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„Ms. Thompson?“ Genervt steckte sie ihre Nase aus ihrem Siebenhundert-Seiten-Erotikroman den sie gerade lass. Es schien wohl gerade heiß her zu gehen im Buch, als sie widerwillig die Augen von den schwarz bedruckten Seiten nahm und mir widerwillig in die Augen schaute. „Was?“

Ihre Augen, die von kleinen Falten umgeben waren, stachen über den klapprigen Brillenrand und guckten mich abwartend an. „Kann ich mal bitte auf die Toilette?“ piepste ich mit einer leisen Stimme, in der Hoffnung nicht gleich angebrüllt zu werden. Ich hatte noch genau 17 Minuten, die ich in diesem tristen Raum ab warten musste. Ohne groß auf einen ‚Smalltalk‘ einzugehen, hüpften ihre Augen wieder zurück ins Buch und mit einem fast unsichtbaren Nicken, bestätigte sie mir, mal eben einen Ausflug aufs Mädchenklo zu machen.

Natürlich spukten in meinem Kopf andere Pläne umher. Ich war viel zu zappelig,  um nun eben man pinkeln zu gehen. Als ich die braune Holztür hinter mir schloss, sprintete ich wie eine Geisteskranke, nur in meiner luftigen Schuluniform gekleidet, auf den Schulhof. Ein kalter Wind brauste auf und wehte mir einzelne Schneeflocken ins Gesicht. An meinen Beinen zog sich eine ekelige  Gänsehaut entlang. Dadurch, dass meine Beine nur von  dem dünnen Stoff einer Strumpfhose umgeben waren, fing ich nichts desto trotz noch an zu zittern.  Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig, als mich gegen die kalten Wand zu lehnen, um mich ein wenig vor der Kälte und dem Wind zu schützen.

Mit zitternden Fingern, die schon ganz rot von der Kälte waren, fischte ich mein Handy aus meiner Rocktasche. Immer noch, wie hypnotisiert, starrte ich auf die paar kleinen Wörter. Ich konnte es immer noch nicht fassen.

Kennt ihr das?

Das Gefühl, wenn ihr am liebsten die ganze Welt zusammen schreien würdet, doch eure Stimme nur ein hohes quieken von sich gibt. Eure Mundwinkel zucken ununterbrochen nach oben und die ersten Tränen bilden sich in eurem Augenwinkel

Das Gefühl, wenn ihr wie eine Verrückte auf und ab hüpft und Jeden, der euch in die Quere kommt gerne umarmen würdet. Euer Herz ist von Wärme umgeben und eure Augen leuchteten, wie die eines Kindes an Heiligabend.

Genau das waren die Auswirkung eines Fangirlmomentes der Boyband, One Direction.

Angestrengt, nicht gleich die Schule zusammen zu schreien, bis ich mir auf die Unterlippe und lauschte dem Tuten aus dem Telefon. Nur wenige Sekunden später, nahm auch schon Jemand ab.

„Hi, hier ist Sam.“ Die vertraute Stimme meines Besten Freundes dröhnte durch den Elektrokasten.

„Oh mein Gott. Sam, Bitte sag mir, dass das hier nur ein verdammter Traum ist!  Wir gehen nicht wirklich zum Konzert von One Direction oder? Ich hab eben dein neuen Tweet gelesen und ich war drauf verlinkt. Also nehme ich mal an, dass ich mit komme. Wie blöd von mir, natürlich komme ich mit. Ich bin immerhin deine beste Freundin. Oh mein Gott, ich glaub ich kreische hier gleich die ganze Schule zusammen. Wann ist denn das Konzert? Sind die Tickets nicht heute erst raus gekommen? Welche Plätze haben wir?“

Bevor ich die nächsten Sätze aussprechen konnte, die in meinem Kopf umher spuckten, unterbrach mich die Stimme von Sam.

„Du redest zu Zeit mit meiner Mailbox, wie du bestimmt mit gekriegt hast, bin ich gerade nicht erreichbar. Wenn dieser Anruf jedoch wichtig ist, wiederhole dein Gelaber nach dem Piepton.“*Piep*

Genervt drückte ich auf den roten Hörer. Na super. Jedes verdammt Mal fiel ich auf Sam's Mailbox her rein.

Denn würde ich ihm halt später einen kleinen Besuch abstatten müssen, um nach zu hacken was es mit seinem Tweet auf sich hatte. Ich beschloss zurück zum Unterricht zu gehen, da Ms. Thompson sonst Verdacht schöpfen würde was und mir langsam der Körper ein fror. Meine Zehenspitzen waren schon ganz taub von der Kälte.

Twitter Fake - N.H.Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz