● Teil elf ●

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Der Joker und ich laufen auf das Lager zu und bleiben vor der Tür stehen. ,,Da drinnen sind meine Männer und denen solltest du nicht trauen. Sie mögen Frischfleisch nicht.", warnt er mich grinsenden und öffnet den Eingang quietschend.

Wir betreten das Lager und ich sehe mich um. Hier ist nicht sehr viel, außer ein großer Tisch mit Stühlen. Auf den Stühlen sitzen Männer. Wohl Jokers Männer. Ich kann auch noch eine alte abgenutzte Couch entdecken und besonders hell ist es auch nicht.

,,Jungs, ich hab hier jemanden mitgebracht.", spricht Joker laut und bekommt so die volle Aufmerksamkeit seinen 'Jungs', so wie er sie nennt. Erwartungsvoll sieht mich der Joker an.

Puh, okey, du musst stark sein. Denen sag ich garantiert nicht meinen echten Namen, ich muss mir was einfallen lassen.

,,Hallo Jungs, ich bin Liakáda.", stelle ich mich vor. Irritiert sieht mich Joker an, doch ich lasse mich nicht beirren und er lässt das alles mit einem Schmatzen stehen. ,,So -mh-, sie ist das neue Mitglied. Sollte ich mitkriegen, dass sich jemand an ihr vergreift, bekommt er es mit mir zutun. Äh, sie braucht Training. Tom, das übernimmst du. Bring ihr schießen, kämpfen und Messerkampf bei, aber richtig. Das soll sich lohnen; ja es soll sich lohnen.", befiehlt er und ein großer, gefährlich aussehender Mann erhebt sich. ,,Ja, Boss.", sagt er und deutet mir, ihm zu folgen, was ich auch tue.

Wir gehen in einen anderen Raum in dem Zielscheiben stehen und Waffen auf einem Tisch liegen. ,,So, hast du schonmal eine Schusswaffe in der Hand gehalten?", fragt mich dieser Tom und ich kann deutlich die Unzufriedenheit in seiner Stimme hören.

Nicht nur einfach so gehalten, mein Dad brachte mir bei damit umzugehen und zu schießen. Und so wie es aussieht, muss ich mich hier beweisen.

,,Ja.", gebe ich knapp von mir. ,,Na dann, zeig mal was du kannst, hier nehm die und schieß auf die Zielscheibe. Vielleicht triffst du immerhin die Wand daneben.", fordert er mich spöttisch auf.
Dem werd ich's zeigen.

Ich nehme ihm die Waffe aus der Hand, checke ob das Magazin voll ist, entsichere die Pistole und stelle mich richtig hin. Ein Bein etwas weiter hinten für einen sichereren Stand und halte die Waffe mit beiden Händen vor mich. Dann ziele ich und drücke den Abzug.

Etwas weiter neben der Mitte. Ich ziele erneut und treffe tatsächlich nur knappe 7 Zentimeter neben dem Schwarzen. Dafür landete mein Dritter Schuss genau in dem Kreis.
Ich kann's noch.

Schadenfroh grinse ich Tom an, während er sichtlich bereut, sich über mich lustig gemacht zu haben. Ich gehe auf ihn zu, sichere die Waffe und gebe sie ihm zurück. ,,Schade, die Wand habe ich leider nicht getroffen."

Dann laufe ich an ihm vorbei, zu den anderen Waffen. Ich nehme mir eine andere Waffe; eine AAC Honey Badger, stecke ein Magazin rein und stelle mich wieder vor die Ziele.

Das Schießen hiermit fällt mir am leichtesten, da mein Vater mich damit viel schießen lassen hat. Meistens treffe ich die Mitte der Scheiben, was mich ein wenig Stolz macht, obwohl ich nicht mehr mit solchen Waffen schießen wollte.

,,Nagut, dann üben wir das halt nur noch.", spricht Tom und ich höre den Respekt aus seiner Stimme.
Er hat Respekt vor mir. Das gefällt mir.

Nach über zwei Stunden, treffe ich nur noch die Mitte oder knapp daneben. Das Eis zwischen Tom und mir ist auch gebrochen und er ist mir nicht mehr so unsympathisch wie davor. Es ist lediglich so, wie Joker es gesagt hat, sie mögen Frischfleisch nicht.

Ich bin extrem konzentriert und als die Tür aufgeht, drehe ich mich reflexartig um und ziele auf die Person, welche an der Tür stehen bleibt. ,,Wie ich sehe, klappt das hier, aber ich würde sagen, das ist genug für heute. Ich bring dich nach Hause Liakáda."

Als sich der Störende als Joker herausstellt, nehme ich schnell die Waffe runter und drücke sie Tom in die Hand. Ich lächle ihm noch kurz zu und folge dann dem Joker aus dem Lager.

An dem Auto von vorhin angekommen, steigen wir ein und er schließt es wieder kurz. Nachdem er los gefahren ist, bricht er die Stille: ,,Liakáda also?" Dabei schmatzt er am Ende. ,,Ja, du sagtest ich solle deinen Männern nicht trauen, also hab ich mir einen Decknamen ausgedacht. Liakáda steht für Sonnenschein im Griechischen.", murmle ich vor mich hin.

,,Ja, du bist wahrlich ein Sonnenschein. Son-nen-schein." Joker spricht das Wort in Silben und grinst mich an. ,,Äh danke?", erwidere ich, was jedoch viel mehr nach einer Frage klingt und ich erröte leicht, was ihn noch mehr zum grinsen bringt.
Peinlich.

,,Du musst doch nicht gleich rot werden. Nein-Nein.", lacht er laut auf, aber wird schnell wieder ernst. ,,Der letzte Sonnenschein -schmatz- vor dem Tod.", nuschelt er nachdenklich. Ich erwiedere nichts, sondern sehe ihn einfach nur an.

Was wohl passiert ist, dass er so geworden ist? Er erzählt seine Geschichte so oft herum, doch immer wieder ist es eine andere. Hat er schon mal die Wahrheit erzählt oder waren alles Lügen?

Am Park hält er an und steigt aus, was ich ihm nachmache. ,,Morgen um 16 Uhr, hier." War das letzte was er sagt, bevor er einfach in der Dunkelheit verschwindet. Kurz bleibe ich noch stehen bis ich auch nach Hause gehe.

New life with a psycho Where stories live. Discover now