh nicht die Beste, daher konnte ich es gleich sein lassen und musste mich nicht mit hinterlistigen Formeln auseinandersetzen.  

Die ersten Verse von 'Kids in America' erklangen. Automatisch öffneten sich meine Lippen und ich begann lauthals mitzusingen; auch wenn meine Stimme einer überfahrenen Katze glich, die ihre letzten Töne von sich gab, war dies mir egal. Denn es gab diese Lieder, bei denen man einfach mitsingen musste.

"Looking out a dirty old window. Down below the cars in the city go rushing by. I sit here alone and I wonder why."

 Nebenbei machte ich mich mit dem blauen Wischmop in der Hand und der viel zu großen Sonnenbrille auf der Nase, die mich aussehen ließ wie Biene Maja höchst persönlich, auf dem Weg zu Abi, die sich aufgrund meiner schrillen Stimme Kopfhörer aufgesetzt hatte und weiterhin ihre Hausaufgaben machte. Mit der linken Hand riss ich ihr die weißen Kopfhörer vom Kopf und forderte sie dazu auf mit zu singen.

"Komm schon Abi sing mit!" Ich hielt ihr den Stiel des Wischmops unter die Nase, um ihr zu zeigen, dass sie gleich dran war mit ihrem Part. Doch Abi stieß das sogenannte Mikrofon einfach weg und fuhr sich genervt durch die braunen Haare. Tzz. Denn ebend nicht.            

"Friday night and everyone's moving. I can feel the heat but it's soothing. Heading down, I search for the beat in this dirty town." 

Trotzdem gab ich meinen Plan, meine beste Freundin zum Singen zu motivieren, nicht auf und versuchte es weiterhin. Wild herumhüpfend versuchte ich ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.

"Down town the young ones are going. Down town the young ones are growing. Ach komm schon Mäuschen. Gleich kommt der Refrain."   Ich tänzelte zum Radio hinüber, um die Lautstärke noch ein wenig zu erhöhen, sodass das Radio an seinen Grenzen angekommen war.

Der ganze Raum war nun erfüllt mit Kim Wildes Stimme.  

"We're the kids in America. We're the kids in America. Everybody live for the music-go-round." Auch der kleine Zwerg neben mir hatte nun seine Hemmungen abgelegt und kreischte nun in ihr eigenes Mikrofon, das aus einem Schokoriegel bestand. Laut grölend sprangen wir zwischen den Reagalen umher und ließen unserer Peinlichkeit freien Lauf.

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